Guenzburger Zeitung

Hochwasser­schutz im Mindeltal nimmt Gestalt an

Sicherheit Mit der baldigen Fertigstel­lung der Sperrbauwe­rke bei Balzhausen und Mindelzell wird die erste von sieben Maßnahmen des Großprojek­ts umgesetzt. Auch in Thannhause­n wurde eine wichtige Hürde genommen

- VON WERNER GLOGGER UND STEFAN REINBOLD

Der Hochwasser­schutz im Mindeltal nimmt immer mehr Gestalt an. Nachdem bereits das mächtige Drosselbau­werk an der großen Mindel an der Kreisstraß­e zwischen Balzhausen und Mindelzell fertiggest­ellt, und inzwischen auch die Arbeiten an den kleineren Bauten zur Regulierun­g des Wasserstan­ds an Hasel und Schwarzbac­h bei Balzhausen seit Kurzem abgeschlos­sen sind, steht als Nächstes der große Dammbau an. Ab Ende August soll laut Balzhausen­s Bürgermeis­ter Daniel Mayer mit den Arbeiten begonnen werden. Ein mächtiger Riegel zieht sich dann quer durchs Mindeltal und soll beim nächsten Hochwasser­ereignis die Fluten aufhalten und von den Siedlungen ablenken. Ein Jahrhunder­tprojekt, das im Zuge der Mindeltals­tudie aus den Jahren 2002 bis 2004 konkretisi­ert und 2015 mit dem ersten Bauabschni­tt zwischen Mindelzell und Balzhausen begonnen wurde.

Wie bei solchen Großprojek­ten häufiger der Fall, tauchen im Verlauf der Bauarbeite­n unerwartet­e Schwierigk­eiten auf. In dem Fall erwies sich der Baugrund unter dem großen Drosselwer­k als weniger tragfähig als zunächst angenommen, weshalb weitere Planungen und zusätzlich­e Stabilisie­rungen erfolgen mussten. Außerdem verteuerte­n sich auch die weiteren Baukosten. Das trieb den Preis deutlich in die Höhe. Balzhausen muss statt der ursprüngli­ch geplanten 750000 Euro mit bis zu 1,3 Millionen Euro nun fast das Doppelte investiere­n. „Wir werden’s verkraften“, sagt Bürgermeis­ter Mayer, „es fehlt halt dann an anderer Stelle.“So musste die Kommune etwa für den Neubau des Feuerwehrh­auses einen Kredit aufnehmen, der so nicht geplant war. Doch Mayer ist überzeugt von der Notwendigk­eit des Hochwasser­schutzes. „Auf Dauer gesehen, ist das ein großer Vorteil für Balzhausen und schafft uns weitere Entwicklun­gsmöglichk­eiten in den Flächen, die dann hochwasser­sicher sind.“

Insgesamt besteht das Hochwasim Mindeltal aus sieben Einzelmaßn­ahmen, die in zwei Phasen aufgesplit­tet sind. In die erste Phase fällt der Hochwasser­rückhalt zwischen Balzhausen und Bayersried, zu dem auch ein Leitdeich bei Mindelzell und der Neubau eines Teilungswe­hrs zählt, das die große und kleine Mindel trennt. Vor gut sechs Wochen haben dort die Arbeiten begonnen. Bis auf das Teilungswe­hr sollen alle Maßnahmen in diesem Bereich bis September abgeschlos­sen sein. Heikel und arbeitsint­ensiv wird noch der Dammbau sein, bei dem entlang der Kreisstraß­e GZ12 auf Höhe der Baggerseen auf 550 Meter Länge eine Spundwand den Damm ersetzen soll. Die ist nötig, weil dort nicht genügend Platz für einen Damm vorhanden ist. Nach der Fertigstel­lung wäre ein optimaler Schutz vor dem Hochwasser der Mindel für einen Großteil der Mindelzell­er gewährleis­tet. Zudem kann, so Bürgermeis­ter Peter Walburger, das vom Gemeindera­t ins Auge gefasste Baugebiet „Mindelzell-Süd“mit sechzehn Bauplätzen bald realisiert werden.

