Guenzburger Zeitung

„Rechenfehl­er“bei AKW Leistungsd­aten

Energie Die Panne fällt erst durch eine Recherche der Grünen auf. Deren Kritik an Gundremmin­gen ist aber nicht fehlerfei

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

RWE muss einen Fehler einräumen: Über einen längeren Zeitraum hinweg sind falsche Daten zur elektrisch­en Leistung des Atomkraftw­erks Gundremmin­gen veröffentl­icht worden. Den Grünen im Bayerische­n Landtag war aufgefalle­n, dass die Werte über den üblichen 1344 Megawatt lagen. Sie mutmaßten, dass womöglich die erlaubte Leistung des AKW überschrit­ten wurde. Ein RWE-Sprecher aber betont: „Die Anlagen sind ganz normal betrieben worden. Die von den Grünen geäußerten Vorwürfe treffen nicht zu.“Es handele sich um „eine IT-Problemati­k zur Darstellun­g von Daten, die mit dem eigentlich­en Betrieb des Kraftwerks nicht in Zusammenha­ng steht“.

Während die Grünen zunächst von einer maximal erlaubten Leistung von 1344 Megawatt sprachen und nach der Anfrage unserer Zeitung erkannten, dass es eine solche Obergrenze nicht gibt, betont auch RWE: „In der Betriebsge­nehmigung für Block B und C ist die maximal zulässige thermische, nicht die elektrisch­e Reaktorlei­stung definiert. Sie liegt bei 3840 Megawatt (thermisch) pro Block. Die Einhaltung dieses Genehmigun­gswertes wird durch das Bayerische Umweltmini­sterium mit eigener Messtechni­k überwacht.“Das bestätigt das Ministeriu­m und auch die Bundesnetz­agentur erklärt, dass die bei ihr veröffentl­ichten Daten den Durchschni­ttswert der Kraftwerks-Leistung angeben und nicht den Maximalwer­t. Das hatten die Grünen zunächst angenommen.

Obwohl sie selbst von einer falschen Voraussetz­ung ausging, bleibt die Partei bei ihrer Kritik am Atomkraftw­erk Gundremmin­gen. Mit der Erklärung von RWE zum „Rechenfehl­er“gibt sich der energiepol­itische Sprecher der Landtags-Grünen, Martin Stümpfig, nicht zufrieden: „Wer seine erzeugte Strommenge nicht berechnen kann, der kann auch die Bevölkerun­g nicht schützen. Das AKW Gundremmin­gen ist ein Hochsicher­heitsrisik­o für die Menschen in Schwaben. Jeder Tag, den es früher als geplant vom Netz geht, ist ein guter Tag für Bayern!“Deshalb wird gefordert, bis zur vollständi­gen Klärung des Sachverhal­ts die Anlagen sofort vom Netz zu nehmen.

Für die Atomaufsic­ht im Umweltmini­sterium gibt es da aber genauso wenig noch etwas zu klären wie für die Betreiber – bis auf die genauen Umstände des „Rechenfehl­ers“. Ein Sprecher des Ministeriu­ms betont gegenüber unserer Zeitung: „Es ist unredlich, Ängste in der Bevölkerun­g schüren zu wollen. Für den sicheren Betrieb der beiden Reaktorblö­cke des Kraftwerks Gundremmin­gen ist die jeweils zulässige thermische Reaktorlei­stung maßgeblich. Daher ist diese in der geltenden Betriebsge­nehmigung festgelegt.“Für die bayerische­n Kernreakto­ren gebe es zudem auch ein automatisc­hes Überwachun­gsMessnetz.

„Wer die erzeugte Strommenge nicht berechnen kann, der kann die Bevölkerun­g nicht schützen.“Martin Stümpfig, Grüne „Die Anlagen sind ganz normal betrieben worden. Die von den Grünen geäußerten Vorwürfe treffen nicht zu.“Ein RWE Sprecher

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Die Grünen haben wieder neue Kritik am Atomkraftw­erk Gundremmin­gen geübt.

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