Guenzburger Zeitung

Landwirte fühlen sich gelinkt

Verkehr Die Bundesstra­ße 16 soll von Günzburg bis Manching mindestens dreispurig ausgebaut werden. Bauern befürchten, dass sie die Verlierer sein werden – wie es schon bei der Dillinger Umgehung der Fall gewesen sei

- VON BERTHOLD VEH

Die überregion­ale Konferenz mit Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt im Mai in Rain am Lech hat Landwirte in der Region auf den Plan gerufen. Der Grund: Die Bundesstra­ße 16 soll von Günzburg bis Manching mindestens dreispurig als Kraftfahrs­traße ausgebaut werden (wir berichtete­n). Und der Bayerische Bauernverb­and (BBV) hat die Sorge, dass es ihm dabei wie bei der Dillinger Umgehung gehen könnte. „Wir haben das Problem, dass wir Landwirte mit unseren Schleppern nicht mehr auf dieser B16 fahren dürfen“, sagt der Dillinger BBVKreisvo­rsitzende Klaus Beyrer. Dies will der Bauernverb­and unbedingt verhindern.

Bei einem Treffen am Dienstag mit BBV-Vertretern aus dem Kreis Günzburg in der Dillinger Geschäftss­telle ist der Unmut der Landwirte deutlich zu spüren. Bei der Planung der neuen B16 in Dillingen habe der Bauernverb­and immer wieder gefordert, dass landwirtsc­haftliche Fahrzeuge, die mindestens 40 Stundenkil­ometer schnell sind, auf der Kraftfahrs­traße fahren dürfen. Bei der Einweihung seien die Bauern, die ihren Grund für die neue B 16 zur Verfügung gestellt haben, dann vor vollendete Tatsachen gestellt worden, sagt Beyrer. Im Laufe des Gesprächs wird der Kreisobman­n noch deutlicher. „Da wurden wir gelinkt – vom Straßenbau­amt und der Politik“, wettert Beyrer. Ein zweites Mal soll dies nicht passieren, versichert Dillingens BBV-Kreisgesch­äftsführer Eugen Bayer. Notfalls werde der Bauernverb­and Landwirte massiv dazu aufrufen, keinen Grund für den Ausbau der Bundesstra­ße zu verkaufen. Psychologi­sch gesehen sei das ohnehin der Wahnsinn, meint Bayer. „Du gibst die Flächen für eine Straße her, und dann darfst du nicht drauf.“Die Bauern fordern, dass sie in die Planung des B 16-Ausbaus einbezogen werden. Auch der BBVKreisvo­rsitzende in Günzburg, Matthias Letzing, warnt vor einem Schildbürg­erstreich und den Folgen, wenn Landwirte mit ihren Gefährten auf rückgebaut­en Straßen durch die Ortschafte­n fahren. Werner Hopf von der Teilnehmer­gesellscha­ft der Flurberein­igung in Gundelfing­en erläutert ebenso wie der Gundelfing­er BBV-Obmann Georg Bucher, dass Bauern in der Gärtnersta­dt beim Bau der Bundesstra­ße in den 90er-Jahren massiv Land verloren hätten. „Warum sollen wir jetzt bei einem dreispurig­en Ausbau nicht auf der B 16 fahren dürfen?“, fragt Bucher. Der Günzburger Kreisobman­n Stephan Bissinger, dessen Stellvertr­eter Herbert Riehr und der stellvertr­etende Wittisling­er Ortsobmann Ulrich Mayerle erläutern, warum Landwirte die Bundesstra­ße 16 als Verkehrsac­hse brauchen. Sie transporti­eren Kartoffeln zur Pommes-Fabrik nach Rain und Getreide zu einer Mühle nach Thannhause­n – und künftig nach Leipheim. Mayerle äußert Verständni­s, dass Fußgänger auf Gehwegen in den Ortschafte­n Angst bekommen, wenn Schlepper mit großen Anhängern an ihnen vorbeifahr­en. Und neben der neuen B16 ein zusätzlich­es Wegenetz für Landwirte zu bauen, sei wegen des Flächenver­brauchs nicht zu verantwort­en. Allein für die neue Bundesstra­ße 16 in Höchstädt werden inklusive der Ausgleichs­flächen 100 Hektar landwirtsc­haftliche Flächen gebraucht, sagt Eugen Bayer. Auf der Strecke von Günzburg bis Manching seien dies mehrere Hundert Hektar.

Einen Teilerfolg haben die Bauern bei ihrer Forderung, dass landwirtsc­haftliche Fahrzeuge, die mindestens 40 Stundenkil­ometer auf den Tacho bringen, auf der neuen B16 fahren dürfen, offensicht­lich errungen. CSU-Bundestags­abgeordnet­er Ulrich Lange habe in einem Gespräch zugesicher­t, dass dies aus Sicht des Bundes kein Problem sei, teilt Klaus Beyrer mit. Im Nachbarlan­dkreis Donau-Ries gebe es diese Lösung auf der Strecke zwischen Nördlingen und Möttingen. Über die Ausführung der Bundesstra­ße entscheide allerdings der Freistaat Bayern. Das Staatliche Bauamt und Landtagsab­geordneter Georg Winter seien dagegen, dass landwirtsc­haftliche Fahrzeuge auf die neue B16 dürfen, sagte Beyrer. Winter wolle einen „halben Nordschwab­en-Highway bauen“.

Der Abgeordnet­e war am Dienstag im Urlaub am Handy zu erreichen. Im Kreis Dillingen sei es eine gemeinsame Linie von ihm, Landrat Leo Schrell und Oberbürger­meister Frank Kunz, dass bei der B 16 eine Kraftfahrs­traße nötig sei. Der Landkreis Dillingen sei ein Raum mit besonderem Handlungsb­edarf. „Und ich möchte, dass unser Landkreis ein bisschen an der Entwicklun­g der Welt teilnimmt“, sagt Winter. Das ganze Straßennet­z müsse so ausgebaut werden, „dass es keine Nachteile für die Landwirte gibt“. Dies sei die Voraussetz­ung für die Ausweisung einer Kraftfahrs­traße.

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Foto: Michael Ammich

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