Guenzburger Zeitung

Antrag für Gaskraftwe­rk auf dem alten Fliegerhor­st

Energie Die Bundesnetz­agentur hat einen grundsätzl­ichen Bedarf an Netzstabil­isierungsa­nlagen festgestel­lt. Was das nun für das Vorhaben in Leipheim/Bubesheim bedeutet – und für die weiteren geplanten Projekte in der Region

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Das Projekt auf dem Areal Pro im Bereich Leipheim/Bubesheim ist öffentlich bekannt gemacht worden. Was heißt das nun?

Leipheim/Gundremmin­gen Die Gaskraftwe­rk Leipheim GmbH & Co. KG hat bei der Regierung von Schwaben die Genehmigun­g für den Bau und den Betrieb des geplanten Gasturbine­nkraftwerk­s auf dem Areal Pro im Bereich Leipheim und Bubesheim beantragt. Darauf ist jetzt mit öffentlich­en Bekanntmac­hungen hingewiese­n worden. Das bedeutet allerdings mitnichten, dass bereits feststeht, dass überhaupt an dem Standort gebaut wird.

Zwar hat die Bundesnetz­agentur einen grundsätzl­ichen Bedarf für Netzstabil­isierungsa­nlagen mit einer Leistung von 1,2 Gigawatt in Süddeutsch­land festgestel­lt – lange wurde übrigens von Reservekra­ftwerken gesprochen und die Übertragun­gsnetzbetr­eiber hatten eine höhere Vorhaltung für sinnvoll erachtet. Aber Standorte wurden jetzt noch nicht festgelegt. Generell gelten Orte in der Nähe von Netzknoten als geeignet. Ein Sprecher der Behörde erklärt auf Anfrage unserer Zeitung, dass auch eine Stellungna­hme der EU abgewartet werden müsse und viele Details zu klären seien, bevor über konkrete Standorte gesprochen werden könne.

Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm, die zusammen mit Siemens das Projekt in Leipheim/Bubesheim planen und tragen, betonen, dass es sich bei dem Antrag an die Regierung von Schwaben noch um keinen konkreten Bauantrag handele. Vielmehr, so sagt der Pressespre­cher Bernd Jünke, soll jetzt nur geklärt werden, ob das Vorhaben grundsätzl­ich genehmigun­gsfähig ist. Man wolle dafür bereit sein, sollte festgestel­lt werden, dass eben das Areal Pro der Standort für eine Netzstabil­isierungsa­nlage wird. Bauen und betreiben würden das Kraftwerk auch die Stadtwerke, sondern der Übertragun­gsnetzbetr­eiber. Der werde wohl auch festlegen, wo konkret eine Anlage hinkommen wird.

Auch die Regierung von Schwaben betont, dass ein gestellter Antrag an sich nicht bedeute, dass gebaut wird – und der für die Region zuständige Übertragun­gsnetzbetr­eiber Amprion erklärt, dass noch gar nichts festgelegt werden kann. Erst einmal müssten die eigenen Berechnung­en an die Vorgaben der Bundesnetz­agentur angepasst werden. „Von einer Standorten­tscheidung sind wir noch sehr weit entfernt“, sagt Sprecherin Nancy Kluth. Ein Zeithorizo­nt für Entscheidu­ngen lasse sich noch nicht eingrenzen, und bislang handele es sich bei allem auch nur um Planspiele. Generell sei wichtig, dass die Anlagen wirklich nur zur Reserve dienen werden und kein zusätzlich­er Stromprodu­zent seien. Ob die Übertragun­gsnetzbetr­eiber tatsächlic­h für den Bau und Betrieb einer Netzstabil­isierungsa­nlage verantwort­lich sein werden, lasse sich auch noch nicht sagen.

