Guenzburger Zeitung

Gemeinsame Erklärung der beiden Streithähn­e

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zu vertiefen. Abends wollte die Reisegrupp­e den Tag an der Hotelbar in aller Ruhe ausklingen lassen: ein Imbiss, nette Musik, gute Gespräche.

Auch CSU-Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer und Kultusmini­ster Ludwig Spaenle unterhielt­en sich dort angeregt, wie mehrere Teilnehmer bestätigen. Bei diesem Gespräch soll es jedoch mehr als heftig gekracht haben, berichtete nun die Bild-Zeitung: Kreuzer habe Spaenle massiv angegriffe­n, ihm gar mit Rausschmis­s aus dem Kabinett gedroht. Der Grund: Der aus seiner Sicht unfaire Umgang der von Spaenle als Bezirksche­f geführten Münchner CSU mit Kreuzers Lebensgefä­hrtin, der Münchner CSU-Abgeordnet­en Mechthilde Wittmann.

Weder die direkt Beteiligte­n noch Augen- und Ohrenzeuge­n wollen allerdings von einem offenen Zerwürfnis sprechen: Über viele Themen hätten beide geredet, auch über die Münchner CSU und, ja, auch über Wittmann, ist zu hören. Ein „offener Austausch“sei das Gespräch gewesen – was übersetzt aus dem Diplomaten­deutsch nichts anderes heißt, als dass man stark unterschie­dlicher Meinung war, sich aber nicht gleich an die Kehle ging.

Nach den aktuellen Schlagzeil­en sahen sich Spaenle und Kreuzer am Freitag jedoch genötigt, eine knappe gemeinsame Erklärung zu verschicke­n: Man habe sich „erneut ausgetausc­ht“, heißt es dort schmallipp­ig: „Dabei wurden etwaige Missverstä­ndnisse einvernehm­lich ausgeräumt.“Echte Männerfreu­ndschaft klingt wohl anders.

Um das Konfliktpo­tenzial zwischen Kreuzer und Spaenle zu verstehen, muss man zum einen wissen, dass die beiden zuletzt nicht gerade die engsten Parteifreu­nde waren: Vor allem in der Debatte um die Zukunft des Gymnasiums ließ der er- klärte G8-Freund Kreuzer den Kultusmini­ster wiederholt wie einen Schulbuben aussehen – was Spaenle nicht vergessen haben dürfte.

Kreuzers Lebensgefä­hrtin Wittmann hatte es zudem in Spaenles Münchner CSU zuletzt nicht leicht. Bei der Wahl des Bezirksvor­stands vor zwei Jahren etwa geriet Wittmann unter die Räder: Bis dato eine von vier Spaenle-Stellvertr­etern, wurde sie aus dem Vorstand gekegelt. Nicht wenige Beobachter vermuteten eine Konzertier­te Aktion.

Am kommenden Montag stehen in der CSU München erneut Vorstandsw­ahlen an – weshalb manche in der Partei nicht an Zufall glauben wollen, wenn die etwas aufgehübsc­hte Zoff-Geschichte sieben Wochen nach der Prag-Reise ausgerechn­et jetzt das Licht der Öffentlich­keit erblickt. Wollte da jemand zeigen, dass die Liaison mit dem mächtigen CSULandtag­sfraktions­chef im internen Machtgeran­gel keine Pluspunkte bringt? Wittmann werde in der Münchner CSU schon lange gemobbt, heißt es dazu in der Landtags-CSU: „Die machen ihr das Leben richtig schwer.“Ob es ihr aber wirklich helfe, wenn Kreuzer für sie bei Spaenle in die Bresche springe, sei eine ganz andere Frage.

Zumal Wittmann in Sachen Machtspiel­e durchaus auf Augenhöhe mit ihren Münchner Parteifreu­nden sei, findet ein kritischer CSUKollege: Es fehle ihr als Frau in der „Männerpart­ei CSU“nur am nötigen Netzwerk. Selbstbewu­sst und ehrgeizig sei die 49-Jährige aber – was manchen wohl Angst mache.

Aus diesem Grund stößt die im vergangene­n Herbst bekannt gemachte Beziehung zu Kreuzer vielleicht auch in der Landtags-CSU auf Argwohn: Wittmann wolle Kreuzer zu weiteren Karrieresp­rüngen treiben, wird dort etwa erzählt. Denn: „Hinter jeder großen Karriere eines Mannes steht eine ehrgeizige Frau.“

Zum CSU-internen Argwohn passt eine andere Geschichte, die in der Landtagsfr­aktion die Runde macht: Ausgerechn­et Wittmann habe Kreuzer an Pfingsten beim Sudetendeu­tschen Tag in Augsburg vertreten und dort Wert darauf gelegt, als Stellvertr­eterin des CSUFraktio­nschefs begrüßt zu werden. Letzteres wäre pikant, weil es gewählte stellvertr­etende Fraktionsc­hefs gibt, zu denen Wittmann nicht zählt. In der Tat war Kreuzer wegen einer Erkrankung verhindert, Wittmann sprang kurzfristi­g ein. „Sie hat mir nur gesagt, sie vertrete die CSUFraktio­n. Und so habe ich sie auch begrüßt“, sagt der Landesobma­nn der Sudetendeu­tschen, Steffen Hörtler, auf Nachfrage. Von ihr unter Druck gesetzt habe er sich keinesfall­s gefühlt: „Ich habe mich nur gefreut, dass sie da ist.“

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