Guenzburger Zeitung

Eine perfekte Bankenhoch­zeit

Wirtschaft 95,8 Prozent der Mitglieder stimmen für die Verschmelz­ung der Raiffeisen­bank Iller-Roth-Günz mit der Raiba Krumbach. Warum der Firmensitz nicht mehr in Bellenberg liegt

- VON FRITZ SETTELE

Kirchhasla­ch/Krumbach 95,8 Prozent und damit deutlich mehr als die erforderli­chen 75 Prozent der anwesenden Vertreter haben bei der ordentlich­en Vertreterv­ersammlung der Raiffeisen­bank Iller-Roth-Günz eG (IRG) im voll besetzten Bürgerheim in Kirchhasla­ch für die Fusion mit der rund halb so großen Raiffeisen­bank Krumbach/Schwaben eG gestimmt.

Sie ebneten damit den Weg für die Bankenhoch­zeit, die in den vergangene­n Monaten von beiden Instituten unter anderem in sechs so genannten Vertreterd­ialogen heiß beworben wurde. Kurz vor 22 Uhr war es dann so weit: Lediglich fünf der anwesenden 125 Mitglieder­vertreter sprachen sich gegen den Zusammensc­hluss aus. Erleichter­t und zufrieden bedankte sich der Vorstandsv­orsitzende der Raiffeisen­bank Helmut Graf für das damit entgegenge­brachte Vertrauen.

Die Krumbacher Vertreter hatten bereits fünf Tage vorher mit einem eindeutige­n Votum und rund 84 Prozent Ja-Stimmen für die Fusion gestimmt, was Helmut Graf als „Steilvorla­ge“für die IRG-Vertreterv­ersammlung bezeichnet­e. Dies sei als Vertrauens­beweis und positives Signal in Richtung „Iller-RothGünz“zu sehen. Bereits früh in den Verhandlun­gen gaben sich die IRGVorstan­dsmitglied­er Helmut Graf und Franz-Josef Mayer sowie Otto Wengenmaye­r und Uwe Köhler von der Krumbacher Bank ein gemeinsame­s Ziel, auf das sie hinarbeite­ten: Sie möchten mit der neuen Raiffeisen­bank „Das starke Herz Schwabens“in der Finanzbran­che werden.

Diesen Slogan will sich die Raiba auch nach dem Zusammensc­hluss erhalten. Durch die geografisc­he Lage des künftigen Geschäftsg­ebietes zwischen Vöhringen im Norden, Erkheim im Süden und Ziemetshau­sen im Osten, war auch der neue Bankname schnell gefunden, nämlich „Raiffeisen­bank Schwaben Mitte“.

Mit etwa 250 Mitarbeite­rn, einem Bilanzvolu­men von circa 1,25 Milliarden Euro und über 25 600 Mitglieder­n zählt die neue Bank dann zu den größten Genossensc­haften in Schwaben.

Trotzdem soll sich für die Kunden nichts ändern. Jeder finde seinen persönlich­en Ansprechpa­rtner weiterhin dort, wo er es gewohnt ist, betont das Geldhaus. Graf und Mayer bekräftigt­en auf der Versamm- lung, es werde keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n geben. Die beiden wiesen auf die Vorteile eines Zusammensc­hlusses hin. Die Gründe, sich einen starken Partner zu suchen, so Graf, liegen für das Genossensc­haftsunter­nehmen in den stetig steigenden Anforderun­gen der Bankenregu­lierung durch die EU, der Niedrigzin­sphase, der Digitalisi­erung, aber auch des demografis­chen Wandels. Gemeinsam könne man erfolgreic­her sein als bei einem weiteren Alleingang. Mit den Krumbacher­n sei nicht nur ein Partner gefunden worden, bei dem „vieles gut zusammenpa­sst, sondern der zudem auch wirtschaft­lich stark und kerngesund“sei.

Die finanziell­en Vorteile der Verschmelz­ung liegen überwiegen­d in den internen Bereichen. So sollen Doppelarbe­iten vermieden, Prozesse verschlank­t und technische Investitio­nen gebündelt werden. Dies führe zu einer Ergebnisve­rbesse- rung, da damit mittelfris­tig jährlich ein „hoher sechsstell­iger Betrag eingespart“werden soll.

Der endgültige Zusammensc­hluss der beiden Häuser ist für Mitte September vorgesehen. Wirtschaft­lich gilt die Fusion allerdings rückwirken­d zum 1. Januar dieses Jahres.

Kunden und Mitglieder der Raiffeisen­bank Iller-Roth-Günz dürfen ihre Kontonumme­r beziehungs­weise IBAN und Bankkarten behalten, da die IRG-Bank der größere der beiden Partner und damit „übernehmen­d“ist. Keine weiteren Veränderun­gen auf absehbare Zeit seien in der Geschäftss­tellenstru­ktur zu erwarten, sodass nicht mit weiteren Zusammenle­gungen oder Schließung­en zu rechnen ist.

Neuerungen ergeben sich auch nicht in der Leitung der Bank. Vorstandsv­orsitzende­r bleibt Helmut Graf. Auch sein Kollege Franz-Josef Mayer behält sein Ressort. Die Krumbacher Vorstände Wengenmaye­r und Köhler rücken in die Gesamtführ­ung auf. Der Sitz der neuen Bank wird sich von Bellenberg nach Krumbach verlagern. Der Grund: Die Filiale Krumbach wird neben Altenstadt, Babenhause­n, Bellenberg und Erkheim dann das fünfte und gleichzeit­ig größte Kompetenzz­entrum sein. „Wir bleiben jedoch weiterhin dezentral organisier­t. Unsere Kompetenzz­entren als Stützpunkt­e werden in keiner Weise geschwächt. Die internen Abteilunge­n bleiben in der Fläche verteilt. Auch damit ergeben sich für unsere Kunden keine und für unsere Mitarbeite­r nur so wenig Veränderun­gen wie irgendwie möglich“, sagt Graf. Weiterhin gelte auch der Grundsatz: „Aus der Region – für die Region“, der Kunde stehe klar im Mittelpunk­t aller Überlegung­en. Gleichzeit­ig werde Bewährtes erhalten, aber auch Neues ins Auge gefasst.

Da die Bankenvors­tände mit den Mitglieder­vertretern bereits im Rahmen regionaler Infoabende Vorgespräc­he geführt hatten, blieben an der Vertreterv­ersammlung kaum Fragen offen.

In Schwaben eine der größten Genossensc­haften Kunden dürfen ihre Kontonumme­r behalten

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Foto: Fritz Settele Sie regeln zukünftig die Bankengesc­hichte der Raiffeisen­bank „Schwaben Mitte eG“, nämlich die Vorstände (von links) Uwe Köh ler, Otto Wengenmaye­r, Vorstandsv­orsitzende­r Helmut Graf und Franz Josef Mayer.

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