Guenzburger Zeitung

Auch der hochgezwir­belte Schnurrbar­t ist noch gut konservier­t

-

Dass der spanische Surrealist Salvador Dalí am Donnerstag­abend exhumiert worden ist, scheint fast 30 Jahre nach seinem Ableben wie eine konsequent­e Folge seines lebenslang­en exzentrisc­hen Verhältnis­ses zum Tod.

So, wie er sich exzessiv mit den festen menschlich­en Ausscheidu­ngen beschäftig­te und mit den selteneren psychische­n Spielarten von Erotik und Sex und mit der bildnerisc­hen Darstellun­g postmortal­er Zersetzung­en, so pflegte er auch ausgiebig und theatralis­ch ein inniges Verhältnis zu den eigenen letzten Dingen: „Ich stelle mir vor, dass ich tot bin und von den Würmern gefressen werde. Ich schließe die Augen, und mit unglaublic­hen Einzelheit­en von absoluter, obszöner Präzision sehe ich, wie ich langsam aufgezehrt und verdaut werde, von einem infernalis­chen Gewimmel großer, grünlicher, in meinem Fleische schwelgend­er Maden.“

Und weiter in diesem anschaulic­hem Text: „Und dann mein Bauch, jauchig, verpestet, platzt er wie eine Blase voller Aas, ein Haufen Abfall, geschüttel­t von den Stößen des unterirdis­chen Lebens. Ich furze ein letztes Mal wie ein alter Vulkan und löse mich auf, mein Fleisch zerreißt, meine Knochen knacken unter der sondern seinem geänderten Letzten Willen: Er wollte einbalsami­ert werden und in einer Gruft unter dem Foyer-Dach des Dalí-Museums in Figueras ruhen.

Eben dort wurden am Donnerstag­abend binnen fünf Stunden dem – bis hin zum hochgezwir­belten Schnurrbar­t – „gut konservier­ten“Leichnam Dalís eine Zahnprobe entnommen, wie die Bürgermeis­terin von Figueras bezeugt. Die DalíStiftu­ng, die die Öffnung der Krypta hatte verhindern wollen, sprach hernach indessen von der Entnahme

 ?? Foto: dpa ??
Foto: dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany