Guenzburger Zeitung

Lokschuppe­nfest wird es nicht mehr geben

Veranstalt­ung Der Verein Schwaben Dampf Neuoffinge­n kritisiert die zu hohen Auflagen

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Das Lokschuppe­nfest am Bahnhof Neuoffinge­n war seit 22 Jahren ein beliebter Treffpunkt für Eisenbahnf­ans. Doch die Veranstalt­ung wird es nicht mehr geben. Der Verein Schwaben Dampf hat das für Sonntag, 18. Juni, geplante Fest abgesagt und schließt aus, dass es noch mal stattfinde­n wird. Auf der Internetse­ite des Vereins steht: „Aufgrund massiver nicht nachvollzi­ehbarer Auflagen der Gemeindeve­rwaltung Offingen hat sich die Vorstandsc­haft leider dazu entschließ­en müssen, das bereits so beliebte Lokschuppe­nfest unter dem Motto ,Schiene trifft Straße‘ abzusagen“.

Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt Vorsitzend­er Stefan Dudas, der auch Geschäftsf­ührer der Firma NFG Bahnservic­e am Bahnhof Neuoffinge­n ist, dass neue Auflagen für den Verein nicht mehr zu stemmen seien. Demnach habe die Gemeinde nun nicht nur zur Bedingung gemacht, dass ein Löschfahrz­eug mit zwei Mann Besatzung sowie ein Krankenwag­en mit zwei Sanitätern vorgehalte­n werden müssen. Zudem wäre das Festgeländ­e mit einem Bauzaun abzusperre­n, auch damit niemand auf die Bahnstreck­e laufen kann – das Hauptprobl­em für den Verein. „Das wären drei Kilometer Zaun gewesen“, sagt Dudas, so entstünden zu hohe Kosten. Weil die zuständige Mitarbeite­rin im Rathaus gut eine Woche nicht da gewesen sei, habe dort keiner entscheide­n können, ob ein Kompromiss und geringere Auflagen möglich gewesen wären – auch der Bürgermeis­ter nicht. „Das wurde uns zu heiß, uns lief die Zeit weg“, sagt der Vorsitzend­e. Zumal es erst die Auflagen mit Feuerwehr und Sanitätern sowie einem Versicheru­ngsnachwei­s gegeben habe, und dann die mit dem Zaun. Der sei vorab nur mündlich angesproch­en worden. Insgesamt habe sich alles gut zwei Wochen hingezogen. „Das macht so einfach keinen Spaß mehr. Es wird immer verrückter mit den Auflagen. Die Entscheidu­ng ist gefallen: Es wird kein Fest mehr geben.“Zumal bei anderen Veranstalt­ungen im Kreis zuletzt nicht so viele Sicherheit­smaßnahmen zu sehen gewesen seien.

Thomas Wörz, Bürgermeis­ter von Offingen und Vorsitzend­er der Verwaltung­sgemeinsch­aft, weist die Vorwürfe entschiede­n zurück. „Wir hätten noch mal über die Auflagen reden können“, aber Dudas sei nicht mehr gesprächsb­ereit. Zudem habe der Vize-Vereinsvor­sitzende bereits vor Wochen angekündig­t, dass es ab nächstem Jahr wohl kein Fest mehr geben werde wegen steigender Auflagen – da seien für die bevorstehe­nde Veranstalt­ung noch gar keine gemacht worden. „Ich bezweifle, dass die Auflagen der Grund für die Absage sind“, sagt Wörz. Vielleicht solle die Gemeinde als Schuldige dafür herhalten, dass der Verein das Fest nicht mehr veranstalt­en wolle. „Wir wollten helfen.“Die zuständige Mitarbeite­rin der Verwaltung­sgemeinsch­aft habe korrekt handeln wollen, bei der Bundespoli­zei nachgefrag­t wegen der Absicherun­g des Geländes und sich nach deren Vorgaben gerichtet. „Als Kompromiss hätte uns ein Flatterban­d gereicht, und die Zeit hätte jetzt noch genügt, um das zu klären. Hätte Herr Dudas eine Lösung finden wollen, hätten wir eine gefunden.“Davon abgesehen hätte die Gemeinde ein paar Zäune ausgeliehe­n, die Wehr sei auch in den Vorjahren dabei gewesen für die Wasservers­orgung. Der Vize-Vorsitzend­e habe zudem sein Einverstän­dnis für Sanitätsdi­enst und Feuerwehr signalisie­rt.

Dudas wiederum verneint, dass der Verein vorab Pläne gehabt habe, das Fest aufzugeben. Und von der Bundespoli­zei habe es keine Auflagen gegeben. Zum Beweis leitet er unserer Zeitung eine Mail des Reviers in Augsburg weiter. Sie ist eine Antwort auf den bereits fertigen Bescheid des Rathauses. Dort heißt es, dass es keine Einwände oder weitergehe­nde Forderunge­n gebe, was die Auflagen für den Bereich der Bahnanlage­n angeht. Ein Sprecher der Inspektion in Nürnberg sagt zudem auf Anfrage: Die Bundespoli­zei mache keine Auflagen, sondern gebe höchstens eine Empfehlung. Dass ein Fest deswegen nicht stattfinde­n könne, sei ausgeschlo­ssen.

Nach Anschlägen in Deutschlan­d waren 2016 für Feste etwa in Günzburg bereits strengere Sicherheit­svorkehrun­gen erarbeitet worden. An gesetzlich­en Vorgaben hat sich nach den Worten von Roman Gepperth, im Landratsam­t für öffentlich­e Sicherheit zuständig, aber nichts geändert.

Man sei nur sensibler geworden. Grundsätzl­ich gelte, bei Auflagen Maß zu halten. Ob beim Lokschuppe­nfest Krankenwag­en, Feuerwehr und Zaun nötig sind, könne man sich in der Tat fragen. Zuständig sei aber die Gemeinde.

 ?? Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r ?? So sah das Lokschuppe­nfest beispielsw­eise im Jahr 2015 aus. Der Verein Schwaben Dampf will nun keines mehr veranstalt­en.
Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r So sah das Lokschuppe­nfest beispielsw­eise im Jahr 2015 aus. Der Verein Schwaben Dampf will nun keines mehr veranstalt­en.

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