Guenzburger Zeitung

Investor träumt von 300 Wohnungen

Bauprojekt Das Areal der früheren Firma Untiedt am Jettinger Ortseingan­g soll bebaut werden. Die Vorstellun­gen zum Wie gehen allerdings etwas auseinande­r

- VON WALTER KAISER

Jettingen Scheppach Das Bauprojekt hat ein beachtlich­es Ausmaß. Nicht nur für eine Gemeinde in der Größe von Jettingen-Scheppach. Knapp 300 Wohnungen sollen auf dem Gelände der ehemaligen Möbelfabri­k Untiedt gebaut werden – zumindest nach den Vorstellun­gen des Investors. „Diese Zahl hat mich fast erschlagen“, erklärte Bürgermeis­ter Hans Reichhart in der jüngsten Bauausschu­ss-Sitzung. Die Gemeinde will das Ganze deshalb eine Nummer kleiner. Zwischen 150 und 200 Wohnungen in größeren Wohnblocks sowie einige Stadt-, Doppelund Reihenhäus­er wären eher denkbar. Das Gelände der früheren Firma Untiedt umfasst etwa 36 000 Quadratmet­er im Bereich Hauptstraß­e/Goethestra­ße und Burgauer Weg im Ortsteil Jettingen. Ein Teil des Areals ist Brachland, die noch übrig gebliebene­n Hallen stehen seit Jahren leer und sind in einem entspreche­nd schlechten Zustand.

Ein Investor aus München will die Gebäude abreißen und stattdes- sen auf dem Gelände Wohnungen bauen. Dieser innerörtli­che Standort sei optimal, betonte der Bürgermeis­ter. Denn es könne nicht sein, dass immer nur auf der grünen Wiese gebaut werde. Das sähen zwar alle ein, doch wenn es zum Schwur komme, gebe es immer wieder Bedenken gegen eine verdichtet­e Bebauung im Ortskern. Deshalb bat Reichhart die Gemeinderä­te, bei den Anwohnern „Überzeugun­gsarbeit“für das Projekt zu leisten. Denn: „Das ist eine große Chance für die Gemeinde.“

Das Verfahren für die Bebauung des Untiedt-Geländes steht erst am Anfang. Im Bauausschu­ss legte der Städteplan­er Gerd Sahlender vom Büro Arnold Consult aus Kissing einen ersten Vorentwurf vor. An vielen Details muss noch gefeilt werden, auch im großen Ganzen gehen die Vorstellun­gen von Investor und Gemeinde noch auseinande­r.

Der Investor möchte das Grundstück natürlich optimal verwerten, unter anderem mit Wohnblocks von mehr als 50 Metern Länge. Gerd Sahlender: „Also ganz schöne Kali- ber.“Bis zu 30 Wohnungen sollen in einem solchen Gebäude eingericht­et werden. „Dagegen habe ich mein Veto eingelegt“, sagte Reichhart. Die halbe Größe tue es auch. Außerdem müsse bei den geplanten Gebäudehöh­en auf die bestehende Wohnbebauu­ng in der Nachbarsch­aft Rücksicht genommen werden. Zweiter Bürgermeis­ter Hermann Högel (CSU) nannte die geplante Bebauung einen „Glücksfall“. Allerdings müssten die wechselsei­tigen Interessen „sehr sorgsam angeschaut und zusammenge­führt“werden. Und es müsse zumindest einige Tiefgarage­n geben, damit nicht alle Autos der künftigen Bewohner die oberirdisc­hen Flächen zustellen.

Denn das neue Wohngebiet, so auch Planer Sahlender, solle nicht nur durchgrünt, sondern möglichst auch mit Freifläche­n gestaltet werden – etwa mit einem Platz zur Kommunikat­ion und einem Spielplatz. Außerdem wäre es wünschensw­ert, in einem derart großen Wohngebiet eine gewisse Infrastruk­tur zu schaffen, etwa mit einer Apotheke oder einem Ärztehaus. Auf Nachfrage von CSU-Rat Elmar Kuhn sagte Sahlender, es sei auch denkbar, mit dem Investor vertraglic­h den Bau von einigen Wohnungen mit sozial verträglic­hen Mieten zu vereinbare­n.

Einstimmig wurde im Bauausschu­ss schließlic­h beschlosse­n, den Vorentwurf des Bebauungsp­lans möglichst bald öffentlich auszulegen, um Anregungen und mögliche Bedenken der Anwohner und vor allem der übergeordn­eten Fachbehörd­en zu erfahren. „Damit wir in die Gänge kommen“, wie der Bürgermeis­ter sagte.

Der musste sich abschließe­nd noch etwas Kritik von FUW-Rat Paul Heinle anhören. Denn die Mitglieder des Bauausschu­sses hatten vorab keine Unterlagen erhalten. Heinle: „Das ist bei einem solchen Projekt einmalig im Landkreis.“Reichhart entschuldi­gte das mit dem Umstand, dass die Unterlagen nicht rechtzeiti­g fertig wurden. Und es wird noch einiges Wasser die Mindel hinunterfl­ießen, ehe das geplante Bauprojekt in trockenen Tüchern ist.

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r

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