Sommer im Frühling und Quartett mit Quintett
Warum der Abend im Festsaal des Schulmuseums Ichenhausen trotz Gegensätzen voller Harmonie war
Musikalischer Frühling im Schwäbischen Barockwinkel am gefühlten Sommeranfang und ein Mozart-Streichquintette aufspielendes Sendler-Quartett stellen an sich Widersprüche dar. Doch in diesem Spannungsfeld entstand am Sonntagabend im Festsaal des Schulmuseums in Ichenhausen ein bewegter und spannender Kammermusikabend. Ein Highlight war das Hornquintett mit dem Waldhornsolisten Urban Weigel. Die anderen Register wurden glänzend vertreten von Wilfried Sendler (erste Bratsche), Severine Pehl-Fackler (zweite Bratsche, erweitert das Quartett zum Quintett), Bernhard Büsch (erste Violine), Barbara Schubert (zweite Violine) und Angelika EngstlerKlaffke (Violoncello).
Auch, wenn an dem herrlichen Sonnentagabend nur 15 Personen den Weg ins Schulmuseum fanden: Das Sendler-Quartett ist eine aus dem musikalischen Frühling nicht wegzudenkende Rarität. Hier spielen Virtuosen aus Passion, mit Gestaltungswillen und beachtlichem Können. In den Pausen legt der Chef und Namensgeber des Quartetts Wilfried Sendler als Moderator die gleiche Heiterkeit an den Tag, die auch seiner Musik innewohnt. So ganz nebenbei stellt er seine instrumentalen Kollegen vor, tritt mit dem Publikum in Interaktion oder entscheidet spontan, dass eine Wiederholung weggelassen wird. Doch nie geht dabei die Ernsthaftigkeit für die drei aufgeführten Quintette verloren.
Ein düsterer c-Moll-Akkord eröffnete das erste Vortragsstück, und der Zuhörer befindet sich abrupt in Wolfgang Amadeus Mozarts Quintett c-Moll, KV 406. Viele kontrastreiche Melodienvariationen folgen: Ergreifendes Geigensolo verstummt vor ausdrucksstarkem Bratschenduett und das Violoncello, in der Mitte postiert, schlägt sich meist eigenständig, aber immer selbstbewusst agierend mal auf die eine, mal auf die andere Seite. Akkurat ausgeformte Läufe und wohlklingende Töne dürfen der Cellistin bestätigt werden. Schöne Duette zwischen Violine und Bratsche schaffen eine träumerische Abendstimmung im Andante.
Im dritten Satz, dem klanglich etwas dunkel gefärbten Menuetto in Canone, übernehmen immer wieder die Restregister angespielte Melodien und wiederholen sie im umgekehrten Intervall. Das Stück endet wie begonnen im Allegro mit herausstechenden Bratschensoli und -duetten. Vielschichtige Harmonien und Akkorde werden kraftvoll durcheinandergewirbelt.
Das sich anschließende Quintett Es-Dur, KV 407, ist Mozarts einziges Hornquintett. Zwei Bratschen und eine Violine stellen zusammen mit dem Cello eine besondere Begleitung für das Waldhorn dar. Im einleitenden Allegro verbinden sich neckische Stakkati in marschähnlichen Rhythmen mit konzertanten Legati, wobei es dem Solisten Weigel hervorragend gelingt, die dunklen und weichen Schattierungen des Waldhornklangs bis in feinste Nuancen in Szene zu setzen. Verhalten, den Wohlklang suchend, eröffnen die Streicher das Andante. Doch schnell setzt sich das Waldhorn durch und findet mit den Streichern zu festlicher Feierlichkeit. In kraftvollem Gleichklang endet das finale Rondo Allegro.
Das abschließende Quintett B-Dur, KV 174, in vier Sätzen gilt als Mozarts erstes Streichkonzert. Tragendes Instrument ist in diesem die Violine. Deren feine und harmonischen Töne werden immer wieder durch ungewöhnliche chromatische Einschübe unterbrochen und zwischen erster Geige und erster Bratsche kommt es immer wieder zum stürmischen Schlagabtausch. Im Adagio setzten die Streicher einen Dämpfer auf, um die Wehmut, eine Abschiedsstimmung, spürbar zu verstärken. Das Echo zu den Melodien der ersten Stimmen spielten im Menuetto zweite Geige und Bratsche. In harmonischem Miteinander führten die fünf Instrumente das Quintett zu einem eindrucksvollen Finale und durften mit dem begeisterten Schlussapplaus die Sicherheit mitnehmen, den wenigen Besuchern eine große Freude bereitet zu haben. (neu)