Forum fest in Frauenhand
Schwabenweites Treffen Zehn Landfrauenchöre und ein Bauernchor trafen sich gestern nach zweijähriger Pause in Günzburg. Welche Motivation sie verbindet
Die Freude am gemeinsamen Singen führte gestern zehn Landfrauenchöre und einen Bauernchor nach Günzburg. Alle zwei Jahre findet das schwabenweite Treffen statt, dieses Mal wurde es vom Landfrauenchor Günzburg organisiert. Vorsitzende Waltraud Bader hatte alle Hände voll zu tun, schließlich wollten sich die singenden Landfrauen als einer der größten Chöre Bayerns als gute Gastgeberinnen erweisen.
Das Forum war fest in Frauenhand, als Reisensburgs Pfarrer Heribert Singer das Chöretreffen am bundesweiten Tag der Musik mit einem Gottesdienst eröffnete. Mit einem Märchen aus Ghana, bei dem Vögel in fünf verschiedenen Farben und mit fünf verschiedenen Stimmen nur gemeinsam so gut singen und tanzen, dass der Bauer ihnen Futter ausstreut, stellte Pfarrer Singer die Harmonie, die zusammenhält und Gemeinsames ermöglicht, in den Mittelpunkt seiner Predigt. Und wenn dann doch eines Tages, die Angst kommt, während der angesetzten Chorprobe etwas viel Wichtigeres zu verpassen, oder der Gedanke, dass jetzt endlich die Alten oder die Jungen dran sind oder die Bequemlichkeit zu siegen droht, dann sei es Zeit für Gespräche.
Musikalisch begleitete der Landfrauenchor Günzburg unter der Lei- tung von Elisabeth Neuburger den Gottesdienst mit der Lechrainer Messe. Die etwa 60 Landfrauen aus dem Landkreis Günzburg – nicht alle sind Bäuerinnen – im Alter zwischen 40 und 84 Jahren, hatten zur Begrüßung ihrer Sangesfreundinnen und -freunde das „Landkreislied“einstudiert, rieten „Nimm Dir Zeit“und legten das Augenmerk auf „Momentan“.
Über den musikalischen Gruß freuten sich Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbands Alfred Enderle, sein Stellvertreter Reinhard Herb, Bezirksbäuerin Christiane Ade, ihre Stellvertreterin und Günzburgs Kreisbäuerin Marianne Stelzle ebenso wie Bundestagsabgeordneter Georg Nüßlein, Landtagsabgeordneter Hans Reichhart, Landrat Hubert Hafner und Günzburgs Kulturreferent Stefan Baisch.
Die Landfrauenchöre verstehen sich als Botschafterinnen der Landwirtschaft und prägen die schwäbische Heimat und ihre Bräuche, wenn sie regionales Liedgut pflegen und bei Gottesdiensten und Maiandachten auftreten. Sie sind nicht nur bei den Veranstaltungen des eigenen Berufsstands dabei, sondern treten auch bei Konzerten, in Krankenhäusern oder Altenheimen auf. „Überall dort, wo mit Gesang anderen Freude bereitet werden kann“, brachte es Bezirksbäuerin Christiane Ade auf den Punkt. Musik und Geselligkeit gehören dabei unbedingt zusammen. Das ist auch in der herzlichen Atmosphäre im Forum zu spüren, die Damen in ihren schönen schwäbischen Trachten kennen und schätzen sich.
Landfrauenchor nennen sie sich in Günzburg, Augsburg, AichachFriedberg, Dillingen, Donau-Ries und Neu-Ulm und im Ostallgäu. Einen Bäuerinnenchor gibt es im Oberallgäu, Unterallgäu und Altillertal. Einziger Männerchor ist der Allgäuer Bauernchor aus dem Unterallgäu. Nachdem auf den Dörfern schon immer gesungen wurde, lag es nahe, dass sich nach Gründung des ersten bayerischen Landfrauenchors im Jahr 1972 auch in den anderen Landkreisen Chöre gründeten. 1976 war es in Günzburg soweit.
Anlässlich des 40-jährigen Gründungsjubiläums im vergangenen Jahr übergab Bezirksbäuerin Christiane Ade jetzt an Dirigentin Elisabeth Neuburger eine Urkunde. Singen im Landfrauenchor, das bedeutet auch viel Erleben, Lachen und Zittern. Manches Lampenfieber vor einem Auftritt gleicht dem Gefühl vor Prüfungen in der längst vergangenen Schulzeit. Zum letzten Mal führte die schwäbische Chorbeauftragte Marlene Egger durch das Programm, mit Dillingens Kreisbäuerin Annett Jung steht ihre Nachfolgerin für die nächsten fünf Jahre schon