Oasen der Erfrischung
Wetter Die Hitze weckt die Sehnsucht nach kühlen Orten. Wir haben sie in Günzburg gefunden. Einfach unterirdisch
Günzburg Den Menschen dürstet es stets nach dem, was er gerade nicht hat. Zwar dürften sich in Günzburg und Umgebung die wenigsten auf die zahlreichen Nebeltage freuen, die spätestens im Herbst wieder einen grauen Schleier über die nun erblühte Große Kreisstadt legen. Aber im Augenblick ist es eben heiß. Ziemlich heiß. Die Gewitter am Abend linderten das nur ein wenig.
Das, was nach Feierabend und am Wochenende als Gegenmaßnahme dazu einfällt, ist neben dem gekühlten Bier ein Aufenthalt am Badesee oder im kostenpflichtigen Freibad. Was aber in der Mittagspause gegen die Hitze unternehmen? Oder um zwischendurch den geplagten Körper mit Kühle zu belohnen? Die letzten Oasen der Erfrischung liegen unter unseren Füßen: Tiefgaragen. Warum sollte den Menschen ein Kurzaufenthalt nicht vergönnt sein, wo doch die Autos dauerparkender Zweibeiner dort Tag für Tag über viele Stunden hinweg ein geruhsames Leben führen?
Die Tiefgarage scheint einer der wenigen Plätze zu sein, wo das Speiseeis in diesen Tagen nicht oder nur sehr langsam schmilzt. Überirdisch kann die Sonneneinstrahlung binnen Minuten zu einer ziemlichen Sauerei führen, wenn sich die Mango- oder Stracciatella-Kugel flüssig macht und zielgenau über die Waffel schließlich die dann klebrige Hand des Schleckermäulchens erreicht.
Es stehen abseits der Tiefgaragenstellplätze von privaten Wohnanlagen und Geschäftshäusern in Günzburg für über 400 Fahrzeuge schattige unterirdische Parkflächen zur Verfügung: am Bahnhof, betrieben von einem Busunternehmer (90 Stück); und die zwei von den Stadtwerken gehegten und gepflegten Anlagen am Stadtberg (52 Plätze) und am Forum am Hofgarten (260 Plätze in zwei Untergeschossen für Kurzzeit- und Dauerparker).
Die Warteliste für diese Dauerparkplätze ist derzeit rund 30 Namen lang. Monatlich müssen für eine Rund-um-die-Uhr-Parkmöglichkeit 50 Euro bezahlt werden. Der Geschäftstarif (6 bis 22 Uhr) beläuft sich auf 38 Euro.
Für Fußgänger aber, die sich nur kurz mal abkühlen wollen, muss kein Ticket gezogen werden: Koschd nix!
Die Stadtwerke haben nichts gegen diese Spaziergänger, die jene kontemplativen Orte (falls nicht gerade irgendein Ottomotor angeschmissen wird) für einen Augenblick nutzen möchten. Das versichert der kaufmännische Leiter der Stadtwerke, Lothar Böck. Länger andauerende Aufenthalte allerdings, denen womöglich noch mit Alkoholika der nötige Pep verliehen werden soll, zählen zu den unerwünschten Arrangements. Videoüberwachung an Ein- und Ausfahrten, Kassenautomaten und „strategischen Eckpunkten“, die Böck nicht näher verorten wollte, dienen in solchen Fällen dazu, als abrupte Spaßbremse zu wirken. Abkühlende Momente aber im unterirdischen Günzburg sind gestattet. (ioa)