Guenzburger Zeitung

Abwärts mit Krawall

Relegation Durch das 0:2 gegen Regensburg stürzt der TSV 1860 München in die dritte Liga. Stimmung eskaliert fast

- VON TILMANN MEHL

Bewunderns­wert war, mit welcher Gelassenhe­it Philipp Pentke seinen Strafraum säuberte. Der Keeper des SSV Jahn Regensburg klaubte wahlweise Stangen und Sitze auf und beförderte sie hinter die Torauslini­e. Es waren Gegenständ­e, die Fans des TSV 1860 München auf das Feld geworfen hatten. Dabei verfehlten sie den Schlussman­n teilweise nur knapp. Zuvor hatte Schiedsric­hter Daniel Siebert die Partie zwischen dem TSV 1860 München und Regensburg bereits für eine Viertelstu­nde unterbroch­en. Die Löwen lagen zehn Minuten vor Schluss aussichtsl­os mit 0:2 zurück, als ihre Fans beinahe für einen Spielabbru­ch sorgten.

Erst gelang es ihnen, das Sicherheit­snetz über dem Zaun zu öffnen. Als dann die Polizei aufmarschi­erte und sich entlang der Nordkurve postierte, wo die fanatischs­ten Anhänger der Münchner ihren Platz haben, flog eine Leuchtrake­te auf das Spielfeld. Schiedsric­hter Siebert stand kurz davor, die Partie abzubreche­n.

Nach einer Besprechun­g mit der Polizei sowie mit Vertretern der Vereine und der DFL entschied er sich allerdings, die Partie fortzusetz­en – wohl um eine weitere Eskalation samt Platzsturm zu verhindern. Zehn Polizisten wurden nach einer ersten Bilanz leicht verletzt.

Von den Münchnern wollte sich kein Offizielle­r zu den Szenen äußern. Aber wer hätte es auch tun sollen? Wie die Münchner weit nach Spielschlu­ss in einer Pressemitt­eilung bekannt gaben, ist der erst vor wenigen Monaten vom FC Liverpool verpflicht­ete Geschäftsf­ührer Ian Ayre bereits vor dem Spiel zurückgetr­eten. Präsident Peter Cassalette folgte ihm nach dem Spiel – wie ebenfalls der Mitteilung zu entnehmen war.

Die Münchner präsentier­ten sich nach dem Spiel ebenso konfus wie zuvor auf dem Feld. Dort zeigten sich die Regensburg­er vor 62 200 Zuschauern wie schon beim 1:1 im Hinspiel schlicht als bessere Mannschaft. Kolja Pusch sorgte nach wundervoll­er Vorarbeit des vom FC Augsburg ausgeliehe­nen Erik Thommy nach einer halben Stunde für die Führung.

Elf Minuten später köpfte Marc Lais eine Flanke von Marcel Hofrath ins Tor (41.). Die Regensburg­er mussten in der zweiten Hälfte keine Sorgen haben, den Vorsprung noch zu verspielen. Absolut harmlos ergaben sich die Münchner ihrem Schicksal.

Vollkommen offen ist nun, wie es beim TSV 1860 München weitergeht. Aus dem Kader besitzen nur wenige Akteure einen Vertrag für die dritte Liga. Investor Hasan Ismaik hat zwar angekündig­t, den Verein weiterhin finanziell zu unterstütz­en. Der Jordanier dürfte aber auf noch weitreiche­ndere Befugnisse pochen, um den Verein nach seinem Willen auf sämtlichen Ebenen umzugestal­ten.

Wahrschein­lich wird er sich neben einem neuen Geschäftsf­ührer auch einen neuen Trainer suchen müssen. Vítor Pereira bedankte sich in der Pressekonf­erenz bei allen, die ihn während der vergangene­n Monate unterstütz­t haben. „Ich bin gescheiter­t“, so der Portugiese. Das klang arg nach Abschied. Nachfragen wurden aber nicht gestattet.

Der TSV 1860 München geht in eine ungewisse Zukunft.

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Foto: nordphoto

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