„Das Konzept der Schule zieht bestimmte Eltern an.“
gleichgesetzt war mit Hippiemethoden auf der einen und dem strengen kirchlichen Internat auf der anderen Seite, sind lange vorbei. Es gibt viele Gründe, weshalb Eltern eine private Schule der staatlichen vorziehen: die Überzeugung von einer reformpädagogischen Ausrichtung etwa, der eigene Glaube oder die Annahme, das Kind bekomme eine individuellere Förderung als im staatlichen System.
Für Nina Conrad war es von allem ein bisschen. „Ich habe viel darüber mitbekommen, wie stressig Schule ist. Da habe ich nach Möglichkeiten gesucht, den Stress für meine Kinder möglichst gering zu halten. Ich habe mit Eltern anderer Schulkinder gesprochen, Infoabende verschiedener Schulen besucht.“Dass ein evangelischer Schulverein Träger der Lichtenstein-RotherGrundschule ist, war für sie zwar nicht ausschlaggebend, aber die Familie lebt im Alltag schon nach den Werten des evangelischen Glaubens. Und letztlich hat sie einfach das Konzept der Schule überzeugt, das sich nach den Ideen der Grundschulpädagogin Ilse LichtensteinRother richtet und – so beschreibt es die Schule in ihrem Leitbild – in einem „mehrdimensionalen Begabungskonzept“die emotionalen, sozialen, musischen und intellektuellen Fähigkeiten eines Kindes als gleichwertig ansieht. Die Eltern dürfen Vorschläge für den Unterricht machen, die Kinder bauen etwa Gemüse an, philosophieren oder machen gemeinsam Musik. In Kernfächern wie Mathematik oder Deutsch schreiben sie Proben wie an staatlichen Schulen, der Unterricht orientiert sich an den Inhalten des bayerischen Lehrplans.
Die „Liro“-Schule gehört zu den sogenannten staatlich anerkannten Privatschulen. Diese dürfen selbst Abschlüsse vergeben, die denen der Regelschulen gleichgestellt sind. Daneben gibt es die staatlich genehmigten Schulen. Kinder dürfen zwar dort lernen, müssen ihre Abschlüsse aber in externen Prüfungen an Regelschulen erwerben.
Die Lernkonzepte freier Schulen unterscheiden sich teils immens voneinander. Ein Alternativmodell, das zuletzt deutschlandweit beachtet wurde, ist die Sudbury-Schule am Ammersee. Das Leitbild der freien Grund- und Mittelschule sieht vor, dass die Schüler selbst entscheiden, was sie lernen möchten und was nicht – ganz ohne Klassen und ohne Stundenplan. Die Schule erhielt von der Regierung von Oberbayern eine auf Probe. Mitte 2016 wurde sie ihr wieder entzogen. Die Regierung sah zu wenig Nachweise, dass die Schule die Lerninhalte einer Regelschule einhielt. Jetzt ist der Fall vor Gericht, der Ausgang seit Monaten offen.
Dass ihr Kind an einer freien Schule individueller gefördert wird als an einer staatlichen, in diesem Punkt sind sich viele Eltern einig. Und deshalb seien sie auch bereit, Schulgeld zu bezahlen, sagt Bernd Dietrich, der Vorstandsvorsitzende des Privatschulverbands. Die Kosten pro Schüler unterscheiden sich je nach Einrichtung stark. Ein Einflussfaktor ist zum Beispiel der Standort der Schule – Grundstücke und Gebäude in Großstädten wie München sind erheblich teurer als in strukturschwachen Gegenden. Eine Obergrenze für das Schulgeld gibt es nicht. Doch Dietrich zitiert aus Umfragen, nach denen viele Eltern „bereit wären, mehr Geld für die Bildung ihrer Kinder auszugeben als das, was sie tatsächlich zahlen“.
Nina Conrad bezahlt 100 Euro im Monat, und sie tut es gern. „So hat die Schule die Möglichkeit, Kinder differenzierter zu fördern. Wenn es nötig ist, kann sie ohne Probleme Hilfsmittel für den Unterricht beGenehmigung