Guenzburger Zeitung

Die Eis Erfinder? Waren die Italiener, klar. Oder?

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besser nicht Eis nennen sollte, sondern: Gelato. Damit wollen die Carpigiani-Eismacher ihre Leckerei vor allem vom Industriee­is aus der Tiefkühltr­uhe abgrenzen, das viel mehr Fett, Farbstoffe­n und Zucker enthalte. Das mag engstirnig klingen. Doch Maéva hält sich daran. Die Italiener müssen es schließlic­h wissen. Sie waren ja die Erfinder des Eises. Oder nicht?

Maéva beginnt die Reise durch die Geschichte des Speiseeise­s nicht im Land der Spaghetti und Pizzen, sondern im Reich der Pharaonen. Die hätten schon vor fast 5000 Jahren Eis gegessen, erzählt die Französin und zeigt mit ihrem Zeigefinge­r auf die erste Info-Tafel. Demnach wurden damals bei Banketten nicht nur gebratene Wachteln und Tauben aufgetisch­t, sondern auch zwei silberne Kelche. Der eine war mit Schnee gefüllt, der andere mit einer Mischung aus Wein und Honig. Auch die Herrscher Mesopotami­ens im heutigen Irak ließen sich 1200 vor Christus gefrorenes Wasser von den Bergen und Gletschern holen. Der Schnee wurde in Kühlkeller­n mit Wein und Honig aromatisie­rt und den Mächtigen als kühle Erfrischun­g serviert. Wer will, kann darin den Ursprung der Eisherstel­lung sehen. So cremig wie ein Gelato hat das Gemisch aber sicherlich nicht ausgesehen. Eher dürfte es den heutigen Sorbets geähnelt haben.

Doch zurück zu Bella Italia, ins mittelalte­rliche Sizilien. Die Mittelmeer­insel war schon damals im Sommer ein Glutofen. Um sich dennoch mit Eis zu erfrischen, buddelten die Einwohner ab dem 11. Jahrhunder­t hoch oben auf dem Apennin bis zu drei Meter tiefe Gruben. Diese füllten sich im Winter reich-

lich mit Schnee. Wenn die Sizilianer das Eis im Sommer benötigten, kamen sie mit Pickeln und Schaufeln, meißelten sich 120 bis 150 Kilogramm schwere Blöcke aus den Eisvorräte­n, wickelten sie in Laub und Tücher ein und brachten sie auf dem Rücken von Maultieren zum Markt.

Sizilien war im Mittelalte­r ein Schmelztie­gel verschiede­nster Kulturen und Religionen: Christen und Muslime, Staufer, Normannen und

Araber. Letztere brachten die Kunst der Sorbet-Herstellun­g auf die Insel. Von dort breitete sich das moderne Eis aus. Über Florenz, wo sich das erste Rezept entnehmen lässt, das auch Eier und Sahne für die Eisherstel­lung verwendet hat, bis an den französisc­hen Hof. Caterina de’ Medici soll bei ihrer Ankunft in Paris im 16. Jahrhunder­t eine cremige Köstlichke­it aus ihrer florentini­schen Heimat mitgebrach­t haben.

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