„Raunauer ist man mit dem Herzen“
950 Jahr Feier Vier Tage lang haben die Niederraunauer ihr Jubiläum groß gefeiert. Am Sonntag gab es noch einen Auto- und Motorradkorso
Bestimmt hatte Pfarrer Hermann Ehle rechtzeitig den Wettersegen erbeten. Vier Tag lang feierte Niederraunau bei bestem Wetter sein 950-jähriges Jubiläum. Aber noch eines hatte unverkennbar zum Gelingen des Festes beigetragen: der Zusammenhalt der Niederraunauer.
Nach drei Tagen fröhlichen Feierns folgte am Sonntag ein Festgottesdienst im Festzelt, dem ein Kirchenzug mit den Fahnenabordnungen aller Vereine aus Niederraunau und Hohenraunau vorangegangen war. Musikalisch umrahmt hatten diesen der Niederraunauer Kirchenchor und „Oho – Die Blasmusik“aus Hergensweiler. Krumbachs Stadtpfarrer Josef Baur brachte es auf den Punkt: Vieles sei in dieser Zeit anders geworden, doch es habe immer etwas Verbindendes gegeben, das die Menschen zusammengehalten habe. Auch Krumbachs Bürgermeister Hubert Fischer bemerkte in Anbetracht dessen, was die Niederraunauer auf die Beine gestellt hatten: „Bleibt’s, wie Ihr seid’s.“Und dass es in Niederrau- nau ein funktionierendes Dorfleben gebe, das bestätigte auch der stellvertretende Landrat Dr. Josef Langenbach. Aber was macht einen echten „Raunauer“eigentlich aus?
Die Antwort gab Klemens Funk: Einmal im Leben muss er bauen, egal ob einen Stall oder einen Schwarzbau. Kontaktfreudigkeit, die Fähigkeit anzubandeln und Trinkfestigkeit. Seine Gerätschaften fertigt der „Raunauer“am liebsten selber: „I kauf doch koi Glomp, wenn i’s selber macha ko.“„Als Krumbacher steht im Personalausweis, ,Raunauer’ ist man mit dem Herzen“, betonte Funk.
Schon am Vormittag bildete die Schlossstraße die Kulisse für die ersten Oldtimer. Unter den Teilnehmern war auch Familie Seitz aus Oberegg mit dem Feuerwehr-Taunus Transit von 1964. „Dau han i de ganz’ Mannschaft glei mit dabei“, bemerkte Harald Seitz. „Brotzeit macha ond mit de Raunauer feira“– darauf hatten sich alle gefreut. So auch Samuel Ritzel aus Babenhausen mit seinem tiefer gelegten VWBus, Baujahr 1957: „A Radler trinken und dann beim Autokorso mitfahren.“Eine Schönheit neben der anderen: Autos, Motorräder und Bulldogs, denen die Besitzer liebevoll wieder Leben eingehaucht hatten. Im roten VW 1600, Baujahr 1963, von Bernhard Lemke fand sich sogar noch eine Original CocaCola-Kühltasche, der obligatorische Picknickkorb, „a altes Päckle HBund Stuyvesant-Zigarettla“sowie eine Ausgabe der Mittelschwäbischen Nachrichten vom 28. April 1967. Nostalgie pur.
Und der Besucher aus Attenhausen bemerkte vor dem Kramer Bulldog aus dem Jahr 1948: „Mit so oim bin i vor sechz’g Jaur scho g’fahra.“Lediglich der Trabbi fiel mit ungewöhnlichen Hupgeräuschen aus der Reihe.
Begleitet wurden die Festtage von einer Ausstellung in der Pfarrkirche St. Michael: „Niederraunau von vorgestern bis heute.“In jedem Fall waren sich die Niederraunauer und auch die Besucher aus der Umgebung einig: „A wunderschönes Fest.“Und vielleicht findet sich tatsächlich eine Urkunde, in der Niederraunau schon im Jahr 1018 erwähnt ist. Dann könnten die „Raunauer“im nächsten Jahr gleich das 1000-Jährige feiern.