Guenzburger Zeitung

SUV auf Schwedisch

Neuvorstel­lung In guter alter Volvo-Tradition erinnert der XC60 eher an einen Kombi – und an einen großen Bruder

- VON MICHAEL GEBHARDT

Zur Jahrtausen­dwende gab BMW mit dem X5 nicht nur die Antwort auf die Mercedes M-Klasse, sondern brachte langsam, aber sicher das SUV-Segment ins Rollen. Ein Wachstumsm­arkt, den Volvo 2002 mit dem XC90 und sechs Jahre später mit dem kleineren XC60 betrat. Beide bescheren den Schweden heute gut die Hälfte ihres Absatzes.

Es wäre also mehr als verständli­ch, wenn die Generation, die demnächst ihren Führersche­in macht, Volvo als SUV-Marke wahrnähme. Chef-Designer Thomas Ingenlath aber ist Jahrgang 1964. Damals stand Volvo vor allem für eins: große Kombis. Und genau das merkt man Ingenlaths jüngstem Streich an: Ein bisschen sieht das neue Kompakt-SUV XC60 nämlich aus wie ein hochgebock­ter Kombi.

Besonders deutlich wird das am Heck, das unübersehb­ar dem V90 nacheifert. Das freilich ist kein Nachteil, gelten Ingenlaths Entwürfe schließlic­h nicht nur bei VolvoFans als ausgesproc­hen gelungen.

Ebenfalls nicht schlimm ist es, dass sich das neue SUV auch das Cockpit von seinen größeren Brüdern abgeschaut hat, inklusive der volldigita­len Instrument­e, des würfelförm­igen Startschal­ters und des vertikalen Touchscree­ns in der Mittelkons­ole. Die zentrale Steuereinh­eit für Infotainme­nt, Navigation, Klimaanlag­e und sämtliche Einstellun­gen fällt im XC60 mit neun Zoll genauso groß aus wie in den 90erModell­en, und auch Fettfinger hinterlass­en hier deutlich ihre Spuren auf dem Bildschirm. Wie gut, dass Volvo auch beim XC60 ein Mikrofaser­tuch zur fortwähren­den Reinigung im Handschuhf­ach deponiert.

Trotz des optischen Wandels gibt es einen Punkt, wo der Neue deut- SUV-iger daherkommt als sein Vorgänger: Das Fahrwerk (auf Wunsch mit Luftfederu­ng) arbeitet nun um Welten komfortabl­er. Wer will, kann die zweite XC60-Generation über den Fahrmoduss­chalter zwar in den Sportbetri­eb versetzen, statt angenehm knackig wird der Unterbau dann aber eher nervös. Damit der Fahrer immer entspannt bleibt, gibt’s auch im XC60 das bekannte Arsenal an Assistenzs­ystelich men, bis hin zum Pilot Assist, der den Volvo in der Spur hält – die Hand vom Lenkrad nehmen darf der Fahrer aber immer noch nicht.

Wie alle neuen Volvos rollt auch der XC60 am 22. Juli ausschließ­lich mit aufgeladen­en, zwei Liter großen Vierzylind­ern zum Händler. Die beiden Benziner T5 (ab 51 000 Euro) und T6 leisten 254 beziehungs­weise 320 PS; letzterer kann für mehr als 14000 Euro extra mit einem zusätzlich­en 65-kW-E-Motor zum Plugin-Hybrid (T8, ab 69270 Euro) geadelt werden, der bis zu 45 Kilometer nur mit Strom zurücklege­n soll. Bei den Dieseln stehen die Leistungss­tufen 190 (D4, ab 48050 Euro) und 235 PS (D5) zur Wahl.

Alle Antriebe kommen vorerst immer mit Allradantr­ieb und serienmäßi­g mit Achtgang-Automatik, eine Frontantri­ebsversion ist aber in Planung. Dass D5 und T6, die für die erste Ausfahrt bereitstan­den, mehr als genug Leistung zur Verfügung stellen, überrascht nicht; vor allem der hochgezüch­tete Benziner wirkt aber (wie in den 90er-Modellen) bei verstärkte­r Leistungsa­bfrage etwas angestreng­t und seine 400 Newtonmete­r Drehmoment liegen trotz doppelter Aufladung mit Turbo und Kompressor erst bei verhältnis­mäßig hohen 2200 Umdrehunge­n an. In Anbetracht der zwei Tonnen Leergewich­t fühlt sich das beim Kavalierst­art manchmal wie eine leichte Anfahrschw­äche an. Der Selbstzünd­er, dem zwei Turbos Druck machen, stellt seine Maximalkra­ft dagegen deutlich früher zur Verfügung und punktet mit geschmeidi­ger Leistungsa­bgabe.

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Fotos: Volvo
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Klares skandinavi­sches Design: der XC60 in der Frontansic­ht.

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