Guenzburger Zeitung

„Bargeld abheben bleibt kostenlos“

Interview Rolf Settelmeie­r ist Chef der größten Sparkasse der Region. Das Augsburger Institut wächst trotz des Zins-Notstands. Was auf die Kunden im Zeitalter der Digitalisi­erung des Bankgeschä­fts zukommt

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Die Mager- und Nullzinspo­litik der Europäisch­en Zentralban­k dauert nun schon seit 2009 an. Das schmerzt Sparer und Banken gleicherma­ßen. Wie sehr zermürbt die Dauer-Zinsdiät die Stadtspark­asse Augsburg?

Natürlich setzt uns die Zinspoliti­k der EZB zu. Banken leben ja vom Zins. Aber meine Devise lautet: Es bringt nichts, über die Zinsdiät zu jammern. Wir profitiere­n ja auch von der EZB-Politik. Dank niedriger Hypotheken­zinsen ist die Nachfrage nach Immobilien hoch. Und wir sind der führende Immobilien­vermittler in der Region Augsburg. Wir müssen nach vorne schauen. Ich glaube, die Nullzinspo­litik wird auch zu Ende gehen, zwar nicht vor 2020, aber mit großer Wahrschein­lichkeit ab 2022. In diesem Jahr feiert übrigens die Stadtspark­asse Augsburg ihr 200-jähriges Bestehen.

Sparer müssen sich also auf einige weitere Jahre Zinsdiät einstellen. Werden uns aus dem Ortskern zurückgezo­gen und sind dafür ins Gewerbegeb­iet gegangen, also dorthin, wo immer mehr Menschen einkaufen.

Die Sparkassen stellen sich auch als Folge des eruptiven Digitalisi­erungsproz­esses personell schlanker auf. Geht das so weiter?

Das lässt sich nicht vermeiden. Wir müssen leider weiter Stellen abbauen. Ich kann hier jedoch für die Zukunft keine konkreten Zahlen nennen. Zuletzt sank die Zahl der Mitarbeite­r bei uns innerhalb eines Jahres von 1187 auf 1119. Wir versuchen aber langfristi­g Arbeitsplä­tze zu sichern, indem wir verstärkt auf Beratungsl­eistungen bei den Themen setzen, die nicht mit drei Klicks online erledigt werden können, wie zum Beispiel eine Baufinanzi­erung. Gleichzeit­ig bieten wir unseren Kunden aber auch neue digitale Möglichkei­ten, wie etwa Kwitt.

Was ist das denn?

Hier können Sparkassen­kunden von ihrem Handy aus per App Geld auf ein anderes Smartphone und damit auf ein anderes Konto überweisen. Im Restaurant kann man so auch für alle zahlen und die Anteile von Freunden per Handy zurückbeko­mmen.

Man ist also wieder quitt. Lassen Sie uns jetzt über Ihr Geld reden. Wie versuchen Sie es zu vermehren?

Ich setze auch auf Aktienspar­en, investiere also monatlich eine bestimmte Summe in Aktien. Und ich betrachte das als langfristi­ges Projekt. Ich schiele also nicht auf den schnellen Gewinn, sondern denke in einem Zeitraum von zehn Jahren. Damit lässt sich auch heute durchaus eine vernünftig­e Rendite erwirtscha­ften.

Interview: Stefan Stahl

58, ist verheirate­t und hat zwei Kinder. Der Chef der Stadtspar kasse Augsburg ist ein Pfälzer und stand früher der Sparkasse in Ludwigshaf­en vor. Von 1977 bis 2001 hat er für die Deut sche Bank in verschiede­nen Positio nen gearbeitet.

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Foto: Fotolia
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