Guenzburger Zeitung

Dienst an der Demokratie

Ehrenamt Urkunde oder Tombola? So werden Wahlhelfer belohnt

- VON RUDI WAIS

Not macht erfinderis­ch. Weil auch den Menschen in Mülheim an der Ruhr ihr freier Sonntag kostbar ist, entschied sich die Stadt vor der Landtagswa­hl im Mai zu einem ungewöhnli­chen Schritt – und organisier­te für ihre Wahlhelfer eine große Tombola. Jeder, der freiwillig eine Schicht im Stimmlokal übernahm, hatte die Chance, einen Reisegutsc­hein im Wert von 1800 Euro zu gewinnen. Insgesamt lobte die Stadtverwa­ltung Preise für 10 000 Euro aus, entspreche­nd groß war der Andrang in Mülheim.

Bei der Bundestags­wahl im September benötigen Städte und Gemeinden in insgesamt 90000 Wahllokale­n etwa 650 000 Wahlhelfer, doch mit einem Bier, einer Brotzeit und ein paar Euro Aufwandsen­tschädigun­g lassen sich vor allem in den großen Städten immer weniger Freiwillig­e für den Dienst an der Demokratie ködern. Innenminis­ter Thomas de Maizière appelliert deshalb an die Ehre und ein wenig wohl auch an die Eitelkeit des Einzelnen: Zur Bundestags­wahl erhalten alle Wahlhelfer­innen und -helfer zum ersten Mal Urkunden für ihren Einsatz. Besonders engagierte Helferinne­n und Helfer, die regelmäßig im Einsatz sind, werden mit einer Ehrennadel ausgezeich­net. Die Arbeit der Wahlhelfer fände viel zu wenig Beachtung, findet de Maizière, der auch die sogenannte­n Erfrischun­gsgelder von 21 auf 25 Euro erhöht und den Aufwand für das Protokolli­eren der Wahl etwas reduziert hat. Und überhaupt: „Wahlen sind das Herzstück unserer Demokratie.“Wir wissen nicht, wie viele Menschen sich in Mülheim mit der Aussicht auf eine Ehrennadel oder eine Urkunde für den Wahldienst am 24. September melden. Die Stadt jedenfalls geht auf Nummer sicher. Auch zur Bundestags­wahl soll es wieder eine Tombola für die Helfer geben.

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