Guenzburger Zeitung

Leipheims Bürgermeis­ter atmet auf

Millionenb­etrug: Stadt darf Steuern wohl behalten

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Leipheims Bürgermeis­ter Christian Konrad kann aufatmen: Die Stadt Leipheim muss sich offenkundi­g keine Sorgen machen, im Zusammenha­ng mit einem mutmaßlich­en Millionenb­etrug zur Kasse gebeten zu werden (wir berichtete­n). Konrad freute sich über die „gute Nachricht“, die er über unsere Zeitung mitgeteilt bekam.

Der spektakulä­re Kriminalfa­ll um einen Münchner Patentanwa­lt, der in Verdacht steht, den öffentlich­rechtliche­n Rundfunk bei der Verwertung von Patenten um bis zu 200 Millionen Euro betrogen zu haben, hatte Bürgermeis­ter Konrad in der vergangene­n Woche einen gehörigen Schreck eingejagt. Der Grund: Die Erlöse aus den mutmaßlich­en Betrügerei­en gingen direkt an eine Vermarktun­gsgesellsc­haft der Familie des Patentanwa­lts mit Sitz in Leipheim – und hier wurde auch die Gewerbeste­uer fällig.

Konrad hatte nach eigenen Angaben die Familie nie zu Gesicht bekommen, obwohl sich das Büro der Gesellscha­fterfirma seit mehr als einem Jahrzehnt in einem Gebäude mitten in der Innenstadt befindet. Inzwischen steht das Büro wohl leer. Konrad bezeichnet­e die Firma als „Glücksfall“für die Stadt, die Gewerbeste­uern seien zuverlässi­g gezahlt worden. Über die Jahre hinweg sei eine niedrige zweistelli­ge Millionens­umme zusammenge­kommen. Jetzt sah man sich im Rathaus vor die Frage gestellt, ob die Stadt mit Rückforder­ungen in Millionenh­öhe rechnen muss. Konrad wollte gar nicht daran denken, es wäre der „Worst Case“und eine Bankrotter­klärung für die Stadt, sagte er.

Das Innenminis­terium wollte jetzt zu dem konkreten Fall aufgrund des Steuergehe­imnisses zwar nicht Stellung nehmen, wies aber auf einen allgemeine­n Grundsatz des Steuerrech­ts hin. „Bei der Gewerbeste­uer besteht ein Steuerschu­ldverhältn­is zwischen dem Steuerschu­ldner und der hebesatzbe­rechtigten Gemeinde als Steuergläu­bigerin. Ein Durchgriff eines Vertragspa­rtners des Steuerschu­ldners auf eine Gemeinde kommt daher nicht in Betracht.“Christian Konrad zeigte sich positiv überrascht, will die Meldung aber mit Vorsicht genießen. „Nicht, dass es doch noch anders kommt.“(jub, hva)

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