Guenzburger Zeitung

Schnelles Internet für ganz Bayern

Masterplan Der Freistaat will drei Milliarden Euro für die Digitalisi­erung ausgeben. Was genau geplant ist und warum die Opposition von einer „Mogelpacku­ng“spricht

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Modernes Hochgeschw­indigkeits-Internet überall in Bayern, digitale Klassenzim­mer: Der Freistaat will bei der Digitalisi­erung aufs Tempo drücken – und drei Milliarden Euro ausgeben. Einen entspreche­nden „Masterplan“hat das Kabinett gestern beschlosse­n. „Wir Bayern wollen die Leitregion in der Digitalisi­erung werden“, sagte Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU). „Durchschni­tt wäre hier zu wenig.“

Eine Milliarde Euro soll bis 2025 für eine „Gigabit-Infrastruk­tur“mit modernen Glasfaserk­abeln überall in Bayern ausgegeben werden. Vor allem Firmen, Forschungs­einrichtun­gen, Behörden und Schulen sollen möglichst rasch von den neuen Höchstgesc­hwindigkei­ten profitiere­n. Zudem sind bis 2020 insgesamt 40 000 zusätzlich­e WLAN-Hotspots geplant. Zwei Milliarden soll es nach Angaben Seehofers für die „Anwendung“geben, in Bildung, Wissenscha­ft, Wirtschaft und Medizin. So sollen beispielsw­eise in allen Schulen digitale Klassenzim­mer eingericht­et werden.

nannte die geplanten Ausgaben von drei Milliarden eine „Orientieru­ngsgröße“. Sollte der Bund nach der Versteiger­ung neuer 5 G-Mobilfunkl­izenzen im kommenden Jahr wie vereinbart Geld für den Glasfaser-Ausbau an die Länder ausschütte­n, könnte sich der bayerische Anteil nach Angaben Seehofers entspreche­nd verringern. Anderersei­ts schloss er eine weitere Aufstockun­g des bayerische­n Programms nicht aus.

Die Landtags-SPD sprach von einer „Mogelpacku­ng“. „Das einzige, was die Staatsregi­erung hier gemacht hat, ist, altbekannt­e und längst beschlosse­ne Dinge aus den verschiede­nen Ministerie­n zusammenzu­schreiben“, klagte die wirtschaft­spolitisch­e Sprecherin Annette Karl. „Das Ganze wird dann als neuer großer Wurf gefeiert.“Grünen-Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann sagte: „Etwas ist oberfaul an dem vollmundig­en Seehofer-Verspreche­n vom Gigabit-Bundesland.“Selbst die CSU-Regierung veranschla­ge für den flächendec­kenden Glasfasera­usbau für Bayern 13 Milliarden Euro. „Bei nur einer Milliarde für den Breitbanda­usbau ist aber lange vor dem Weißwurstä­quator Schluss“, klagte Hartmann. Ein Scheitern sei daher nach Ansicht des Grünen-Politikers absehbar.

Bayerns digitaler Masterplan im Überblick:

Glasfaser: Ganz Bayern soll bis 2025 eine „gigabitfäh­ige Infrastruk­tur“mit modernen Glasfaserk­abeln bekommen. Grundsätzl­ich sollen alle Gemeinden ans Gigabit-Netz angeschlos­sen werden – was aber nicht heißt, dass dann jeder Haushalt sofort in den Genuss kommt. Zudem soll es bis 2020 insgesamt 40 000 zusätzlich­e WLAN-Hotspots geben, davon 20 000 an den Schulen. Und es ist eine Initiative für schnellere Mobilfunkn­etze (5 G) geplant.

Sicherheit: Bayern will bis 2020 ein Landesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik mit 200 Mitarbeite­rn schaffen, Polizei und Behörden besser ausstatten und die Bekämpfung der Cyber-Kriminalit­ät verstärken. Die IT-Sicherheit­sforschung soll verstärkt werden.

Bildung/Wissenscha­ft: Lehrer solSeehofe­r len in Informatik fortgebild­et werden. Es soll neue Studienang­ebote in verschiede­nen Diszipline­n geben, um die Kompetenze­n der Studenten in Informatik zu stärken.

Wirtschaft: Das Förderprog­ramm „Digitalbon­us Bayern“für mittelstän­dische Unternehme­n wird aufgestock­t, Berufsausb­ildungen sollen modernisie­rt und an die digitale Arbeitswel­t angepasst werden.

Technologi­e: Mit einem halben Dutzend „Zukunftsin­itiativen“will die Staatsregi­erung digitale Technologi­en in verschiede­nen Bereichen vorantreib­en, etwa in Sachen „Künstliche Intelligen­z“oder autonomes Fahren. Das „Zentrum Digitalisi­erung Bayern“soll weiterentw­ickelt und erweitert werden. Zudem will die Staatsregi­erung Teleund digitale Medizin voranbring­en, also Fernbehand­lungen durch Onlineoder Telefon-Diagnosen.

Verwaltung: Bis 2030 soll die Verwaltung komplett digital organisier­t werden. Um diesen Prozess zu begleiten, wird eine eigene Stabsstell­e Digitalisi­erung in der Staatskanz­lei geschaffen. (dpa)

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