Digitale Kompetenz schlägt digitale Demenz
Ratgeber Die Journalistin und Buchautorin Katja Reim gibt Eltern Tipps, wie sie ihre Kinder auf die Gefahren des Internet vorbereiten können und dabei entspannt bleiben
Wie schütze ich mein Kind vor den Gefahren des Internets? Die Journalistin und Bloggerin (www.meincomputerkind.de) Katja Reim hat mit „Ab ins Netz?!“ein ganzes Buch darüber geschrieben. Ihr Ansatz lautet: Digitale Kompetenz schlägt digitale Demenz. Hier gibt sie Eltern Tipps, wie sie Kinder fit fürs Internet mit all seinen Möglichkeiten und auch Gefahren machen können – und dabei entspannt bleiben:
Medienkompetenz meint die Übertragung klassischer Werte wie Urteilsvermögen, Respekt oder Empathie auf die virtuelle Welt. Eltern sollten bei ihren Kindern früh damit anfangen, denn das hilft den Jungen und Mädchen später, sich selbst zu schützen. Ich denke, mit fünf oder sechs Jahren sollte es schon losgehen. Mit zwölf Jahren ist es zu spät für erste Schritte in der digitalen Welt. In der Pubertät hört man nicht mehr auf Mutti. Dann hat aber jeder Teenager plötzlich einen Mini-Computer in der Hosentasche und kann durch Unwissenheit viel anrichten. Sobald Kinder ein Medium entdecken, müssen sie lernen, auf Gefahren aufzupassen. So wie in der analogen Welt, bloß dass in der digitalen häufig Erfahrungswerte fehlen. Daher ist es wichtig, dass die Eltern ihre Kinder hierbei begleiten und ihnen zeigen, dass das Internet und der Computer Werkzeuge sind, mit denen man Gutes und Schlechtes anstellen kann.
Verbieten und verteufeln bringt nichts, denn das macht eine Sache nur spannender. Es ist schier unmöglich, Kinder heutzutage von Smartphones und Tablets fernzuhalten. Wenn es daheim keine gibt, dann haben Freunde welche. Auch von Überwachung via App halte ich nichts. Das zerstört das gegenseitige Vertrauen. Sinnvoller finde ich, wenn in der Familie klare Regeln vereinbart werden und sich die Kinder in diesen Leitplanken eigenverantwortlich bewegen dürfen. Das stärkt das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen.
Bedenke das Ende – dieser alte Spruch gilt auch in digitalen Zeiten. Kinder können sich oftmals aber nur schwer vorstellen, was denn im Internet beispielsweise mit Posts und Fotos geschehen kann. Eltern müssen sich daher auskennen und bei ihren Kindern ein Bewusstsein dafür schaffen. Meine Tochter war zum Beispiel erstaunt, als wir gemeinsam ein Bild von ihrer Puppe auf Weltreise schickten. Für sie klang es absurd und abstrakt, dass sich das Foto einfach vermehren kann und dann nie
mehr verschwindet. Ich schickte es also via Facebook an Freunde und Bekannte, die es weiterverteilen und etwas verändern sollten. Danach löschte ich das Ur-Bild. Für meine Tochter war das Bild also verschwunden. Doch dann erreichten uns jeden Tag abgeänderte Bilder der Puppe, sogar noch Wochen später und von uns unbekannten Menschen. Meine Tochter hat daraus gelernt: 1. Das Internet vergisst nichts. 2. Bilder können sich im Internet vermehren und du kannst nie wissen, wer ein Foto bekommt und 3. was durch Manipulation daraus gemacht werden kann. Jetzt versteht sie auch, weshalb sie nicht einfach Daten von sich im Internet preisgeben soll. Daten sind wie Schätze im Internet. Gestaunt hat sie auch, als ich ihr erklärt habe, dass es im Internet nichts wirklich gratis gibt, weil man dann entweder mit seinen Daten oder mit seiner Zeit bezahlt.
Es ist immens wichtig, dass Eltern und Kinder im Gespräch bleiben. Wenn sie etwas im Internet nicht verstehen oder ihnen etwas seltsam vorkommt, müssen sie zu den Eltern gehen können. Auch beim Thema Cybermobbing ist es wichtig, dass Eltern mit ihren Kindern sprechen und sie beispielsweise warnen, was Worte anrichten, welche Dynamiken sie bekommen können. Man kann Kinder nur bedingt davor schützen, Opfer zu werden. Aber man kann sie davor schützen, dass sie zu Tätern werden. (lea)
ist Medienex pertin und Mutter. Gera de hat sie das Buch „Ab ins Netz?!“(Kösel Verlag) veröffentlicht.