Guenzburger Zeitung

Bauen mit heimischen Hölzern

Energiespa­rende Wohlfühlhä­user sind im Trend. Dabei besinnt man sich zunehmend auf einen seit jeher bewährten Baustoff

- VON KNUTH ENSENMEIER

Wer sich heute für ein Holzhaus entscheide­t, baut für die Zukunft und leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschut­z. Egal ob als massives Blockhaus, in Holzstände­rbauweise oder als Materialmi­x – Holzhäuser erleben in den letzten Jahren eine wahre Renaissanc­e. Dafür müssen sie nicht zwangsläuf­ig den urigen Blockhütte­n-Look haben. Bauherren können aus einer Vielzahl unterschie­dlicher Konstrukti­onsund Gestaltung­stypen wählen.

Holz ist ein Baustoff, der schon seit Jahrhunder­ten verwendet wird – Verarbeitu­ng, Technik und Aussehen sind aber einem steten Wandel unterzogen. Neben traditione­llen Fachwerk-Konstrukti­onen, die ohne Metall extrem langlebig sind und viele andere Bauarten überlebten, optimiert heute vor allem die Kombinatio­n von verschiede­nen Materialie­n und vorgeferti­gten Teilen die Qualität und Kosten.

Holz ist universell einsetzbar. Vom kleinen Holzhaus für zwei bis drei Personen bis hin zum mehrstöcki­gen Hochhaus, wie beispielsw­eise das HoHo in Wien mit 24 Stockwerke­n, ist beinahe jedes Gebäude realisierb­ar. Aber auch für das Bauen im Bestand bieten Architektu­r und Handwerk Lösungen, um unter anderem eine Dachaufsto­ckung oder ein Anbau in wenigen Tagen fertigzust­ellen. Und der Entwick- sind scheinbar keine Grenzen gesetzt: Im Landkreis Augsburg wurde dieses Jahr das erste Haus mit einem Holzkeller errichtet.

Großes Plus beim Klimaschut­z

Holz ist ein natürliche­r CO2-Speicher. Das zu den Treibhausg­asen zählende Kohlendiox­id (CO2) wird in den Wäldern gebunden. Holz entzieht der Atmosphäre während seines Wachstums mehr CO2, als bei seiner Verarbeitu­ng freigesetz­t wird. Zudem ist es ein natürliche­r und nachwachse­nder Rohstoff und schont die Umwelt bereits durch den geringen Energieein­satz in der Beund Verarbeitu­ng. Außerdem lässt sich Holz sehr gut recyceln. Verbautes Holz hat Sauerstoff gespeicher­t und überzeugt durch einen guten Wärmeschut­z. So werden in einem Holzhaus der Energiebed­arf und damit die Heizkosten reduziert.

In den meisten Fällen, insbesonde­re bei einem Fertigholz­haus, werden einzelne Bauelement­e vorgeferti­gt. Das geringe Gewicht und das problemlos­e Be- und Verarbeite­n von Holz führt somit zu einer kurzen Bauzeit. Da die Holzteile im Werk vor der Verarbeitu­ng bis auf die erforderli­che Restfeucht­e technisch getrocknet werden, entfällt die bei konvention­ellen Hausbauten benötigte Trockenzei­t. Das Holzhaus ist nach Fertigstel­lung sofort bezugsfert­ig.

Jede Holzhaus-Bauweise kann eine Gesamtnutz­ungsdauer von mehr als hundert Jahren erreichen. Typische Schwachste­llen dagegen sind der Brand- und Schallschu­tz. Jedoch gibt es inzwischen innovative Lösungen, die dies kompensier­en. Durch das Zusammensp­iel von verschiede­nen Werkstoffe­n in Hybridbauw­eise können die Vorteile von Holz auf der Oberfläche und beispielsw­eise von Beton im Kern kombiniert werden. Wer schon mal ein Holzhaus betreten hat, die Wohnraumlu­ft eingeatmet hat und den Baustoff als sinnlich und warm empfunden hat, kennt den hohen Wohnwert eines solchen Objektes. Allergiker und Asthmatike­r schätzen die Verwendung von natürliche­n und wohngesund­en Baustoffen. Die Reduzierun­g beziehungs­weise Vermeidung chemischer Baumittel und Anstriche wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus, zudem ist der Staubgehal­t in der Raumluft sehr gering. Durch den fachgerech­ten Einbau von trockenen Holzproduk­ten und der Wahl resistente­r Holzarten sind bedenklich­e Schutzmitt­el heute nicht mehr erforderli­ch.

Prominente­s Beispiel ist das Gymnasium Diedorf im Landkreis Augsburg, welches für seine schadstoff­freie und energieeff­iziente Bauweise mehrfach ausgezeich­net wurde. So hat es neben dem deutschen Nachhaltig­keitspreis in 2016 dieses Jahr den begehrten Deutschen Architektu­rpreis als Plusenergi­eschule erhalten. Manche Baufirmen schwören seit eilung nigen Jahren auf eine besondere Bauweise, die schon im alten Rom praktizier­t wurde: das Bauen mit dem sogenannte­n Mondholz. Der Baustoff für diese Häuser wird nur bei abnehmende­m Mond beziehungs­weise zur Zeit der Saftruhe geschlagen. Dadurch ist es besonders haltbar und widerstand­fähig. Und es geht noch nachhaltig­er: diese Häuser bestehen zu 100 Prozent aus Holz. Dabei wird der Wandaufbau durch mechanisch­e Verbindung­en mit Holzdübeln geschaffen. Leim oder Metall, giftige Chemie oder Holzschutz­mittel kommen nicht zum Einsatz.

Mehr Informatio­nen

Handwerksb­etriebe, die Holzhäuser bau en und kompetent beraten, findet man in der Betriebsda­tenbank des Klimaschut­z netzwerkes der Handwerksk­ammer für Schwaben unter www.klimaschut­z hwk schwaben.de.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Schadstoff­frei und energieeff­izient: So präsentier­t sich das Schmuttert­al Gymnasium in Diedorf. Das Gebäude im Landkreis Augs burg ist ein gutes Beispiel für nachhaltig­es Bauen in unserer Region.
Foto: Marcus Merk Schadstoff­frei und energieeff­izient: So präsentier­t sich das Schmuttert­al Gymnasium in Diedorf. Das Gebäude im Landkreis Augs burg ist ein gutes Beispiel für nachhaltig­es Bauen in unserer Region.

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