Guenzburger Zeitung

In Rom wird das Wasser knapp

Trockenhei­t Italien erlebt einen der heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufz­eichnungen. Vor allem den Bewohnern der Hauptstadt drohen nun drastische Maßnahmen

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Noch rauschen die römischen Brunnen, doch bald könnte es damit vorbei sein. „In Rom geht das Wasser zur Neige“, warnte nun der Präsident der Region Latium, Nicola Zingaretti, angesichts der anhaltende­n Hitze in Italien. Für den Fall, dass ein Krisengipf­el Anfang der Woche keine andere Lösung bringt, hat der Wasservers­orger Acea angekündig­t, vom kommenden Freitag an Hausanschl­üsse in einem Turnus von acht Stunden abzuklemme­n. Das italienisc­he Fernsehen verbreitet bereits Tipps zum sparsamen Umgang mit Wasser.

Das Land erlebt einen Ausnahmeso­mmer. Die Durchschni­ttstempera­tur im Juni lag 3,22 Grad über Mittelwert von 1971 bis 2000, übertroffe­n nur von der Hitzeperio­de 2003. Zugleich fiel im Juni kaum die Hälfte des üblichen Regens. Bei früheren Dürren galt ein Plan, der eine stufenweis­e Abschaltun­g der aufwendigs­ten Wasserspie­le in Rom vorsah. Damit scheint es längst nicht mehr getan zu sein. Acea-Präsident Paolo Saccani erklärte, bis zu anderthalb Millionen Bürger könnten in ihren eigenen Haushalten in Rom von der Rationieru­ng betroffen sein.

Das Problem: der Lago di Bracciano. Der malerische Kratersee 30 Kilometer nördlich von Rom gehört zu den wichtigste­n Trinkwasse­rreservoir­s der Hauptstadt. Wie viel er von ihrem Bedarf deckt, ist unklar – die Angaben reichen von acht Prozent bis zu über einem Viertel. Klar ist, dass sein Wasserspie­gel inzwischen über anderthalb Meter unter Normal gesunken ist. Die Behörden untersagte­n Acea deshalb, ab kommendem Freitag aus dem See Wasser für Rom zu entnehmen.

Bürger und Ortsverwal­tungen am See warnen seit Mai. Mit Acea verhandelt­en sie über die Entnahmequ­oten, Ende Juni drängte man auf ein Krisengesp­räch mit Roms Bürgermeis­terin Virginia Raggi. Die rief Acea auf, eine Lösung zu finden, um die Versorgung der Bürger, der Krankenhäu­ser und der Feuerwehr zu garantiere­n. Vonseiten des Wasdem serversorg­ers wird allerdings beteuert: Von den 160 Zentimeter­n, die der Pegel des Sees gesunken ist, gingen nur 18 Zentimeter auf das Konto der Römer. Regionalpr­äsident Zingaretti spricht dennoch von einer „Tragödie“. Im Fernsehen lud er sogar US-Präsident Trump nach Bracciano ein, „damit er kapiert, was es bedeutet, wenn man Klimaverei­nbarungen nicht einhält“.

Der Klimawande­l ist also schuld? Laut nationalem Versorgerv­erband Utilitalia sind in italienisc­hen Städten 40 Prozent der Rohre älter als 50 Jahre. Zwischen Pumpstatio­n und Wasserhahn gehen in Mittelital­ien demnach 46 Prozent des Wassers verloren. Burkhard Jürgens, kna

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