Weitere Maßnahmen in Phase 1 sind bei Thannhause­n, Burtenbach und Burgau. Während bei Burtenbach insgesamt 28 kleinere Baustellen eröffnet werden, sind die Projekte in Thannhause­n und Burgau deutlich größer, wie Maximilian Hartmann, Projektlei­ter am Wasserwirt­schaftsamt erläutert. Kopfzerbre­chen bereiteten dabei in erster Linie die Grundstück­sverhandlu­ngen.

Während sich die Eigentümer in Bayersried und Balzhausen kooperativ zeigten, versperrte sich in Mindelzell ein Landwirt jeglichem Kompromiss. „Da ist uns nichts anderes übrig geblieben als die Besitzeinw­eisung, also Enteignung“, sagt Hartmann. Ein solches Vorgehen sei in einem demokratis­chen Rechtssers­chutzproje­kt staat wirklich der letzte Schritt und sei nur dann möglich, wenn es um das Gemeinwohl wie etwa beim Hochwasser­schutz gehe. Meist einigen sich die Beteiligte­n noch bei einem Gütetermin. Doch in diesem Fall erfolgte keine Einigung, weshalb das Landratsam­t als zuständige Behörde die Enteignung und finanziell­e Entschädig­ung nun vornimmt. Am Freitag erlangte der Planfestst­ellungsbes­chluss für den Hochwasser­schutz Thannhause­n Rechtskraf­t. „Wir sind sehr zuversicht­lich, dass wir dort jetzt in die Ausführung gehen können“, sagt Hartmann. Als Nächstes wird die Finanzieru­ng beim Umweltmini­sterium eingereich­t und die Ausführung­splanung ausgeschri­eben sowie die Gespräche über den Grunderwer­b begonnen. Sobald als möglich werde mit dem Bau begonnen. Allerdings darf der Hochwasser­schutz für Thannhause­n erst dann funktionsf­ähig sein, wenn der Hochwasser­schutz bei Kemnat einsatzfäh­ig ist. Im Rahmen eines Linienverb­aus entlang der kleinen Mindel werden hier sehr kleinteili­ge Maßnahmen ergriffen. Mal muss eine Mauer erhöht, mal ein Gewässer verlegt oder ein Damm erhöht werden, an anderer Stelle dient eine Hauswand als Deich und muss mit Wassersper­rputz versehen werden.

Mit vielen Unwägbarke­iten behaftet ist vor allem der Hochwasser­schutz bei Burgau, wo ein Rückhalt mit einem Volumen von 1,3 Millionen Kubikmeter­n entstehen soll. Das Planfestst­ellungsver­fahren ist dort bereits angestoßen worden. Hartmann vermutet, dass bis zu einem entspreche­nden Beschluss mindestens ein Jahr vergeht. Angesichts bereits angekündig­ter Klagen, könne sich der Prozess auch länger hinziehen. In Phase zwei werden dann die Hochwasser­schutzproj­ekte in Offingen, Jettingen-Scheppach und Eberstall-Klingenbur­g angegangen.

 ?? Foto: Stefan Reinbold ?? Einsam steht das Drosselbau­werk an der großen Mindel da. Demnächst wird es jedoch in einen mächtigen Damm, der zwischen Mindelzell und Balzhausen verläuft, integriert. Die Arbeiten dafür werden umfangreic­h. Laut Maximilian Hartmann vom Wasserwirt­schaftsamt werden Hunderte Lkw Ladungen Erde bewegt werden.
Foto: Stefan Reinbold Einsam steht das Drosselbau­werk an der großen Mindel da. Demnächst wird es jedoch in einen mächtigen Damm, der zwischen Mindelzell und Balzhausen verläuft, integriert. Die Arbeiten dafür werden umfangreic­h. Laut Maximilian Hartmann vom Wasserwirt­schaftsamt werden Hunderte Lkw Ladungen Erde bewegt werden.

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