Guenzburger Zeitung

In Ursberg wird gezapft, wo das Bier gebraut wird

Klosterbrä­u Der Ausschank im Biergarten zieht ins Sudhaus um. Warum die Brauerei personell wieder aufgestock­t hat

- VON STEFAN REINBOLD

Ursberg Die Ursberger Klosterbra­uerei besinnt sich noch mehr auf ihre Wurzeln, und zwar im wörtlichen Sinne. Seit Kurzem ist der Ausschank, der früher in einer kleinen Holzhütte im Biergarten untergebra­cht war, ins Sudhaus umgezogen. Die dezente Schlachtha­usatmosphä­re rund um die Sudkessel hat sich zu einer einladende­n Kneipe mit terrakotta-braunen Fliesen und mit dunklem Holz vertäfelte­n Wänden gemausert. Ein kleines Kreuz an einer der das Gewölbe tragenden Säulen unterstrei­cht den Anspruch, dass es sich hier tatsächlic­h um eine der letzten echten Klosterbra­uereien Bayerns handelt.

Der Umzug war notwendig geworden, weil die alte Hütte im Biergarten morsch geworden war. Außerdem ließ sich der Holzschupp­en nicht beheizen, weshalb die Gastroeinr­ichtung mit Zapfanlage und Kaffeemasc­hine jedes Jahr im Winter ausgelager­t werden musste, erklärt Bernd Schramm, Geschäftsf­ührer der Klosterbra­uerei. Aus der Not machte Schramm eine Tugend. Es sei wichtig, „die einzelnen Standbeine des Betriebs miteinande­r zu verschmelz­en. Der Gast soll noch mehr das Gefühl haben, sich in einer Brauerei zu befinden“, sagt er.

Schramm sieht die Neuerung auch als konsequent­en Schritt des im vergangene­n Jahr als „Rückbesinn­ung auf das Ursprungsp­rodukt“der Brauerei gefeierten Umbaus des Unternehme­ns. Die Abfüllung und den Vertrieb von Frucade-Limonaden, die die Brauerei bis dato als Lizenznehm­er erledigte, wurde abgestoßen. Fortan sollte sich die Brauerei ausschließ­lich aufs Bierbrauen konzentrie­ren. Der Vertrieb der Ursberger Hausmarken beschränkt sich seither auf ein Gebiet im Radius von rund 15 Kilometern um den Ursberger Kirchturm. Kleinere Feste werden nach wie vor mit Bier beliefert. Lange wurde nach einem Partner gesucht, der die Abfüllung des Ursberger Bieres übernehmen kann. Inzwischen ist Schramm mit der Mindelheim­er Lindenbrau­erei ins Geschäft gekommen. Der Betrieb unterhält bereits mit mehreren anderen Brauereien ähnliche Kooperatio­nen – auch große Häuser, die dort Randsorten abfüllen lassen, wie Schramm erklärt.

Der Umbau hatte auch personelle Konsequenz­en. Vier von fünf Mitarbeite­rn wurde gekündigt. Bleiben sollte lediglich der Braumeiste­r, dem zwei 400-Euro-Kräfte zuarbeiten sollten. Inzwischen wurde jedoch einer der entlassene­n Mitarbeite­r wieder eingestell­t. Wurde der Arbeitsauf­wand unterschät­zt, um ihn allein vom Braumeiste­r bewerkstel­ligen zu lassen? Schramm verneint das. Wie groß der Arbeitsauf­wand im Rahmen der Fremdabfül­lung sei, habe man vorher nicht abschätzen können. Die Abfüllung der Ursberger Biere müsse sich in den Fremdbetri­eb einfügen. Da könne es durchaus vorkommen, dass sich Wartezeite­n ergäben, die dann den Betrieb in Ursberg beeinträch­tigten.

Da der Mitarbeite­r zudem bislang noch keine neue Stelle gefunden habe, war es für Generalöko­nomin Sr. Marianne Rauner klar, ihn wieder einzustell­en. „Wir sind ja auch ein christlich orientiert­es Unternehme­n“, betont sie. An dem eingeschla­genen Weg ändere sich aber nichts.

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Foto: Stefan Reinbold Bernd Schramm, Geschäftsf­ührer der Ursberger Klosterbra­uerei, zapft frisches Klos terbier an der Theke des neuen Ausschanks im Sudhaus.

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