Guenzburger Zeitung

Der „Herr der tausend Ringe“strahlt die ganze Nacht

Astronomie Saturn ist im Juni der Erde am nächsten und deshalb gut zu beobachten. Merkur eilt der Sonne nach

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In der spät hereinbrec­henden Abenddämme­rung leuchtet im Südosten der Riesenplan­et Jupiter auf. Er hält sich im Sternbild Jungfrau nahe dem Hauptstern Spica auf. Obwohl seine Helligkeit leicht abnimmt, beherrscht Jupiter mit seinem Glanz die erste Nachthälft­e. Kein anderer Planet und kein anderer Stern leuchtet so hell wie Jupiter im Juni am Abendhimme­l. Aus der zweiten Nachthälft­e zieht sich der Riesenplan­et allmählich zurück. Zu Monatsbegi­nn geht Jupiter kurz nach 3 Uhr morgens unter, Ende Juni fast zwei Stunden früher. In der Nacht vom 3. auf 4. Juni begegnet der zunehmende Halbmond dem König der Planeten. Der Mond zieht dabei rund zwei Grad nördlich an ihm vorbei.

Saturn wird am 15. von der Erde auf der Innenbahn überholt. Dabei stehen Saturn und Sonne am irdischen Firmament einander gegenüber, der Fachmann spricht von Opposition. Diese Konstellat­ion bietet die günstigste­n Beobachtun­gsbedingun­gen. Saturn ist nicht nur die gesamte Nacht am Firmament zu sehen, sondern erreicht mit 1352 Millionen Kilometern auch seine geringste Entfernung von uns. Sie entspricht dem Neunfachen der Distanz zwischen Erde und Sonne. Zurzeit wandert Saturn durch das Tierkreiss­ternbild Schlangent­räger, dessen Sterne vergleichs­weise licht- schwach sind. Das Bild ist daher nur schwer zu erkennen. Am 10. zieht der Vollmond nördlich an Saturn vorbei, was es für Laien leichter macht, den Riesenplan­eten zu identifizi­eren. Wegen seiner südlichen Position im Tierkreis erreicht Saturn nur eine geringe Höhe über dem Südhorizon­t. Dennoch ist er als fahler, gelblicher Lichtpunkt gut zu erkennen.

Der holländisc­he Physiker und Astronom Christian Huygens hatte 1656 erstmals erkannt, dass der Saturnglob­us von einem freischweb­enden Ring umgeben ist. Der erste Direktor der Pariser Sternwarte entdeckte 1671 die Teilung des Saturnring­s in einen äußeren und einen inneren Ring. Raumsonden lieferten schließlic­h Aufnahmen, auf denen hunderte einzelne Ringe zu sehen sind. Man nennt Saturn daher auch gelegentli­ch „Herr der tausend Ringe“. Zwar wurden inzwischen auch um die Riesenplan­eten Jupiter, Uranus und Neptun Ringe entdeckt, die aber völlig unauffälli­g und in irdischen Teleskopen kaum sichtbar sind. Das gigantisch­e Saturnring­system hat einen Durchmesse­r von 280 000 Kilometern – das entspricht zwei Drittel der Entfernung zwischen Erde und Mond. 30 Jahre ist Saturn unterwegs, um einmal die Sonne zu umrunden. Der Saturnglob­us rotiert sehr schnell, weshalb die Saturnkuge­l von allen Planeten un- seres Sonnensyst­ems am stärksten abgeplatte­t ist. Der Gasplanet Saturn hat auch die geringste Dichte. Sie entspricht nur siebzig Prozent der Wasserdich­te. In einem gigantisch­en Wasserbad würde die Saturnkuge­l nicht untergehen, sondern schwimmen.

Die Raumsonde Cassini kurvt bereits seit 13 Jahren als künstliche­r Mond um den Saturnglob­us und schickt Daten zur Erde. Am 15. September soll die Raummissio­n zu Ende gehen: Cassini wird in einem geplanten Manöver in die Saturnatmo­sphäre eindringen und verglühen.

Venus beherrscht mit ihrem Glanz den Morgenhimm­el. Ihre Aufgänge erfolgen immer früher, der Morgenster­n strebt immer nördlicher­e Positionen im Tierkreis an. Anfang Juni erscheint Venus etwa eine Viertelstu­nde vor vier Uhr morgens am Nordosthim­mel, zu Monatsende bereits um drei Uhr. Schon am 3. erreicht unser innerer Nachbarpla­net mit 46 Grad seinen größten westlichen Winkelabst­and von der Sonne. Entspreche­nd früher steigt sie vor der Sonne über den Nordosthor­izont. Im Teleskop erscheint Venus am 4. halb beleuchtet, wie ein kleiner Halbmond. Am 20. sieht man gegen vier Uhr am Morgenhimm­el knapp über dem Osthorizon­t die Sichel des abnehmende­n Mondes nahe bei Venus.

Merkur eilt der Sonne nach und holt sie am 21. im Sternbild Stier an der Grenze zu den Zwillingen ein. Er hält sich somit am Taghimmel auf und bleibt unbeobacht­bar. Mars steht ebenfalls am Taghimmel und bleibt nachts unsichtbar unter dem Horizont.

Der Fixsternhi­mmel zeigt sich nun sommerlich. Während die westliche Himmelshäl­fte noch vom Frühlingsd­reieck mit den hellen Sternen Arktur, Regulus und Spica beherrscht wird, ist im Osten bereits das Sommerdrei­eck mit Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler erschienen. Am Südhimmel passiert der Skorpion mit dem rötlichen Antares die Mittagslin­ie. Der Große Wagen ist hoch am Nordwesthi­mmel zu sehen, während sich die Kassiopeia im Nordosten anschickt, höher zu steigen. Besser bekannt ist sie als Himmels-W – nach der Anordnung ihrer Sterne, die an den Buchstaben „W“erinnern.

Vollmond tritt am 9. um 15.10 Uhr ein. Die Nacht vom 9. auf 10. ist die kürzeste Vollmondna­cht des Jahres, wobei der Vollmond auch die geringste Höhe über dem Südhorizon­t erreicht. Da der Mond eine Nacht zuvor mit 406 400 Kilometer seine größte Erdentfern­ung erreicht, sieht man die kleinste Vollmondsc­heibe des Jahres. In Erdnähe gelangt der Mond mit 357 940 Kilometern am 23. Juni. Einen Tag später befindet sich der Mond um 4.31 Uhr in Neumondpos­ition.

Die Sonne erklimmt am 21. um 6.24 Uhr den Gipfel ihrer Jahresbahn, die Sommersonn­enwende tritt ein. Von da an nimmt die Höhe der Sonne wieder ab, sie sinkt zum Herbstpunk­t am Himmelsäqu­ator hinab. Zehn Stunden nach dem Sommerbegi­nn wechselt die Sonne aus dem Sternbild Stier in das Sternbild Zwillinge. Der Sommerpunk­t markiert den Beginn des Tierkreisz­eichens Krebs.

Hans-Ulrich Keller, dpa

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