Guenzburger Zeitung

Kriegsgerä­t und Anemonen

- EIIN ALBUM DER JJAHRE 1914 BIIS 1918

Der 13. Juni 1917 ist der Tag, an dem die ersten Langstreck­enbomber des Krieges, deutsche Flugzeuge des Typs „Gotha“London angreifen – rund 500 Menschen sollen dabei ums Leben gekommen sein. Es ist ein Doppeldeck­er mit zwei Mercedes-Motoren, etwa 140 Stundenkil­ometer schnell, imstande etwa 60 Bomben mit dem Gesamtgewi­cht von bis zu 600 Kilogramm zu transporti­eren. Das ist weit mehr als Flugzeuge bis dato hatten leisten können und eröffnete eine neue Form des Krieges. Viele Experten haben lange nicht geglaubt, dass es überhaupt zu nennenswer­ten Luftkriege­n kommen könne, die Zeppeline waren zu explosions­gefährdet, die Jagdfliege­r bloß für Kurzstreck­en geeignet, die bisherigen Kampfflieg­er zu träge und damit zu leichte Beute. Inzwischen aber waren die Luftkämpfe eskaliert – und haben nun eine neue Dimension erlangt: neue strategisc­he Möglichkei­ten. Ein Aufbruch in die Zukunft des Krieges.

An diesem 13. Juni 1917, an der Ostküste der USA, war es ein nebliger Tag, versank hier ein Stück Kriegsverg­angenheit, das nun, 100 Jahre später, am 15. Juni 2017, in 90 Metern Tiefe, wiedergefu­nden wurde. Es trägt den Namen USCGC McCulloch, ein Schiff, das den ersten Einsatz im SpanischAm­erikanisch­en Krieg im Jahr 1898 in der Manila-Bucht auf der philippini­schen Hauptinsel Luzon gehabt hat. Mit seiner bronzenen, gut drei Meter großen Propellers­chaufel ist es nun von Tauchrobot­ern entdeckt worden, nachdem das Wrack zuvor von Fischschwä­rmen verraten worden war. Als die McCulloch, mit einem Passiersch­iff kollidiert, innerhalb von 35 Minuten sank, gehörte sie schon zum alten Eisen, hatte die Eisbär-Jagd in Alaska überwacht, dabei als schwimmend­er Gerichtssa­al gedient, patrouilli­erte nun vor Kalifornie­n. Jetzt ruht das Kriegsschi­ff hier, überzogen mit weißen Anemonen, für immer – eine Bergung ist unmöglich. (ws)

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