14 Millionen Euro als Abschiedsgeschenk
Politik Nach 18 Jahren als Bürgermeister von Gundelfingen endet am Samstag um Mitternacht die Ära von Franz Kukla
Große Lücken klaffen in den Regalen. In der Ecke gleich neben dem Aquarium steht noch eine Kiste mit Dingen, die Franz Kukla mitnehmen wird. „Die ganzen Unterlagen sind vernichtet. Alles, was hätte gefährlich werden können, ist im Schredder“, scherzt der Gundelfinger Bürgermeister. Nach 18 Jahren endet am Samstag um Mitternacht seine Ära. Ab Sonntag lenkt seine Nachfolgerin Miriam Gruß die Geschicke der Stadt. Zeit für Wehmut? „Eigentlich geht es mir ganz gut“, sagt der 65-Jährige. Und verrät, dass ein Grund dafür sicherlich das kleine vierbeinige Fellknäuel ist, das vor Kurzem bei ihm und seiner Frau eingezogen ist. Nach dem Tod des langjährigen Gefährten Nepomuk im Winter hat sich das Paar wieder einen Hund zugelegt. Nun wuselt der vier Monate alte Welpe Maja durch das Haus und wird in der Übergangszeit vom Bürgermeisteramt in den Ruhestand für Leben in der Bude sorgen.
So richtig registriert, sagt Kukla, habe er das alles noch nicht. „Aber mir ist natürlich schon bewusst, dass jetzt Schluss ist.“Das bringe auf der einen Seite ein Gefühl der Erleichterung mit sich. Raus aus dem Tagestrott, weg von den Problemen, die es täglich zu lösen galt. „Ich muss jetzt nicht mehr jeden Termin wahrnehmen, sondern nur noch die, die ich will.“Auf der anderen Seite werde er sicherlich die Umgebung des Rathauses vermissen. Die Mitarbeiter, mit denen er oft über viele Jahre zusammengearbeitet hat. „Die treuen Seelen, die zum täglichen Leben gehört haben, mit denen man offen reden konnte. Das wird etwas sein, was wegbricht.“Bewusst wird es deshalb eine Verabschiedungsfeier für die Rathausmitarbeiter geben. Und dann noch einmal eine offizielle am Freitag im Rosenschloss.
Geprägt sein werden die nächsten Tage daneben auch vom Historischen Bürgerfest. Und dann ist am Samstag Schluss. Ohne überheblich klingen zu wollen sagt Kukla, dass damit schon eine Ära in der Gärtnerstadt ende. Eine Ära, die mit Peter Schweizer ihren Anfang genommen und durch ihn weitergeführt worden sei. „Das sehe ich als eine Einheit, die jetzt nach insgesamt 45 Jahren vorbei ist. Aber ich bin überzeugt: Es wird gut weitergehen.“Dabei hilft vor allem auch eine Sache, die bei Kukla zum Abschied für beste Laune sorgt. Anstelle der ursprünglich geplanten 5,1 Millionen Euro Gewerbesteuer hat es in diesem Jahr aufgrund von Nachzahlungen satte 14 Millionen Euro in die Stadtkasse gespült. „Das bedeutet, dass wir dann fast zwölf Millionen in der Rücklage haben und rechnerisch momentan schuldenfrei sind. So etwas beruhigt natürlich unbändig.“Dennoch warnt er davor, das Geld nun mit vollen Händen ausgeben zu wollen. „Man sollte verantwortungsbewusst damit umgehen und auf der Bremse bleiben.“Auch angesichts der Aufgaben, vor denen Gundelfingen in den kommenden Jahren steht. Von der Sanierung der Brenzhalle, der Brücken und des Kriegerdenkmals mit seinem Umfeld bis hin zum Neubau des Feuerwehrhauses. Außerdem müsse man immer auch bedenken, dass in zwei Jahren der Kreis mit der Kreisumlage seinen Anteil fordert.
Im Kreis wird Kukla vorerst weiter politisch tätig bleiben. Sein Kreistagsmandat geht bis 2020. Dort will er sich auch weiter für die Belange der Gärtnerstadt einsetzen. Und auch so werde er als gebürtiger Gundelfinger natürlich das Geschehen in seiner Heimatstadt weiter begleiten – etwa die Innenstadtentwicklung, die ihm immer besonders am Herzen gelegen habe. „Nicht als Nörgler aus der Muppetshow, sondern als natürlich Interessierter.“Nur dass er weiterhin im Bauhof anruft, wenn er über einen scheppernden Kanaldeckel fährt, das müsse er sich jetzt abgewöhnen, sagt er und lacht. Doch es gab auch Zeiten, da hatte er als Rathauschef nicht viel zu lachen. Die schwierigste Phase in seinen drei Amtszeiten, gibt Kukla zu, sei sicherlich die gewesen, als das Haus der Senioren in finanzieller Schieflage war. „Da standen wir an einem Abgrund, und eine einfache Lösung war nicht erkennbar.“Dass man diese Situation von innen heraus gemeistert habe, gehört für ihn auf der anderen Seite aber zu den persönlichen Höhepunkten seiner Amtszeit. „Die größten Höhepunkte waren aber immer, wenn man etwas Neues kennenlernen durfte. Ich habe in dem Amt sehr viel kennengelernt. Sowohl Inhalte als auch Menschen. In keinem anderen Beruf hätte ich eine solche Vielfalt erfahren können. Und dafür bin ich sehr dankbar.“Nun geht es für Franz Kukla noch einmal auf zu neuen Ufern. Einen Plan hat er nicht, wie er sagt. Doch neben entspannenden Waldspaziergängen mit dem Hund will er sich vielleicht ein E-Bike zulegen und damit das Donauried erkunden. Vielleicht auch ab und an bei der Eiche vorbeiradeln, die die Stadt dort für ihn gepflanzt hat. Auch das kulturelle Angebot der Stadt und des Umlands will Kukla, der selbst mehrere Instrumente spielt, stärker nutzen. Und sich mit Geschichte und Literatur beschäftigen. „Da könnte ich mir schon vorstellen, dass ich mich da richtig vergraben kann.“Außerdem habe Hündin Maja schon gezeigt, dass sie auch „wirtschaftstauglich“ist. Dem ein oder anderen Ausflug in den Biergarten nach München stehe also nichts entgegen.