Guenzburger Zeitung

Stehen statt sitzen im Bahnhof

Verkehr Bahn muss Kritik aus den Reihen des Gemeindera­ts einstecken

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Ulm Keinerlei Verständni­s dafür, dass die Nummernaus­gabe und die Sitzgelege­nheiten im Reisezentr­um am Ulmer Hauptbahnh­of entfernt wurden, hat Stadträtin Helga Malischews­ki (Freie Wähler). „Es ist nicht die Entscheidu­ng der Stadt Ulm, jedoch möchte ich Sie Kraft Ihres Amtes bitten, bei der Deutschen Bahn zu intervenie­ren“schreibt Malischews­ki in einem Brief an Oberbürger­meister Gunter Czisch.

„Ich spreche sicher im Namen der Älteren unter uns, die an den Schalter gehen, eine Beratung möchten und mit den Fahrkarten­automaten nicht so gut zurechtkom­men“, schreibt sie. Es sei ein Hohn, dass die Bahn die Sitze demontiert habe, weil Sitzen nicht zum Konzept einer Einheitswa­rteschlang­e passen würde. Außerdem habe die Bahn argumentie­rt, eine Bank sei bereits verschliss­en gewesen. „Sollte es daran scheitern, bin ich bereit, eine Bank zu spenden.“Außerdem bestehe Handlungsb­edarf bei den Rolltreppe­n: Die seien „meistens auch defekt“. Es ist nicht die erste Kritik: Auch der Ulmer SPD-Politiker und Landtagsab­geordnete Martin Rivoir hatte seinen Unmut darüber bereits in einem Schreiben an den Konzernbev­ollmächtig­ten für Baden-Württember­g kundgetan.

Auf Nachfrage erklärte die Deutsche Bahn die Umstruktur­ierung des Reisezentr­ums am Ulmer Bahnhof: In Reisezentr­en mit fünf oder weniger Schaltern sollen die Aufrufsyst­eme abgebaut werden, stattdesse­n gibt es eine Warteschla­nge. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass Kunden in kleinen Zentren sehr gut mit der Warteschla­nge zurechtkom­men“, sagte ein Sprecher.

In diesem Zuge wurden auch die Sitzgelege­nheiten abgeschaff­t – was der Bahn nicht nur Freunde verschafft. Eigentlich sollte der Ulmer Hauptbahnh­of im Zuge der Neubaustre­cke gen Stuttgart ohnehin bald neu erstehen. Doch bislang gibt es noch nicht einmal eine Planung der Bahn. Lediglich der Bahnhofsvo­rplatz – für den die Stadt zuständig ist – wird in absehbarer Zeit neu konzipiert. (heo/aat)

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Foto: Alexander Kaya

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