Investor träumt von 300 Wohnungen
Bauprojekt Das Areal der früheren Firma Untiedt am Jettinger Ortseingang soll bebaut werden. Die Vorstellungen zum Wie gehen allerdings etwas auseinander
Jettingen Scheppach Das Bauprojekt hat ein beachtliches Ausmaß. Nicht nur für eine Gemeinde in der Größe von Jettingen-Scheppach. Knapp 300 Wohnungen sollen auf dem Gelände der ehemaligen Möbelfabrik Untiedt gebaut werden – zumindest nach den Vorstellungen des Investors. „Diese Zahl hat mich fast erschlagen“, erklärte Bürgermeister Hans Reichhart in der jüngsten Bauausschuss-Sitzung. Die Gemeinde will das Ganze deshalb eine Nummer kleiner. Zwischen 150 und 200 Wohnungen in größeren Wohnblocks sowie einige Stadt-, Doppelund Reihenhäuser wären eher denkbar. Das Gelände der früheren Firma Untiedt umfasst etwa 36 000 Quadratmeter im Bereich Hauptstraße/Goethestraße und Burgauer Weg im Ortsteil Jettingen. Ein Teil des Areals ist Brachland, die noch übrig gebliebenen Hallen stehen seit Jahren leer und sind in einem entsprechend schlechten Zustand.
Ein Investor aus München will die Gebäude abreißen und stattdes- sen auf dem Gelände Wohnungen bauen. Dieser innerörtliche Standort sei optimal, betonte der Bürgermeister. Denn es könne nicht sein, dass immer nur auf der grünen Wiese gebaut werde. Das sähen zwar alle ein, doch wenn es zum Schwur komme, gebe es immer wieder Bedenken gegen eine verdichtete Bebauung im Ortskern. Deshalb bat Reichhart die Gemeinderäte, bei den Anwohnern „Überzeugungsarbeit“für das Projekt zu leisten. Denn: „Das ist eine große Chance für die Gemeinde.“
Das Verfahren für die Bebauung des Untiedt-Geländes steht erst am Anfang. Im Bauausschuss legte der Städteplaner Gerd Sahlender vom Büro Arnold Consult aus Kissing einen ersten Vorentwurf vor. An vielen Details muss noch gefeilt werden, auch im großen Ganzen gehen die Vorstellungen von Investor und Gemeinde noch auseinander.
Der Investor möchte das Grundstück natürlich optimal verwerten, unter anderem mit Wohnblocks von mehr als 50 Metern Länge. Gerd Sahlender: „Also ganz schöne Kali- ber.“Bis zu 30 Wohnungen sollen in einem solchen Gebäude eingerichtet werden. „Dagegen habe ich mein Veto eingelegt“, sagte Reichhart. Die halbe Größe tue es auch. Außerdem müsse bei den geplanten Gebäudehöhen auf die bestehende Wohnbebauung in der Nachbarschaft Rücksicht genommen werden. Zweiter Bürgermeister Hermann Högel (CSU) nannte die geplante Bebauung einen „Glücksfall“. Allerdings müssten die wechselseitigen Interessen „sehr sorgsam angeschaut und zusammengeführt“werden. Und es müsse zumindest einige Tiefgaragen geben, damit nicht alle Autos der künftigen Bewohner die oberirdischen Flächen zustellen.
Denn das neue Wohngebiet, so auch Planer Sahlender, solle nicht nur durchgrünt, sondern möglichst auch mit Freiflächen gestaltet werden – etwa mit einem Platz zur Kommunikation und einem Spielplatz. Außerdem wäre es wünschenswert, in einem derart großen Wohngebiet eine gewisse Infrastruktur zu schaffen, etwa mit einer Apotheke oder einem Ärztehaus. Auf Nachfrage von CSU-Rat Elmar Kuhn sagte Sahlender, es sei auch denkbar, mit dem Investor vertraglich den Bau von einigen Wohnungen mit sozial verträglichen Mieten zu vereinbaren.
Einstimmig wurde im Bauausschuss schließlich beschlossen, den Vorentwurf des Bebauungsplans möglichst bald öffentlich auszulegen, um Anregungen und mögliche Bedenken der Anwohner und vor allem der übergeordneten Fachbehörden zu erfahren. „Damit wir in die Gänge kommen“, wie der Bürgermeister sagte.
Der musste sich abschließend noch etwas Kritik von FUW-Rat Paul Heinle anhören. Denn die Mitglieder des Bauausschusses hatten vorab keine Unterlagen erhalten. Heinle: „Das ist bei einem solchen Projekt einmalig im Landkreis.“Reichhart entschuldigte das mit dem Umstand, dass die Unterlagen nicht rechtzeitig fertig wurden. Und es wird noch einiges Wasser die Mindel hinunterfließen, ehe das geplante Bauprojekt in trockenen Tüchern ist.