Beste Lage, aber unbewohnt
Natur Ichenhausen baut die Storchenkamera auf dem Unteren Schloss ab, obwohl es Interessenten für das alte Nest gibt
Beste Innenstadtlage, aber trotzdem nicht direkt an der Straße gelegen, kulturell interessantes Umfeld und vor allem: weiter, unverbaubarer Ausblick ringsherum. Viele Jahre haben Störche auf dem Dach des Unteren Schlosses in Ichenhausen gebrütet, seit drei Jahren steht das Nest aber leer. Dass das an der vor fünf Jahren installierten Storchenkamera auf dem Schlossdach liegt, halten Experten für denkbar.
Mit einem Irrtum allerdings räumte Ichenhausens Bürgermeister Robert Strobel in der Sitzung des Bauausschusses auf. Es liege nicht daran, dass Familie Storch sich nicht ins Schlafzimmer gucken lassen wolle, sagte er. Vielleicht sei aber der Mast, auf dem die Kamera installiert ist, ein Hindernis für die Störche beim An-und Abflug. Ottmar Frimmel, der Naturschutzbeauftragte des Landkreises, halte dies für denkbar, sagte Strobel und schlug vor, die Kamera abzubauen und einzumotten, in der Hoffnung, dass sich in Zukunft doch wieder Störche auf dem Schloss niederlassen.
Die ziehen ihre Brut jetzt nicht mehr auf dem Schloss, sondern an einem weniger vornehmen Ort auf: auf einem Leitungsmast an der Straße beim Bahnhof. Darauf macht ein Schild diejenigen aufmerksam, die am Monitor beim Schulmuseum stehen und vergeblich auf einen Blick in das Storchennest auf dem Schloss hoffen.
Der Monitor ist dunkel. Das sei keine gute Werbung für die Stadt, sagte Stadtrat Reinhold Lindner im Bauausschuss und schlug vor, für die Kamera einen neuen Standort zu suchen. Die war seinerzeit übrigens Teil der Ausgleichsmaßnahmen für das Solarfeld bei Deubach. 9000 Euro für die Kameraanlage und 2000 Euro für den Arbeitsaufwand des städtischen Bauhofs hatte Solarfeldbetreiber Vento Ludens der Stadt dafür überwiesen.
Für das seit drei Jahren leer stehende Nest auf dem Schloss gebe es durchaus immer wieder Interessenten, hat Stadtrat Georg Abt beobachtet. Die würden aber von den Störchen vertrieben, die sich jetzt beim Bahnhof angesiedelt haben, sagte er. Seine Hoffnung auf ein zweites Brutpaar in Ichenhausen sei nicht allzu groß. Mit dem Nest allein ist es nicht getan, Eltern und Junge müssen ja auch satt werden. Und die Wiesen im Günztal, wo die großen weißen Vögel auf Futtersuche gehen, „werden immer weniger“.