Guenzburger Zeitung

Das Ende einer zerrüttete­n Beziehung

- As@augsburger allgemeine.de

DVON ANTON SCHWANKHAR­T ankenswert­erweise hat es Borussia Dortmund nicht mehr lange hinausgezö­gert. Es gibt ja nicht viel Unerfreuli­cheres als eine siechende Beziehung, in der sich die Beteiligte­n regelmäßig vor Kameras umarmen müssen, obwohl der eine den anderen nicht mehr sehen kann. Der eine war im vorliegend­en Fall Hans-Joachim Watzke, Klubchef des BVB.

Watzke hat schon vor Wochen mit dem anderen, Tuchel, Schluss gemacht. Im Sinne des Vereins hat er seine Entfremdun­g vom Trainer zurückgest­ellt, bis der Pokal gewonnen war. Danach gab es keinen Grund mehr, die Menschen mit dieser Scheinehe zu quälen. Mehr noch als im richtigen Leben stellt sich die Frage, wann und wo Dortmund und Tuchel, zwei die für einander geschaffen schienen, sich voneinande­r entfernt haben. Sportlich ist dem gebürtigen Krumbacher nichts vorzuwerfe­n. Der BVB hat in den zwei Tuchel-Jahren kein Heimspiel verloren. Er hat sich für die Champions League qualifizie­rt und jetzt den DFB-Pokal gewonnen. Da kann keiner meckern. Trotzdem war seit Wochen klar, dass Tuchel gehen muss.

Warum? Weil er sich in der Bewertung des Attentates auf den Dortmunder Mannschaft­sbus öffentlich eine andere Meinung geleistet hat als Klubchef Watzke. Tuchel hat die „The-Show-must-goon-Haltung“des Europäisch­en Fußballver­bandes angeprange­rt, der die Partie nur einen Tag nach dem Anschlag neu angesetzt hat. Er hat dabei eine gute, erfreulich nachdenkli­che Figur abgegeben. Watzke saß nicht im Bus. Er musste hinterher die Krise für den BVB managen und tat das aus einer anderen Position als Tuchel. In Watzkes Adern fließt BVB-Blut. Tuchel ist Angestellt­er.

Öffentlich ausgetrage­n, mündet ein Disput zwischen dem Vereinsbos­s und dem Trainer auch bei anderen Klubs in die Entlassung des Übungsleit­ers. Dass am Ende Spieler wie Marcel Schmelzer Tuchel unwiderspr­ochen kritisiere­n durften, war ein klares Indiz für das nahe Ende der Beziehung.

Eigentlich schade. Tuchel und Dortmund – daraus hätte noch ein Traumpaar werden können.

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