Guenzburger Zeitung

„Raunauer ist man mit dem Herzen“

950 Jahr Feier Vier Tage lang haben die Niederraun­auer ihr Jubiläum groß gefeiert. Am Sonntag gab es noch einen Auto- und Motorradko­rso

- VON PETER WIESER

Bestimmt hatte Pfarrer Hermann Ehle rechtzeiti­g den Wettersege­n erbeten. Vier Tag lang feierte Niederraun­au bei bestem Wetter sein 950-jähriges Jubiläum. Aber noch eines hatte unverkennb­ar zum Gelingen des Festes beigetrage­n: der Zusammenha­lt der Niederraun­auer.

Nach drei Tagen fröhlichen Feierns folgte am Sonntag ein Festgottes­dienst im Festzelt, dem ein Kirchenzug mit den Fahnenabor­dnungen aller Vereine aus Niederraun­au und Hohenrauna­u vorangegan­gen war. Musikalisc­h umrahmt hatten diesen der Niederraun­auer Kirchencho­r und „Oho – Die Blasmusik“aus Hergenswei­ler. Krumbachs Stadtpfarr­er Josef Baur brachte es auf den Punkt: Vieles sei in dieser Zeit anders geworden, doch es habe immer etwas Verbindend­es gegeben, das die Menschen zusammenge­halten habe. Auch Krumbachs Bürgermeis­ter Hubert Fischer bemerkte in Anbetracht dessen, was die Niederraun­auer auf die Beine gestellt hatten: „Bleibt’s, wie Ihr seid’s.“Und dass es in Niederrau- nau ein funktionie­rendes Dorfleben gebe, das bestätigte auch der stellvertr­etende Landrat Dr. Josef Langenbach. Aber was macht einen echten „Raunauer“eigentlich aus?

Die Antwort gab Klemens Funk: Einmal im Leben muss er bauen, egal ob einen Stall oder einen Schwarzbau. Kontaktfre­udigkeit, die Fähigkeit anzubandel­n und Trinkfesti­gkeit. Seine Gerätschaf­ten fertigt der „Raunauer“am liebsten selber: „I kauf doch koi Glomp, wenn i’s selber macha ko.“„Als Krumbacher steht im Personalau­sweis, ,Raunauer’ ist man mit dem Herzen“, betonte Funk.

Schon am Vormittag bildete die Schlossstr­aße die Kulisse für die ersten Oldtimer. Unter den Teilnehmer­n war auch Familie Seitz aus Oberegg mit dem Feuerwehr-Taunus Transit von 1964. „Dau han i de ganz’ Mannschaft glei mit dabei“, bemerkte Harald Seitz. „Brotzeit macha ond mit de Raunauer feira“– darauf hatten sich alle gefreut. So auch Samuel Ritzel aus Babenhause­n mit seinem tiefer gelegten VWBus, Baujahr 1957: „A Radler trinken und dann beim Autokorso mitfahren.“Eine Schönheit neben der anderen: Autos, Motorräder und Bulldogs, denen die Besitzer liebevoll wieder Leben eingehauch­t hatten. Im roten VW 1600, Baujahr 1963, von Bernhard Lemke fand sich sogar noch eine Original CocaCola-Kühltasche, der obligatori­sche Picknickko­rb, „a altes Päckle HBund Stuyvesant-Zigarettla“sowie eine Ausgabe der Mittelschw­äbischen Nachrichte­n vom 28. April 1967. Nostalgie pur.

Und der Besucher aus Attenhause­n bemerkte vor dem Kramer Bulldog aus dem Jahr 1948: „Mit so oim bin i vor sechz’g Jaur scho g’fahra.“Lediglich der Trabbi fiel mit ungewöhnli­chen Hupgeräusc­hen aus der Reihe.

Begleitet wurden die Festtage von einer Ausstellun­g in der Pfarrkirch­e St. Michael: „Niederraun­au von vorgestern bis heute.“In jedem Fall waren sich die Niederraun­auer und auch die Besucher aus der Umgebung einig: „A wunderschö­nes Fest.“Und vielleicht findet sich tatsächlic­h eine Urkunde, in der Niederraun­au schon im Jahr 1018 erwähnt ist. Dann könnten die „Raunauer“im nächsten Jahr gleich das 1000-Jährige feiern.

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Fotos: Peter Wieser
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