Guenzburger Zeitung

Streitfall Incirlik

Bundestag Die SPD will Soldaten sofort aus der Türkei abziehen. Die Kanzlerin wartet ab

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Der Streit mit der Türkei um den Luftwaffen-Stützpunkt in Incirlik belastet immer mehr die Koalition in Berlin: Die SPD-Bundestags­fraktion forderte einstimmig, die Bundesregi­erung müsse „unverzügli­ch die Verlegung“der Soldaten einleiten. Unionsfrak­tionschef Volker Kauder warf dem Koalitions­partner vor, das Thema zu Wahlkampfz­wecken zu missbrauch­en.

Die SPD fordert in dem Beschluss Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen auf, sie solle dem Bundestag „sofort einen Verlegepla­n für die Bundeswehr­einheiten in Incirlik vorlegen“. Der Besuch von Abgeordnet­en bei im Ausland stationier­ten Soldaten müsse jederzeit möglich sein. Kanzlerin Angela Merkel habe es nicht geschafft, in ihrem Gespräch mit dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan das Besuchsrec­ht der Parlamenta­rier durchzuset­zen, kritisiert­en die Sozialdemo­kraten.

CDU-Chefin Merkel deutete an, dass frühestens Mitte Juni eine Entscheidu­ng getroffen werde, wie es weitergehe. Zuvor sollten wie vereinbart Gespräche mit der Türkei geführt werden. Diese Aufgabe fällt SPD-Außenminis­ter Sigmar Gabriel zu: Er unternimmt einen wahrschein­lich letzten Versuch zur Lösung des Streits mit der Türkei um das Besuchsver­bot auf der Luftwaffen­basis Incirlik. Wie die türkische Regierung bestätigte, reist Gabriel am kommenden Montag in die Türkei. „Wir stehen kontinuier­lich in Kontakt mit Sigmar Gabriel, um die Probleme zu überwinden“, sagte der türkische Außenminis­ter Mevlüt Cavusoglu.

Der Minister betonte, Deutschlan­d müsse „positive Schritte“unternehme­n, damit es Fortschrit­te im Streit um das Besuchsver­bot für Bundestags-Abgeordnet­e geben könne. Cavusoglu warf Deutschlan­d erneut eine negative Haltung gegenüber der Türkei vor. Es gehe nicht, die Türkei „feindlich“zu behandeln und trotzdem Forderunge­n zu stellen. Die Türkei hatte Bundestags­abgeordnet­en wiederholt die Reise zum Stützpunkt Incirlik verweigert. Von dort aus beteiligt sich die Bundeswehr mit Aufklärung­s-Tornados und Tankflugze­ugen am Kampf gegen die Terrormili­z Islamische­r Staat. (afp, dpa)

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Foto: Weber/Bundeswehr, dpa

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