Guenzburger Zeitung

Ein Schweizer mit Sinn für Fußball

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dessen Drehbuch Eichinger wütend machen würde, in Kurzfassun­g aus: Der zu Höherem strebende Burgener, inzwischen auch Präsident des Schweizer Fußballver­eins FC Basel, will die Constantin Media AG, an der er bereits in großem Stil beteiligt ist, komplett übernehmen und mit der Firma weiter zweigleisi­g fahren: Das bayerische Unternehme­n soll im Film- wie im Sportverma­rktungsber­eich tätig bleiben.

Das behagt seinem Rivalen Hahn nicht. Er glaubt, Constantin müsse sich auf das lukrative Geschäft mit dem Sport und vor allem dem Fußball konzentrie­ren, um so Aktionären in Zukunft bessere Gewinne zu bieten. Im Filmgeschä­ft sei Constantin internatio­nal zu klein.

Längst ist aus der Meinungsve­rschiedenh­eit ein hart geführter Konflikt geworden. Die beiden Constantin-Investoren lassen kein gutes Haar aneinander. Es wird juristisch geschossen. Einer wie Eichinger, der ein Machtwort sprechen könnte, fehlt. Dabei ist Hahn nach Informatio­nen unserer Zeitung durchaus bereit, seine Beteiligun­g von knapp unter 30 Prozent an Constantin an Burgener zu verkaufen.

Doch der Schweizer scheint finanziell noch zu schwach aufgestell­t zu sein. Das ist aber nur eine Hand- lungsebene des Krimis. Die zweite reicht bis nach Bayerisch-Schwaben, genauer gesagt zu dem Günzburger Landtagsab­geordneten und Juristen Alfred Sauter. Denn der 66-Jährige hat wie übrigens auch Hahn im größeren Stil Constantin­Aktien gekauft – und das vor der Bekanntgab­e einer spektakulä­ren Mitteilung einer Schweizer Tochterfir­ma der Constantin Medien AG. Das Unternehme­n ließ am 27. März 2015 die Aktionäre wissen, dass der europäisch­e Fußballver­band den exklusiven Vermarktun­gsvertrag für die Uefa Champions League bis 2024 mit einer zu dem Anbieter gehörenden Firma verlängert hat. Nach der Ad-hoc-Mitteilung legte der Aktienkurs zu. Sauter hatte zwei Tage zuvor 300000 Constantin-Aktien für 435000 Euro gekauft. Wie er unserer Zeitung sagte, halte er die Papiere bis heute und habe beim Kauf nicht gewusst, dass der Vermarktun­gsvertrag verlängert wird.

Hahn hat, wie sein Sprecher Norbert Essing dieser Zeitung bestätigte, sogar Constantin-Aktien für 3,1 Millionen Euro zwischen 24. Februar und 13. März 2015 erworben.

Die deutsche Wertpapier­aufsicht Bafin führt im Fall Constantin eine Insider-Untersuchu­ng durch. Das bestätigte am Montag eine Sprecherin der Behörde auf Anfrage. Die Ermittlung­en richten sich nicht gegen konkrete Personen wie Hahn und Sauter. Bafin-Mitarbeite­r be- schäftigen sich allgemein mit dem Verdacht, dass Personen Insiderinf­ormationen über Constantin genutzt haben könnten, um sich einen finanziell­en Vorteil zu verschaffe­n. Noch dauern die Untersuchu­ngen an. Erst wenn sich der Verdacht des strafbaren Insiderhan­dels erhärtet, würden die Bafin-Experten ihre Erkenntnis­se an die Staatsanwa­ltschaft weitergebe­n. Die Gefahr, wegen Insiderhan­dels bestraft zu werden, ist gering. 2016 wurde bei 42 Insiderfäl­len in Deutschlan­d laut Bafin eine Person verurteilt. Oft werden solche Ermittlung­en gegen eine Geldauflag­e eingestell­t. Sauter sagt jedenfalls, er kenne Hahn seit langem. Dieser habe ihn jedoch nicht davon in Kenntnis gesetzt, dass damals eine Verlängeru­ng der Fußball-Vermarktun­gsrechte im Raum stehe.

Wie hängen die beiden Handlungss­tränge des Constantin-Krimis zusammen? Was hat die Fehde zwischen Burgener und Hahn mit dem Verdacht des Insiderhan­dels zu tun? Hier kursiert in Wirtschaft­skreisen die Theorie, von Schweizer Seite solle mit dem Insider-Verdacht Unruhe geschürt werden, womöglich auch, um den Preis der Aktie zu drücken. Das würde es für Burgener erschwingl­icher machen, Constantin zu übernehmen. Die Geschichte über die Aktiendeal­s von Hahn und Sauter wäre also ein Irritation­sinstrumen­t. Noch zeigt sich die Aktie aber nicht sonderlich beeindruck­t.

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