Einzigartig im Landkreis
Jubiläum Schützen und Fußballer der Geselligen Vereinigung Eintracht Autenried feiern ihr doppeltes Gründungsfest
Die Autenrieder sind offensichtlich ein aktives Völkchen: Im Ichenhauser Stadtteil ist fast jeder Zweite im Verein – der Geselligen Vereinigung, die es schon seit 105 Jahren gibt. Manches Mitglied ist häufig sogar doppelt und dreifach engagiert, weiß Ehrenvorsitzender Johann Schuler. Und zwei Abteilungen der Vereinigung können jetzt ein Doppeljubiläum feiern: Die Schützen haben ihr 130-jähriges Gründungsfest, die Fußballer ihr 50-Jähriges. Es war 1912, als sich die Schützenkameraden, die Freunde der Musik, des Theaters und Gesangs in der damals selbstständigen Gemeinde zur Geselligen Vereinigung zusammenschlossen. Die Vereinigung ist mittlerweile deutlich größer geworden, denn nach und nach sind die Abteilungen Fußball, Frauenturnen und Tischtennis im Eintracht-Kreis aufgenommen worden. Die Zahl der Mitglieder, an deren Spitze Gesamtvorsitzender Marcus Galster steht, hat damit circa 500 erreicht. Im Landkreis gilt diese Vereinsform als einzigartig.
Schon 25 Jahre, bevor die Vereinigung gebildet wurde, haben gleich zwei Schützenvereine in Autenried mit ihrem Sport begonnen: im Februar 1887 die bürgerliche Schützengesellschaft Frohsinn, die damals im Lokal „Weißes Roß“schoss, und im Dezember gleichen Jahres die herrschaftliche Zimmerstutzen Schützengesellschaft Jung Autenried. Deren Vereinslokal war schon damals der „Sommerkeller“und ist es bis heute geblieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die Schützen erst im November 1950 wieder den Schießbetrieb mit bereits 66 Aktiven auf. Damals unter ziemlich abenteuerlichen Voraussetzungen im Sommerkeller. Die Schießscheiben wurden durch die Kurbel einer Nähmaschine angetrieben, geschossen wurde quasi quer durch die Gaststube nur mit einer spanischen Wand aus Brettern abgetrennt. Bei der ersten Vereinsmeisterschaft konnten die 27 Teilnehmer nur jeweils fünf Schuss abgeben, sonst hätten wegen der zeitraubenden Umstände gar nicht alle mitmachen können, weiß Harald Kempter, Abteilungsleiter der Schützen. Das blieb nicht so.
1962 folgte der Umzug in den Saal der Wirtschaft, dort gab es drei Schießstände. Und weitere 18 Jahre später wurden im Dachgeschoss neun Schießstände in Betrieb genommen. Derzeit machen drei Mannschaften mit je mindestens vier Aktiven beim Rundenwettkampf im Altlandkreis mit. Eine „Spezialität“ist seit 1969 die Stadtmeisterschaft mit den Nachbarvereinen, die alle sechs Jahre im Sommerkeller ausgetragen wird. Die Erfolgsbilanz unter den Beteiligten ist einigermaßen ausgeglichen. An der Dorfmeisterschaft anlässlich des Jubiläums haben vergangenes Wochenende 45 Mannschaften aus Autenried und der Nachbarschaft teilgenommen, der Reinerlös der Startgelder kommt wie schon 1982 und 2012 der Kartei der Not, dem Hilfswerk unserer Zeitung, zugute.
Die Kicker sind heute die größte Abteilung im Vereinsverbund der Eintracht. Genaue Mitgliederzahlen sind freilich schwierig zu benennen, so die Funktionäre, da eben zahlreiche Aktive in mehreren Abteilungen mitmachen. Die Fußballer haben eine durchaus bewegte Vergangenheit. Nach etwa siebenjährigem Spielbetrieb wurde die Abteilung 1957 wegen akuten Spielermangels im Dorf aufgelöst. Einige waren unter anderem wegen freundschaftlicher Kontakte zur Konkurrenz nach Ettenbeuren gewechselt. Erst zehn Jahre später, mittlerweile hatte die Gemeinde einen Sportplatz gebaut, wurde wieder das runde Leder getreten, die Fußballer erlebten die Neugründung dank der Initiatoren Gustav Kautter und Siegfried Wirrer. Heute kicken sie in der Kreisklasse mit wechselndem Erfolg.
Immerhin vier Meisterschaften verbuchten die Gelb-Blauen in ihrer Vereinsgeschichte. Wie schwierig es in der heutigen Zeit mit der Nachwuchsarbeit ist, zeigt der Umstand, dass seit 2006 eine gemeinsame Jugendmannschaft aus Autenried, Ellzee, Hochwang, Ichenhausen und Waldstetten gebildet wird. Schon in früheren Zeiten war die Spielteilnahme für den Nachwuchs manchmal kein Spaß. Zur Erntezeit sollte ein Jugendspieler für den Vater, ein Landwirt, auf dem Mähdrescher sitzen, obwohl ein Kick anstand. Also kam der Jugendtrainer angedüst, übernahm den Job auf dem Mähdrescher und der 16-jährige Landwirtssohn konnte aufs Spielfeld laufen. Zu den Kuriositäten der Fußballabteilung zählt auch eine Familie mit sieben Kindern, die vom Vater angefangen nahezu alle schon im Eintracht-Trikot angetreten sind.
Bereits 1998 hat die Abteilung ihr in Eigenregie mit großem Engagement errichtetes Sportheim in Betrieb genommen. Im Jubiläumsjahr 2017 können die Fußballer einen neuen Trainingsplatz mit Flutlichtanlage einweihen und ihren bisherigen im Dorf aufgeben. Um den Platz kümmert sich übrigens mit Ernst Tischler ein echtes Urgestein des Vereins, der bereits seit 27 Jahren Platzwart ist und mit seinen 57 noch hin und wieder selbst kickt.