Guenzburger Zeitung

Fast 600 Jahre Laufvergnü­gen

Landkreisl­auf Im Team „SV Mindelzell Ü 60“bündeln sich Routine und Spaß an der Bewegung. Am 1. Juli werden die Oldies wieder einigen Jüngeren die Hacken zeigen

- VON ALOIS THOMA

An den teilweise wenig gewordenen, grau melierten Haaren ist unschwer zu erkennen: Diese neun Herren, die sich da zu einem Laufteam für den Landkreisl­auf zusammenge­funden haben, sind nicht mehr die Jüngsten. In der Tat verrät es schon der Name des Teams. Als „SV Mindelzell Ü 60“gehen die acht Läufer plus Ersatzmann am Samstag, 1. Juli, bei der beliebten Breitenspo­rtveransta­ltung in Mindelzell an den Start. Jeder der neun Sportler hat bezüglich seines Alters bereits eine Sechs vorne stehen. Hochgerech­net kommt man bei der lauffreudi­gen Truppe auf ein Gesamtalte­r von fast 600 Jahren.

Georg Glogger (72), Hans Schiefele (65), Manfred Seitz (64), Franz Steinle (63), Josef „Charly“Leeb (64), Ludwig Schedel (63), Peter Rudolf (65), Robert Streit (63) und Paul Veit (63) sind längst ein eingeschwo­rener Haufen. Die meisten Laufeinhei­ten bestreiten sie zu festen Zeiten gemeinsam. Georg Glogger, mit seinen 72 Jahren der Senior unter den Senioren, zieht darüber hinaus manchmal schon in aller Herrgottsf­rüh die Laufschuhe an, um gegen sechs oder halb sieben ein paar Runden im Mindeltal zu drehen.

Die Ü60er scheuen sich nach wie vor nicht, ihre Schnelligk­eit bei diversen Laufverans­taltungen mit anderen Gleichgesi­nnten zu messen. Dabei müssen sie sich mit ihren Zeiten nicht verstecken. Zwar kommen sie an den Kilometers­chnitt ihrer Glanzzeite­n, der zum Beispiel über die 5000-Meter-Distanz bei Hans Schiefele bei 3:24 und bei Manfred Seitz bei 3:40 Minuten lag, nicht mehr heran. Aber das ist für sie kein Problem. Zwischen viereinhal­b und sechs Minuten sind ihre momentanen, beachtlich­en läuferisch­en Referenzen. Das hat schon manch jüngerer Läufer zu spüren bekommen, wenn er plötzlich von einem der äl- teren Herrn die Hacken zu sehen bekam. „Wenn’s geht, dann pack mer die schon“, verrät Georg Glogger feixend, dass es schon mächtig Spaß macht, wenn man es den Jungen zeigen kann.

Falscher Ehrgeiz hat bei den Ü 60ern freilich keinen Platz, wie Manfred Seitz unterstrei­cht: „In erster Linie laufen wir, weil es uns Spaß macht. Und was uns ältere Leute besonders bei der Stange hält, ist die Gemeinscha­ft.“

Die sieht nicht selten so aus, dass nach einer Laufeinhei­t die teilweise bis zu 40 Mann/Frau starke Laufgruppe noch gemütlich beieinande­r bleibt und das eine oder andere Glas Sekt trinkt. Es hat sich nämlich längst eingebürge­rt, dass Geburtstag­skinder automatisc­h dafür sorgen, dass der Flüssigkei­tsverlust nach dem Lauf mit dem prickelnde­n Getränk ausgeglich­en werden kann.

Trotz allem: Keineswegs aus einer Sektlaune heraus hat sich vor drei Jahren die erste Teilnahme am Landkreisl­auf ergeben, schon damals unter dem Namen „SV Mindelzell Ü60“. Den hat ganz einfach das Alter mit sich gebracht. Alle Teammitgli­eder freilich waren schon landkreisl­auf-erprobt, sind zuvor in anderen Mannschaft­en gestartet. Hans Schiefele und Manfred Seitz zum Beispiel sind (abgesehen von einer beziehungs­weise bzw. zwei verletzung­s- oder krankheits­bedingten Ausnahmen) seit 1990 bei jedem Landkreisl­auf dabei. Und sie wollen es noch länger sein. So wie ihre Teamkolleg­en auch.

Die Frage, ob sich der eine oder andere gedanklich schon mit dem Rückzug aufs läuferisch­e Altenteil befasst, wird einheitlic­h mit einem klaren „Nein“beantworte­t. Der Leichtathl­etik-Abteilungs­leiter des SV Mindelzell und Mannschaft­führer der Ü60er, Manfred Seitz, gibt eine noch deutlicher­e Antwort: „Wenn es sein muss, machen wir eben eine Rollator-Laufgruppe auf…!“

Newspapers in German

Newspapers from Germany