Echte Perspektiven schaffen
Wenn über die Flüchtlingskrise diskutiert wird, geht es meist ausschließlich um die Menschen, die nach Deutschland und Europa kommen. Vergessen wird dabei oft die Tatsache, dass die allermeisten Geflüchteten weltweit entweder in anderen Regionen des eigenen Landes oder in Ländern in der Nähe ihrer Heimat aufgenommen werden – in der Regel also in Weltgegenden, die ebenfalls von Armut, Perspektivlosigkeit und Krisen geprägt sind. 84 Prozent der fast 66 Millionen Flüchtlinge weltweit haben Zuflucht in Entwicklungsländern gesucht. Viele Syrer etwa leben in Nachbarländern wie dem Libanon, wo auf sechs Millionen Einwohner eine Million Flüchtlinge kommen. Deutschland und Europa dürfen die Entwicklungsländer mit dieser Herausforderung nicht allein lassen. Nicht nur, weil die Flüchtlingsströme in Richtung der Industrieländer des Nordens sonst immer weiter anschwellen werden. Sondern auch, weil neue Konflikte und humanitäre Katastrophen nie gekannten Ausmaßes drohen.
Die Bundesregierung mit ihrem Entwicklungsminister Gerd Müller hat in den vergangenen Jahren die Weichen in der Zusammenarbeit neu gestellt und die Mittel massiv aufgestockt. Zuerst geht es darum, schnell funktionierende Strukturen zu schaffen und die größte Not zu lindern. Mittel- und langfristig aber müssen durch Bildungsund Ausbildungsangebote echte Perspektiven geschaffen werden – das ist der richtige Weg.