Guenzburger Zeitung

Braucht Hochwang einen Ortssprech­er?

Nachdem Markus Spengler umgezogen ist, können die Bürger von Ichenhause­ns größtem Stadtteil einen neuen Ansprechpa­rtner wählen. Was dabei alles beachtet werden muss

- VON HEIKE SCHREIBER

Ichenhause­n/Hochwang Für den Ichenhause­r Stadtrat ist es kein Novum, für den Stadtteil Hochwang schon: Markus Spengler (CSU) zieht in die Kernstadt um und kehrt Hochwang den Rücken. Dann sitzt niemand mehr aus diesem Stadtteil im Rat, was den Hochwanger­n jetzt die Möglichkei­t eröffnet, einen Ortssprech­er zu wählen. 2002 hatte es einen ähnlichen Fall bereits im kleinsten Stadtteil Deubach gegeben. Über die Möglichkei­t und die Voraussetz­ungen zur Wahl eines Ortssprech­ers will Bürgermeis­ter Robert Strobel die Bürger heute Abend informiere­n.

Wann kann/darf ein Ortssprech­er gewählt werden?

Wenn kein Kandidat aus den bis zur Gebietsref­orm selbststän­digen Ortsteilen mehr im Stadt- oder Gemeindera­t sitzt, sieht die Bayerische Gemeindeor­dnung folgendes Szenario vor: Bürger dieser Ortsteile können eine Versammlun­g zur Wahl eines Ortssprech­ers beantragen, dazu muss jedoch ein Drittel der Wahlberech­tigten dafür stimmen. In Hochwang sind laut Stadtverwa­ltung 1226 Personen wahlberech­tigt, abstimmen müssten demzufolge 409 Hochwanger. Kommt tatsächlic­h diese Zahl zusammen, lädt der Bürgermeis­ter zu einer Ortsversam­mlung ein. Die Bürger können einen oder mehrere Kandidaten vorschlage­n, anschließe­nd wird eine geheime Wahl durchgefüh­rt. Bürgermeis­ter Robert Strobel fände es persönlich schade, „wenn ein Stadtteil nicht im Rat vertreten ist“. Natürlich beschäftig­e sich der gesamte Stadtrat mit sämtlichen Ortsteilen, aber ein „Kümmerer“vor Ort sei und wichtig. „Trotz oder gerade im Zeitalter des Internets ist es für die Bürger wichtig, wenn sie auch mal über den Gartenzaun hinweg einen Ansprechpa­rtner haben, der ihre Anliegen dann weitertran­sportiert“, findet Strobel.

Kommt es häufiger vor, dass ein Ortssprech­er mitten in einer Legislatur­periode neu gewählt werden muss? Dass Gemeinde- oder Stadträte während einer Legislatur­periode wegziehen oder ihr Mandat aus pri- vaten oder berufliche­n Gründen abgeben, ist nicht selten. Dann kommt die Liste der Nachrücker zum Tragen. Der Fall in Hochwang ist in Strobels Augen jedoch ein besonderer und „sehr selten“. Denn Stadtrat Markus Spengler zieht lediglich von einem Stadtteil in den anderen, bleibt also dem Gremium erhalten. Da Spengler 2014 als einziger aus Hochwang den Sprung in den Rat schaffte, muss jetzt ein Nachfolger neu gewählt werden. Sollten sich die Bürger für diese Möglichkei­t entgut scheiden, würde das Gremium von 20 auf 21 anwachsen. Dies kommt häufiger vor, wenn beispielsw­eise unmittelba­r nach einer Kommunalwa­hl feststeht, dass ein bestimmter Orts- und Stadtteil nicht im Gremium vertreten ist. Dann wird in einer zweiten Wahl ein Ortssprech­er gesucht.

Müssen die Bürger gewisse Fristen einhalten? Robert Strobel zufolge müssen die erforderli­chen Unterschri­ften nicht innerhalb eines bestimmten Zeitraums zusammenge­tragen werden. Um die Hemmschwel­le bei den Bürgern möglichst niedrig zu halten, hat Strobel für heute Abend bereits ein Schreiben an die Stadt mit Unterschri­ftenlisten angefertig­t. „Es soll nicht an den Formalität­en und rechtliche­n Dingen scheitern.“

Welche Rechte/Pflichten hat ein Ortssprech­er im Stadtrat? In erster Linie soll sich der Ortssprech­er als Anwalt des Stadtteils, nicht einer Partei verstehen. Ortssprech­er haben Zutritt zu allen Sitzungen des Stadtrats und der Ausschüsse. Sie dürfen Anträge einbringen und darüber beraten. Die Gemeindeor­dnung versagt dem Ortssprech­er aber das Stimmrecht.

Für welchen Zeitraum wird der neue Ortssprech­er gewählt? Der neue Ortssprech­er darf bis zum Ende der Amtsperiod­e am Ratstisch Platz nehmen, als bis zum 30. April 2020.

Gibt es derzeit in anderen Gemeinden/ Städten Ortssprech­er, die im Rahmen einer Bürgervers­ammlung gewählt wurden? Bei der Kommunalwa­hl im März 2014 hat es in Bibertal kein Kandidat aus Ettlishofe­n (mit Hetschwang) und Schneckenh­ofen in den Gemeindera­t geschafft. In einer Bürgervers­ammlung wählten die Ettlishofe­r Adolf Polzer, der bereits zuvor sechs Jahre lang Ortssprech­er war. Bürgermeis­ter Oliver Preußner bestellte ihn offiziell für die Wahlperiod­e 2014 bis 2020.

Ofin det heute Abend um 20 Uhr im Musik heim in Hochwang statt.

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Foto: Irmgard Lorenz

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