Guenzburger Zeitung

„Ich habe mich noch nie so geärgert“

Eklat Bezirkstag­spräsident Reichert ist sauer auf Paul Hoser, den Autor der neuen Chronik über den Bezirk Schwaben. Was den Politiker so betroffen macht, und warum die Gräben tief bleiben

- VON MARKUS BÄR

Bezirkskli­niken“, sagte er. Auch die Sprache, die Hoser bei der Darstellun­g des Themas Psychiatri­e – die große Kernaufgab­e des Bezirkes – gewählt habe, sei ihm sauer aufgestoße­n. Hoser habe etwa Begriffe wie „Insassen“oder „wegsperren“gewählt. „Diese Begriffe sind heute nicht mehr zeitgemäß und werden auch unseren heutigen Bemühungen um eine gute Versorgung von Menschen mit psychische­n Problemen nicht gerecht.“

Die Vorstellun­g des Buches übernahm Professor Ferdinand Kramer, Leiter des Institutes für Bayerische Geschichte an der Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t München. Dieser lobte die Qualität der Chronik und ihren wichtigen Beitrag zur Stärkung der Erinnerung­skultur. „Kein anderer bayerische­r Bezirk kann so ein Buch vorweisen.“Kramer verwies darauf, dass es die Aufgabe eines Wissenscha­ftlers sei, kritische Distanz zu bewahren – und nahm so Hoser letztlich in Schutz. Er wünschte sich zudem, dass Auftraggeb­er und Historiker „wieder aufeinande­r zugehen“.

Damit ist allerdings eher nicht zu rechnen – weder von Reicherts noch von Hosers Seite. Letzterer sagte gestern gegenüber unserer Zeitung, dass er daran kein Interesse hat. Aber vielleicht hat ja der Disput dazu beigetrage­n, dass es in der Öffentlich­keit nun eine größere Nachfrage nach der Bezirks-Chronik geben wird.

O„Geschichte des Bezirks Schwaben von der Nachkriegs­zeit bis 2003“von Paul Hoser ist im Augsburger Wißner Verlag erschienen, im Buch handel erhältlich und kostet 39,80 Euro.

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Foto: Ulrich Wagner
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Foto: M. Bär

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