Hochwasserschutz im Mindeltal nimmt Gestalt an
Sicherheit Mit der baldigen Fertigstellung der Sperrbauwerke bei Balzhausen und Mindelzell wird die erste von sieben Maßnahmen des Großprojekts umgesetzt. Auch in Thannhausen wurde eine wichtige Hürde genommen
Der Hochwasserschutz im Mindeltal nimmt immer mehr Gestalt an. Nachdem bereits das mächtige Drosselbauwerk an der großen Mindel an der Kreisstraße zwischen Balzhausen und Mindelzell fertiggestellt, und inzwischen auch die Arbeiten an den kleineren Bauten zur Regulierung des Wasserstands an Hasel und Schwarzbach bei Balzhausen seit Kurzem abgeschlossen sind, steht als Nächstes der große Dammbau an. Ab Ende August soll laut Balzhausens Bürgermeister Daniel Mayer mit den Arbeiten begonnen werden. Ein mächtiger Riegel zieht sich dann quer durchs Mindeltal und soll beim nächsten Hochwasserereignis die Fluten aufhalten und von den Siedlungen ablenken. Ein Jahrhundertprojekt, das im Zuge der Mindeltalstudie aus den Jahren 2002 bis 2004 konkretisiert und 2015 mit dem ersten Bauabschnitt zwischen Mindelzell und Balzhausen begonnen wurde.
Wie bei solchen Großprojekten häufiger der Fall, tauchen im Verlauf der Bauarbeiten unerwartete Schwierigkeiten auf. In dem Fall erwies sich der Baugrund unter dem großen Drosselwerk als weniger tragfähig als zunächst angenommen, weshalb weitere Planungen und zusätzliche Stabilisierungen erfolgen mussten. Außerdem verteuerten sich auch die weiteren Baukosten. Das trieb den Preis deutlich in die Höhe. Balzhausen muss statt der ursprünglich geplanten 750000 Euro mit bis zu 1,3 Millionen Euro nun fast das Doppelte investieren. „Wir werden’s verkraften“, sagt Bürgermeister Mayer, „es fehlt halt dann an anderer Stelle.“So musste die Kommune etwa für den Neubau des Feuerwehrhauses einen Kredit aufnehmen, der so nicht geplant war. Doch Mayer ist überzeugt von der Notwendigkeit des Hochwasserschutzes. „Auf Dauer gesehen, ist das ein großer Vorteil für Balzhausen und schafft uns weitere Entwicklungsmöglichkeiten in den Flächen, die dann hochwassersicher sind.“
Insgesamt besteht das Hochwasim Mindeltal aus sieben Einzelmaßnahmen, die in zwei Phasen aufgesplittet sind. In die erste Phase fällt der Hochwasserrückhalt zwischen Balzhausen und Bayersried, zu dem auch ein Leitdeich bei Mindelzell und der Neubau eines Teilungswehrs zählt, das die große und kleine Mindel trennt. Vor gut sechs Wochen haben dort die Arbeiten begonnen. Bis auf das Teilungswehr sollen alle Maßnahmen in diesem Bereich bis September abgeschlossen sein. Heikel und arbeitsintensiv wird noch der Dammbau sein, bei dem entlang der Kreisstraße GZ12 auf Höhe der Baggerseen auf 550 Meter Länge eine Spundwand den Damm ersetzen soll. Die ist nötig, weil dort nicht genügend Platz für einen Damm vorhanden ist. Nach der Fertigstellung wäre ein optimaler Schutz vor dem Hochwasser der Mindel für einen Großteil der Mindelzeller gewährleistet. Zudem kann, so Bürgermeister Peter Walburger, das vom Gemeinderat ins Auge gefasste Baugebiet „Mindelzell-Süd“mit sechzehn Bauplätzen bald realisiert werden.
Weitere Maßnahmen in Phase 1 sind bei Thannhausen, Burtenbach und Burgau. Während bei Burtenbach insgesamt 28 kleinere Baustellen eröffnet werden, sind die Projekte in Thannhausen und Burgau deutlich größer, wie Maximilian Hartmann, Projektleiter am Wasserwirtschaftsamt erläutert. Kopfzerbrechen bereiteten dabei in erster Linie die Grundstücksverhandlungen.
Während sich die Eigentümer in Bayersried und Balzhausen kooperativ zeigten, versperrte sich in Mindelzell ein Landwirt jeglichem Kompromiss. „Da ist uns nichts anderes übrig geblieben als die Besitzeinweisung, also Enteignung“, sagt Hartmann. Ein solches Vorgehen sei in einem demokratischen Rechtsserschutzprojekt staat wirklich der letzte Schritt und sei nur dann möglich, wenn es um das Gemeinwohl wie etwa beim Hochwasserschutz gehe. Meist einigen sich die Beteiligten noch bei einem Gütetermin. Doch in diesem Fall erfolgte keine Einigung, weshalb das Landratsamt als zuständige Behörde die Enteignung und finanzielle Entschädigung nun vornimmt. Am Freitag erlangte der Planfeststellungsbeschluss für den Hochwasserschutz Thannhausen Rechtskraft. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir dort jetzt in die Ausführung gehen können“, sagt Hartmann. Als Nächstes wird die Finanzierung beim Umweltministerium eingereicht und die Ausführungsplanung ausgeschrieben sowie die Gespräche über den Grunderwerb begonnen. Sobald als möglich werde mit dem Bau begonnen. Allerdings darf der Hochwasserschutz für Thannhausen erst dann funktionsfähig sein, wenn der Hochwasserschutz bei Kemnat einsatzfähig ist. Im Rahmen eines Linienverbaus entlang der kleinen Mindel werden hier sehr kleinteilige Maßnahmen ergriffen. Mal muss eine Mauer erhöht, mal ein Gewässer verlegt oder ein Damm erhöht werden, an anderer Stelle dient eine Hauswand als Deich und muss mit Wassersperrputz versehen werden.
Mit vielen Unwägbarkeiten behaftet ist vor allem der Hochwasserschutz bei Burgau, wo ein Rückhalt mit einem Volumen von 1,3 Millionen Kubikmetern entstehen soll. Das Planfeststellungsverfahren ist dort bereits angestoßen worden. Hartmann vermutet, dass bis zu einem entsprechenden Beschluss mindestens ein Jahr vergeht. Angesichts bereits angekündigter Klagen, könne sich der Prozess auch länger hinziehen. In Phase zwei werden dann die Hochwasserschutzprojekte in Offingen, Jettingen-Scheppach und Eberstall-Klingenburg angegangen.