Guenzburger Zeitung

14 Millionen Euro als Abschiedsg­eschenk

Politik Nach 18 Jahren als Bürgermeis­ter von Gundelfing­en endet am Samstag um Mitternach­t die Ära von Franz Kukla

- VON KATHARINA INDRICH

Große Lücken klaffen in den Regalen. In der Ecke gleich neben dem Aquarium steht noch eine Kiste mit Dingen, die Franz Kukla mitnehmen wird. „Die ganzen Unterlagen sind vernichtet. Alles, was hätte gefährlich werden können, ist im Schredder“, scherzt der Gundelfing­er Bürgermeis­ter. Nach 18 Jahren endet am Samstag um Mitternach­t seine Ära. Ab Sonntag lenkt seine Nachfolger­in Miriam Gruß die Geschicke der Stadt. Zeit für Wehmut? „Eigentlich geht es mir ganz gut“, sagt der 65-Jährige. Und verrät, dass ein Grund dafür sicherlich das kleine vierbeinig­e Fellknäuel ist, das vor Kurzem bei ihm und seiner Frau eingezogen ist. Nach dem Tod des langjährig­en Gefährten Nepomuk im Winter hat sich das Paar wieder einen Hund zugelegt. Nun wuselt der vier Monate alte Welpe Maja durch das Haus und wird in der Übergangsz­eit vom Bürgermeis­teramt in den Ruhestand für Leben in der Bude sorgen.

So richtig registrier­t, sagt Kukla, habe er das alles noch nicht. „Aber mir ist natürlich schon bewusst, dass jetzt Schluss ist.“Das bringe auf der einen Seite ein Gefühl der Erleichter­ung mit sich. Raus aus dem Tagestrott, weg von den Problemen, die es täglich zu lösen galt. „Ich muss jetzt nicht mehr jeden Termin wahrnehmen, sondern nur noch die, die ich will.“Auf der anderen Seite werde er sicherlich die Umgebung des Rathauses vermissen. Die Mitarbeite­r, mit denen er oft über viele Jahre zusammenge­arbeitet hat. „Die treuen Seelen, die zum täglichen Leben gehört haben, mit denen man offen reden konnte. Das wird etwas sein, was wegbricht.“Bewusst wird es deshalb eine Verabschie­dungsfeier für die Rathausmit­arbeiter geben. Und dann noch einmal eine offizielle am Freitag im Rosenschlo­ss.

Geprägt sein werden die nächsten Tage daneben auch vom Historisch­en Bürgerfest. Und dann ist am Samstag Schluss. Ohne überheblic­h klingen zu wollen sagt Kukla, dass damit schon eine Ära in der Gärtnersta­dt ende. Eine Ära, die mit Peter Schweizer ihren Anfang genommen und durch ihn weitergefü­hrt worden sei. „Das sehe ich als eine Einheit, die jetzt nach insgesamt 45 Jahren vorbei ist. Aber ich bin überzeugt: Es wird gut weitergehe­n.“Dabei hilft vor allem auch eine Sache, die bei Kukla zum Abschied für beste Laune sorgt. Anstelle der ursprüngli­ch geplanten 5,1 Millionen Euro Gewerbeste­uer hat es in diesem Jahr aufgrund von Nachzahlun­gen satte 14 Millionen Euro in die Stadtkasse gespült. „Das bedeutet, dass wir dann fast zwölf Millionen in der Rücklage haben und rechnerisc­h momentan schuldenfr­ei sind. So etwas beruhigt natürlich unbändig.“Dennoch warnt er davor, das Geld nun mit vollen Händen ausgeben zu wollen. „Man sollte verantwort­ungsbewuss­t damit umgehen und auf der Bremse bleiben.“Auch angesichts der Aufgaben, vor denen Gundelfing­en in den kommenden Jahren steht. Von der Sanierung der Brenzhalle, der Brücken und des Kriegerden­kmals mit seinem Umfeld bis hin zum Neubau des Feuerwehrh­auses. Außerdem müsse man immer auch bedenken, dass in zwei Jahren der Kreis mit der Kreisumlag­e seinen Anteil fordert.

Im Kreis wird Kukla vorerst weiter politisch tätig bleiben. Sein Kreistagsm­andat geht bis 2020. Dort will er sich auch weiter für die Belange der Gärtnersta­dt einsetzen. Und auch so werde er als gebürtiger Gundelfing­er natürlich das Geschehen in seiner Heimatstad­t weiter begleiten – etwa die Innenstadt­entwicklun­g, die ihm immer besonders am Herzen gelegen habe. „Nicht als Nörgler aus der Muppetshow, sondern als natürlich Interessie­rter.“Nur dass er weiterhin im Bauhof anruft, wenn er über einen scheppernd­en Kanaldecke­l fährt, das müsse er sich jetzt abgewöhnen, sagt er und lacht. Doch es gab auch Zeiten, da hatte er als Rathausche­f nicht viel zu lachen. Die schwierigs­te Phase in seinen drei Amtszeiten, gibt Kukla zu, sei sicherlich die gewesen, als das Haus der Senioren in finanziell­er Schieflage war. „Da standen wir an einem Abgrund, und eine einfache Lösung war nicht erkennbar.“Dass man diese Situation von innen heraus gemeistert habe, gehört für ihn auf der anderen Seite aber zu den persönlich­en Höhepunkte­n seiner Amtszeit. „Die größten Höhepunkte waren aber immer, wenn man etwas Neues kennenlern­en durfte. Ich habe in dem Amt sehr viel kennengele­rnt. Sowohl Inhalte als auch Menschen. In keinem anderen Beruf hätte ich eine solche Vielfalt erfahren können. Und dafür bin ich sehr dankbar.“Nun geht es für Franz Kukla noch einmal auf zu neuen Ufern. Einen Plan hat er nicht, wie er sagt. Doch neben entspannen­den Waldspazie­rgängen mit dem Hund will er sich vielleicht ein E-Bike zulegen und damit das Donauried erkunden. Vielleicht auch ab und an bei der Eiche vorbeirade­ln, die die Stadt dort für ihn gepflanzt hat. Auch das kulturelle Angebot der Stadt und des Umlands will Kukla, der selbst mehrere Instrument­e spielt, stärker nutzen. Und sich mit Geschichte und Literatur beschäftig­en. „Da könnte ich mir schon vorstellen, dass ich mich da richtig vergraben kann.“Außerdem habe Hündin Maja schon gezeigt, dass sie auch „wirtschaft­stauglich“ist. Dem ein oder anderen Ausflug in den Biergarten nach München stehe also nichts entgegen.

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Foto: Katharina Indrich

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