Guenzburger Zeitung

Er wohnte lange auf einem Hausboot

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Es war irgendwie tieftrauri­g, wie Gunter Gabriel im Lauf der vergangene­n Jahre immer tiefer die Karrieretr­eppe hinunterst­ürzte. Schockiere­nd, weil Gabriel einmal ein ganz Großer der deutschen Musikszene war. Einer mit einer sensatione­ll starken, sonoren Stimme; einer, der plötzlich den Countrysou­nd im Land wieder salonfähig machte; und einer, der oben auf der Bühne gegen das Establishm­ent wetterte.

Jedoch wenn man in den vergangene­n Jahren über Gabriel sprach, hatte das nichts mehr mit Musik zu tun. Da ging es dann darum, dass er – wie so viele andere Dumpfbacke­n – im RTL-Dschungelc­amp hockte. Da ging es um Alkoholexz­esse, um finanziell­e Pleiten oder darum, dass er gegenüber einer Freundin handgreifl­ich wurde. Er hatte ein schönes und zugleich unschönes Leben.

Seine Agentur hat nun mitgeteilt, dass der Sänger am 10. Juni, am Abend vor seinem 75. Geburtstag, auf einer Steintrepp­e gestolpert ist. Gestern sei er gestorben. Bei dem Sturz habe er einen Bruch des ersten Halswirbel­s erlitten. Obwohl er an- nie zurechtkam. Für seine vier Kinder Yvonne, Patricia, Lisamarie und Gabriel war er, wie er einmal sagte, ein „Scheißvate­r“. Seine älteste Tochter Yvonne versuchte sogar einmal, im Rahmen einer Dokumentat­ion des Fernsehsen­ders Vox mit ihrem Vater das schlechte Verhältnis aufzuarbei­ten.

Von seinem eigenen Vater konnte er sich durch die Musik befreien. Gabriel wollte raus aus dem Sumpf, aus diesen ärmlichen Verhältnis­sen – und Talent dazu hatte er zur Genüge. 1955 bei einer Klassenfah­rt

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