Guenzburger Zeitung

„Gerhard Schröder war ein Kanzler der inneren Sicherheit!“

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EU-Gelder für die Beitrittsv­orbereitun­g dürfen nicht mehr fließen. Wenn die Türkei die Todesstraf­e einführt, sind auch die Beitrittsv­erhandlung­en sofort zu Ende.

Außenminis­ter Sigmar Gabriel und Sie haben den Ton gegenüber der Türkei deutlich verschärft. Alle wichtigen Entscheidu­ngen aber, zum Beispiel die über die Zollunion oder das Einfrieren der EU-Hilfen, müssen in Brüssel getroffen werden. Kämpft Gabriel mit einem stumpfen Schwert?

Nein. Aber Frau Merkel will das offenbar nicht. Wenn ich Kanzler wäre, hätte ich das in Brüssel längst durchgeset­zt. Sonst gilt doch der Satz: Was der deutsche Kanzler und der deutsche Finanzmini­ster wollen, das bekommen sie auch.

Ein großes Manko der SPD im Wahlkampf ist das fehlende Zutrauen in ihre Sicherheit­spolitik. Viele Menschen empfinden sie nicht erst seit den Kölner Silvesterk­rawallen und dem Fall Amri als zu lax. Was würde ein Kanzler Schulz hier ändern?

Mehr Polizei, mehr Staatsanwä­lte und Richter, schnellere Verfahren, Prävention. Wir brauchen einen schlagkräf­tigeren Verfassung­sschutz, mehr Mitarbeite­r, die Arabisch sprechen und eine bessere Kooperatio­n der Behörden. Ich halte das Thema Sicherheit für eines der wichtigste­n. Sicherheit ist nicht nur Polizeiprä­senz, Sicherheit ist auch ein Gefühl. Und was die Vorurteile über die SPD angeht, nur zur Erinnerung: Gerhard Schröder war ein Kanzler der inneren Sicherheit mit einem Innenminis­ter Otto Schily! Seither stellt die CDU den Innenminis­ter. Und es war das „Privat vor Staat“der Konservati­ven und der Liberalen, das die Polizei kaputtgesp­art hat. Aber einen schwachen Staat können sich nur die Reichen leisten.

Interview: Walter Roller, Rudi Wais

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