Wussten Sie schon?
Zwei Autoren stellen die 33 verblüffendsten deutschen Museen vor
In die Riege der 33 verblüffendsten Museen Deutschlands haben die Buchautoren Chris Ignatzi und Ben Schieler die Besenwelten in Günzburg aufgenommen. Buchtitel: „Wenn die Milbe auf den Käse kotzt.“Nicht sehr appetitlich, aber wahr. Ein Besuch im Milbenkäsemuseum in Würchwitz, 50 Kilometer südlich von Leipzig, mitsamt Einkauf und Verkostung dieser Trüffel unter den Käsesorten würde es beweisen.
Ignatzi und Schieler heben unerwartete Schätze der deutschen Museumskultur und kamen jetzt mit ihrem Buch nach Günzburg in die Besenwelten zur Open-Air-Autorenlesung im Garten von Museumschefin, Sammlerin und selbst ernannter Besologin Christl Hirner. „Wir wollten all den leidenschaftlichen Sammlern, die mit dem Klischee einer staubtrockenen Kulturanstalt nichts gemein haben, mit unserem Buch eine Plattform geben“, erzählen die Autoren den Zuhörern. Keiner von ihnen hatte zuvor vom Pfefferminzmuseum in Eichenau bei Fürstenfeldbruck oder vom Deutschen Schuhmuseum in Hauenstein in der Pfalz gehört.
Das Autorenduo stellt nicht nur die Exponate vor, sondern auch die Menschen, die sie zusammengetragen haben und ausstellen. Praktisches wie Adresse, Öffnungszeit und Eintrittspreis wird ergänzt um „Wussten sie schon?“, „Wer steckt dahinter?“oder „Das beste Stück“. Im Fall von Christl Hirners Besenwelten ist das nicht die neueste besiale Errungenschaft aus Tibet, sondern der allererste Besen. „1975 hat mich dieser Handbesen aus Perlhuhnfedern in einem Haushaltswarengeschäft in Cattolica an der italienischen Adria förmlich angesprungen“, erinnert sich Hirner im Interview-Teil der Lesung. Kulturelle Besen-Vielfalt habe es mal gegeben. „Mit jedem Supermarkt, der irgendwo auf der Welt öffnet und garantiert Plastikbesen im Angebot hat, wird jahrhundertealte BesenMachart und regionale Materialvielfalt binnen Kurzem verdrängt“, bedauert Christl Hirner.
Zu den mehr als 400 Besen aus 90 Ländern gesellen sich in ihrem ehemaligen Schwimmbadbereich über 300 Blechspielzeug-Exponate. Ein verstärktes Jäger- und SammlerGen vermutet eine lächelnde Christl Hirner als Ursache. Wer Besen als Sammelobjekt schon grenzwertig findet, erfährt von Ignatzi und Schieler, dass Sammlerleidenschaft noch ganz andere Objekte im Fokus haben kann. Zum Beispiel Schätze aus der Mülldeponie, Bananen oder Buddhas.
Den Museen auf die Spur kamen die Journalisten Chris Ignatzi (29) und Ben Schieler (36) im Internet. Schnell hatten sie eine Liste von 100 Museen zusammen. Genau 33, eine magische Zahl, sollten es ins Buch schaffen. Jeder Ausstellungsort wurde persönlich besucht, 14000 Kilometer quer durch Deutschland kamen auf ihrer Reise zusammen.
Nach Günzburg machte sich Ben Schieler von Sindelfingen aus auf den Weg. „Ein Museum ist kein Hexenwerk“, betitelt er die Seiten über die Besenwelten. Sie würden einem sehr alten, vom Aussterben bedrohten Kunsthandwerk ein Denkmal setzen. (sawa)