Guenzburger Zeitung

Die gesamte Familie versammelt sich in Tracht und singt die ganze Nacht

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die Lebensweis­e. „Und genau das ist fatal“, redet sich Zaid fast in Rage, „denn unsere Werte sind jetzt wichtiger als je zuvor. Wir Berber haben den radikalen Islam immer abgelehnt, Religion und Staat getrennt und treten für die Gleichheit zwischen Mann und Frau ein.“Als Zaids Frau und seine Schwiegert­öchter die Speisen auftragen, merken wir erst, wie schnell die Zeit vergangen ist. Spannender kann man Geschichte nicht lernen. Und nach dem Abendessen versammelt sich die gesamte Familie Tair in traditione­ller Tracht, singt und trommelt bis tief in die Nacht hinein.

Am nächsten Tag fährt Amqrane uns durch das Dades- und Todratal, hinein in das saftig grüne Rosental und zu Beduinen, die seit jeher in Höhlen leben und ihre Kinder hier großgezoge­n haben. Sie bieten uns Minztee an, gekocht auf dem offenen Feuer, das sich von Schafskot nährt. Über die Schlichthe­it dieses Lebens staunen wir, erst recht über die Zufriedenh­eit, die diese Menschen ausstrahle­n. Kurz vor Sonnenunte­rgang erreichen wir die Auberge und spazieren in das gegenüberl­iegende trockene Flusstal. Der Vollmond steht schon über dem wellenförm­igen Gebirge, die Sonne taucht die Steinwüste in die unterschie­dlichsten Pastell- und Rottöne. Eindrücke, die selbst eine sechsköpfi­ge Familie verstummen lassen.

Endstation Sahara. Wir haben das kleine Dorf M’hamid erreicht und steigen spät am Abend aus dem Bus. Gleich begrüßt uns M’barek von der Auberge Kasbah Dar Sahara Tours. Mit ihm werden wir in die Wüste ziehen. Ob wir denn unbedingt zum Erg Chegaga möchten, fragt er zweifelnd. Die Sandwüste habe zwar die höchsten Dünen, aber eben auch sehr viele Touristen in einem

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