Warum darf hier nicht überholt werden?
Verkehr Auf der A 7 ist zurzeit oft Stau. Genau das sollen Hinweisschilder verhindern – doch viele Autofahrer halten sich nicht an die Vorgaben. Was die Polizei dagegen unternimmt
Die Bremslichter leuchten zehn Autos weiter vorne auf, das Signal rückt immer näher, als ob es kleine rote Domino-Steine wären. Dann steht auch das eigene Auto: Stau. Schon wieder. In den vergangenen Tagen mussten die Autofahrer auf der A7 und der B28 oft Geduld beweisen. Vor allem morgens und abends ging auf der Autobahn oft nichts mehr, ein Albtraum für Pendler. Der Grund: die Baustelle. Doch warum scheint diese besonders voll zu sein?
Werner Schedel, Leiter der Autobahnpolizei Günzburg, erklärt das Problem mit der ungünstigen Lage: nämlich genau am Knotenpunkt der viel befahrenen B28 und A7. „Bei der Anzahl der Autos messen wir dort absolute Spitzenwerte“, sagt er. Dazu komme, dass alle Arten von Fahrzeugen unterwegs seien. „Da besteht schon bei kleinsten Störungen die Gefahr für einen Stau“, sagt Schedel. Wohlgemerkt auch ohne Baustelle. Doch der Polizeichef sieht die Situation pragmatisch: Irgend- wann muss gebaut werden. „Da muss man einfach durch.“
Polizei und Autobahndirektion Südbayern versuchen aber, es den Fahrern möglichst angenehm zu machen. „Wenn es irgendwie geht, markieren wir zwei Fahrspuren pro Richtung“, bestätigt Martin Hatzelmann von der Autobahndirektion in Kempten. Doch weil die Autobahnen fast alle zu verschiedenen Zeiten gebaut wurden, sind sie auch alle unterschiedlich breit, erklärt Hatzelmann. Manchmal sei die Fahrbahn auch innerhalb einer Autobahn mal breiter, mal schmaler.
Auf der A7 ist es deswegen auch ein bisschen kompliziert. Für zwei Spuren in jede Richtung reicht der Platz nicht – eine wäre aber zu knapp für den dichten Verkehr. Deswegen steht auf der A7 an der Seite der Baustelle immer wieder das Schild „Versetzt fahren“. Zum Vergleich: Auf der A8 waren zu Ausbauzeiten zwei Fahrbahnen in jede Richtung markiert, auf der A 96 hingegen passen etwa bei Mindelheim nur drei hin – eine Richtung bleibt dann einspurig.
So wie es jetzt auf der A 7 ist, könne man immerhin eingeschränkt links fahren, sagt Hatzelmann. Der Gedanke: Durch das „versetzte Fahren“auf zwei Spuren können mehr Autos die Baustelle passieren, als es auf einer Fahrbahn möglich wäre. Und trotzdem ist der Abstand zwischen den Fahrzeugen und dadurch die Sicherheit gewährleistet. Damit es nicht beim Gedanken bleibt, gilt zudem Überholverbot. Und das wird im Vergleich zum Schild „Versetzt fahren“, das nur eine Empfehlung ist, geahndet.
Trotzdem hält sich kaum jemand an das Verbot, sagt Werner Schedel. Die Polizisten kontrollieren deswegen in diesem Bereich „erheblich“. Sowohl im Streifenwagen als auch in zivil. Die Baustelle sei zurzeit sozusagen der Haupt-Einsatzort. Und das, obwohl das Gebiet der Autobahnpolizei ungefähr von Zusmarshausen bis Ulm und von Langenau bis Vöhringen reicht sowie die B28 und Teile der B10 umfasst. „Die Kollegen sind sehr fleißig“, lobt der Polizeichef.
Wenn die Polizisten einen überholenden Autofahrer anhalten, kostet das denjenigen 70 Euro – dazu kommt ein Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei. Wenn der Fahrer einen anderen gefährdet oder einen Unfall baut, wird’s noch teurer. Doch das scheint einige nicht allzu sehr zu stören. „Manchmal wundert man sich schon: Da fahren die Autos an einem Streifenwagen vorbei – mitten im Überholverbot“, sagt Schedel.
Und egal, wie langsam die Autos oder Lastwagen rechts unterwegs sind: Sobald man schneller vorankommt, wenn man links vorbeifährt, ist das Überholen auf der A7-Baustelle verboten, sagt Schedel. Es gibt nur eine Ausnahme: Stau. Wenn es auf beiden Fahrstreifen zähflüssig im Stop-and-go vorwärts geht, darf überholt werden. Das war in den vergangenen Tagen jedoch eher die Regel als die Ausnahme.
Autobahnabschnitt ist Haupt Einsatzort