„Ich habe mich noch nie so geärgert“
Eklat Bezirkstagspräsident Reichert ist sauer auf Paul Hoser, den Autor der neuen Chronik über den Bezirk Schwaben. Was den Politiker so betroffen macht, und warum die Gräben tief bleiben
Bezirkskliniken“, sagte er. Auch die Sprache, die Hoser bei der Darstellung des Themas Psychiatrie – die große Kernaufgabe des Bezirkes – gewählt habe, sei ihm sauer aufgestoßen. Hoser habe etwa Begriffe wie „Insassen“oder „wegsperren“gewählt. „Diese Begriffe sind heute nicht mehr zeitgemäß und werden auch unseren heutigen Bemühungen um eine gute Versorgung von Menschen mit psychischen Problemen nicht gerecht.“
Die Vorstellung des Buches übernahm Professor Ferdinand Kramer, Leiter des Institutes für Bayerische Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Dieser lobte die Qualität der Chronik und ihren wichtigen Beitrag zur Stärkung der Erinnerungskultur. „Kein anderer bayerischer Bezirk kann so ein Buch vorweisen.“Kramer verwies darauf, dass es die Aufgabe eines Wissenschaftlers sei, kritische Distanz zu bewahren – und nahm so Hoser letztlich in Schutz. Er wünschte sich zudem, dass Auftraggeber und Historiker „wieder aufeinander zugehen“.
Damit ist allerdings eher nicht zu rechnen – weder von Reicherts noch von Hosers Seite. Letzterer sagte gestern gegenüber unserer Zeitung, dass er daran kein Interesse hat. Aber vielleicht hat ja der Disput dazu beigetragen, dass es in der Öffentlichkeit nun eine größere Nachfrage nach der Bezirks-Chronik geben wird.
O„Geschichte des Bezirks Schwaben von der Nachkriegszeit bis 2003“von Paul Hoser ist im Augsburger Wißner Verlag erschienen, im Buch handel erhältlich und kostet 39,80 Euro.