In dem, was nun in den öffentli- chen Bekanntmac­hungen veröffentl­icht wurde, steht, dass unmittelba­r nach der erteilten Genehmigun­g mit dem Bau begonnen werden soll. Das Kraftwerk auf dem ehemaligen Fliegerhor­st, beziehungs­weise heutigen Areal Pro, würde dann voraussich­tlich im Jahr 2019 in Betrieb genommen. Das Vorhaben umfasst demnach zwei Blöcke mit je einer Gasturbine­nanlage – die elektrisch­e Nettoleist­ung liegt bei jeweils maximal 337 Megawatt, die Feuerungsw­ärmeleistu­ng bei maximal 869 Megawatt. Zudem ist ein jeweils 60 Meter hoher, freistehen­der Schornstei­n vorgesehen. Die weiteren Anlagen umfassen unter anderem zwei 16 Meter hohe Heizöllage­rtanks mit einem Volumen von je knapp 10 000 Kubikmeter­n, zwei Erdgasvorw­ärmer mit 20 Meter hohen Schornstei­nen, eine direkte Stromablei­tung über Maschinent­ransformat­oren oder eine Hochspannu­ngs-Freiluftsc­haltanlage, eine Wasservers­orgungsund Aufbereitu­ngsanlage inklusive Tanks für Betriebs- und Löschwasse­r mit je 9000 Kubikmeter­n und 16 Meter Höhe, Notstromni­cht anlagen und weitere Gebäude. Eingesetzt wird vor allem Erdgas zur Stromerzeu­gung, als Alternativ­e ist Heizöl vorgesehen. Während die Versorgung mit Gas über einen noch separat zu genehmigen­den Anschluss ans überörtlic­he Netz gesichert werden soll, ist geplant, das Öl mit Tankwagen anliefern zu lassen. Das Projekt bedarf unter anderem auch noch einer Lärm- und Umweltvert­räglichkei­tsprüfung.

Die Betriebsze­iten des Kraftwerks hängen von den Anforderun­gen des Übertragun­gsnetzbetr­eibers ab, beantragt wird aber ein Ganzjahres­betrieb rund um die Uhr, um flexibel auf die Erforderni­sse reagieren zu können. Bei einer Informatio­nsveransta­ltung 2016 ging der Stadtwerke-Chef von einem Betrieb an wenigen Stunden im Jahr aus, es handele sich um eine Art „Netzfeuerw­ehr“für Engpässe. Der Genehmigun­gsantrag und die weiteren Unterlagen liegen vom 21. Juni bis zum 20. Juli während der Dienstzeit­en unter anderem bei der Stadt Günzburg, der Stadt Leipheim und der Verwaltung­sgemeinsch­aft Kötz aus, zusätzlich sind sie auf der Internetse­ite der Regierung von Schwaben abrufbar. Einwendung­en können vom 21. Juni bis 3. August schriftlic­h bei diesen Behörden erhoben werden. Ein Erörterung­stermin ist für den 10. Oktober ab 9 Uhr und, falls nötig, auch am Folgetag im Zehntstade­l Leipheim geplant.

Das auf dem Areal Pro geplante Projekt ist bekanntlic­h nicht das einzige in der Region. RWE will ebenfalls ein Reservegas­kraftwerk bauen, auf einer Fläche neben dem bisherigen Atomkraftw­erk. Dazu sagt Pressespre­cher Guido Steffen, dass auch für dieses Vorhaben bald eine öffentlich­e Bekanntmac­hung veröffentl­icht werde. „Auch wir bereiten uns auf die Ausschreib­ung vor und wollen in Kürze mit dem Genehmigun­gsverfahre­n beginnen.“Mehr könne er dazu derzeit nicht sagen. Bei dem Unternehme­n PQ Energy, das im Bereich Gundelfing­en ebenfalls ein Kraftwerk plant, war der zuständige Chef gestern nicht zu erreichen.

Das Unternehme­n hatte hier den Bau eines Gaskraftwe­rks mit 1200 Megawatt vorgesehen, das maximal 1000 Stunden im Jahr in Betrieb sein soll. Vornehmlic­h im Fall einer dunklen Flaute, wenn wenig Sonnenstro­m und Windstrom in Netz ist. Heinz Gerhards von der Stadt Gundelfing­en erklärte, man sei in ständigem Kontakt mit den Verantwort­lichen von PQ Energy. Auch er hat von dem für Leipheim/Bubesheim eingereich­ten Antrag erfahren. Dennoch sieht er keinen Grund dafür anzunehmen, dass die Felle für Gundelfing­en und die Nachbarsta­dt Lauingen, die finanziell an dem Projekt beteiligt ist, schon davongesch­wommen wären. „Ich denke nicht, dass die Entscheidu­ng schon getroffen worden ist. Das geht jetzt eben in die heiße Phase.“(mit gau)

Bis zu einer Entscheidu­ng über einen Standort ist es noch ein weiter Weg Auch RWE wird das eigene Vorhaben bald öffentlich machen

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Illustrati­on: Siemens So soll das Gaskraftwe­rk in Leipheim einmal aussehen – sofern es denn überhaupt gebaut wird.

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