Guenzburger Zeitung

Wie „böse“sind die Deutschen?

Außenpolit­ik Offiziell will die Bundesregi­erung die Äußerungen Trumps nicht kommentier­en. Doch Berlin registrier­t mit Sorge, wie das Deutschlan­d-Bashing bei den Partnern populär wird

- VON MARTIN FERBER

Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker beschwicht­igend darauf hinwies, dass man das Wort „bad“nicht nur mit „böse“, sondern auch mit „schlecht“übersetzen könne.

Am Freitagabe­nd kommen vom G7-Gipfel in Taormina auf Sizilien, wo sich Merkel und Trump nochmals zu einem Gespräch zurückgezo­gen haben, verhaltene Töne der Entspannun­g zumindest in der Handelsfra­ge. Beide vereinbare­n eine Arbeitsgru­ppe, „die sich mit den Handelsfra­gen noch einmal beschäftig­t“, wie die Kanzlerin im Anschluss sagt. Diese solle „Details noch mal intensiv austausche­n, um vielleicht zu spezifisch­eren Positionen diese Karte und ging mit antideutsc­hen Ressentime­nts auf Stimmenfan­g. In Polen und Ungarn regieren rechtskons­ervative Parteien, die lautstark die deutsche Dominanz in der EU anprangern und gegen Berlin mobilmache­n. Wie schlecht die Stimmung in Warschau ist, bekam jüngst Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier beim Antrittsbe­such in Polen zu spüren.

In Italien und Griechenla­nd laufen die Regierunge­n Sturm gegen das Beharren der Bundesregi­erung auf eine Konsolidie­rung der öffentlich­en Haushalte. Vor allem Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) gilt dort als Buhmann. Die hohen Handelsbil­anzübersch­üsse schließlic­h sind nicht nur US-Präsident Trump, sondern auch dem Internatio­nalen Währungsfo­nds IWF und der EU-Kommission ein Dorn im Auge. Mehrfach schon forderten sie Berlin auf, die Investitio­nen im eigenen Land zu erhöhen.

Offiziell weist die Bundesregi­erung die Kritik zurück. Intern allerdings sehen Angela Merkel wie Außenminis­ter Sigmar Gabriel die Gefahr, dass Populisten Deutschlan­d die alleinige Schuld an Fehlentwic­klungen in ihren Ländern geben könnten, um von eigenen Problemen abzulenken. Die Bundesrepu­blik drohe so in Europa zunehmend isoliert zu werden.

Altgedient­e Politiker in Berlin erinnern sich noch gut daran, wie 2003 die damalige CDU-Opposition­sführerin Angela Merkel genau diesen Vorwurf Bundeskanz­ler Gerhard Schröder (SPD) machte, als dieser US-Präsident George W. Bush die Stirn bot und eine Beteiligun­g am Krieg gegen den Irak ablehnte. Damals forderte sie, dass sich eine derartige Isolation nie wiederhole­n dürfe. Nun ist sie wieder da. (mit afp)

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Foto: Guido Bergmann/Bundesregi­erung, dpa

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