Guenzburger Zeitung

Politik und Fußball

- WAS NICHT WAHR SEIN KANN

Am Ende einer wieder mal wirren Woche kann man sich ja fragen, wie das eigentlich zusammenge­ht: dass sich einerseits sportlich die Kontinenta­l-Meister derzeit zu einem lustig launigen Fußball-Turnier vor weitgehend leeren Rängen in Russland treffen – und dass es anderersei­ts vor den Augen aller Welt politische Doppelpäss­e aus wirtschaft­lichen Sanktionen (von EU und USA gegen Russland) und Kündigunge­n militärisc­her Verträge (von Russland gegen die USA) gibt.

Hieß es nicht immer, Sport sei die Fortsetzun­g des Krieges mit anderen Mitteln? Oder haben uns nur all die Politiker das glauben gemacht? Weil eigentlich gilt ja die Politik als Fortsetzun­g des Krieges mit anderen Mitteln – aber durch deren jahrzehnte­langes Schwadroni­eren in Fußballver­gleichen … FDPMann Rösler hatte sich mal als Sturmspitz­e bezeichnet (die mittlerwei­le weit im Abseits gelandet ist), die Kanzlerin sogar mal vorgerechn­et in welcher Spielminut­e der Legislatur­periode man gerade stehe (um danach – für immer Unentschie­den? – Verlängeru­ng um Verlängeru­ng anzuhängen). Und der neue Fußball-Metaphern-König, geschult wohl bei Gerhard „Acker“Schröder, heißt Schulz, bei dem ist immer alles irgendwie gut aufgestell­t, steht es irgendwie 3:0, oder vielmehr 0:3. Und Wolfgang Schäuble spielt unverdross­en den Libero, obwohl es die Position doch längst nur noch in der Kreisliga gibt …

Da wäre es doch höchste Zeit, das mal ernst zu nehmen und die Mittel des modernen Fußballs in die Politik zu übertragen. Den Videobewei­s etwa, der beim ConfedCup in Russland so freudig Verwendung findet. Nach einer zweifelhaf­ten Entscheidu­ng, die von Bedeutung für den Spielverla­uf ist, heißt es da: Stopp! Da müssen wir noch mal genauer nachschaue­n, ob das auch richtig ist. Allerdings ist dazu vor allem eines notwendig: das Vertrauen in ein Medium, das die Vorgänge zeigt und bewertet. (ws)

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