Mit Schreibmaschine und Rollerblades
Konzert Was sich das Akkordeonorchester Gundremmingen und der Chor Cantabile für ihre Matinee einfallen ließen
Auf einer Schreibmaschine zu schreiben, nebenher auf eine Klingel zu klopfen und gleichzeitig ein Akkordeonorchester zu dirigieren, geht das? Monika Mokosch kann es. Die Leiterin des Akkordeonorchesters Gundremmingen und des Chors Cantabile hatte es am Sonntag bei der gemeinsamen Matinee mit Leroy Andersons „The Typewriter“eindrucksvoll bewiesen. Lediglich nach dem Stimmen des „A“an der Schreibmaschine klang dieses vielleicht noch etwas schräg.
Bereits zum neunten Mal zeigten Orchester und Chor in einem Konzert ihre musikalische Vielfalt. Lediglich mit dem Unterschied, dass die Matinee nicht wie in den vergangenen Jahren im Freien auf der Kulturbühne, sondern im Kulturzentrum selbst stattfand. Dafür gab es dort so gut wie keine freien Plätze mehr.
Zurück zum Akkordeonorchester: Dass ein solches nicht nur Klassisches, wie zu Beginn den „Kaiserwalzer“von Johann Strauss, sondern auch Schwungvolles hervorragend interpretieren kann, davon konnte sich das Publikum schon nach den ersten Stücken überzeugen. Unterstützt von Rainer Schneider am Schlagzeug, klatschte das Publikum bei „Stars and Stripes forever“(John Philip Sousa) begeistert mit. Nicht weil der eine oder andere möglicherweise die bekannte Werbemelodie eines gewissen „Generals“im Hinterkopf hatte. Vielmehr war kaum noch zu erkennen, dass es sich dabei um ein Akkordeonorchester handelte, das den amerikanischen Nationalmarsch so überzeugend herüberbrachte. Nicht nur der rasante „Starlight Express“– der wiederum wurde von vier durch den Saal Inliner fahrender Mädchen begleitet – begeisterte das Publikum. Bei „Barbara Ann“, einer der beiden Zugaben, klatschten die Musiker neben dem Griff in die Tasten zusätzlich den Takt mit.
Beim Chor Cantabile hatte auch dieses Mal wieder Jürgen Bruder den Part am Keyboard übernommen. „I will follow him“aus dem Film Sister Act hieß es gleich im Anschluss und voller Temperament, bevor der Chor die Gäste mit „Phantom of the Opera“in die düsteren Kellergewölbe der Pariser Oper führte. Hatten die Sänger dieses Mal auf Umhang und Maske verzichtet, waren beim Song „Hinterm Horizont“zumindest die Herren in den Vordergrund getreten – à la Udo Lindenberg, mit Sonnenbrillen und tief sitzenden Hüten. Dem folgte ein stilles und nachdenkliches Liebeslied: „Übern See“von Lorenz Maierhofer.
Zwei kleine Jubiläen gibt es übrigens auch: Die Musiker feiern in diesem Jahr ihr 30-Jähriges, die Sänger ihr 15-Jähriges. Grund genug, zu einem eigens auf den Chor umgetexteten Lied den Gästen ein Glas Sekt anzubieten: „Miteinander gehen, zueinanderstehen, unseren Chor als Einheit sehen.“Und dieses „Miteinander gehen“funktionierte hervorragend, wie es der Applaus des Publikums am Ende des Konzerts zeigte: Ein musikalischer Genuss oder kurz gesagt: Eine Matinee vom Feinsten. (wpet)