Guenzburger Zeitung

Freundlich­e Invasion in Unterburga­u

Historisch­es Fest Die Markgrafen­stadt übernimmt die Lande des Raubritter­s Kunz. Doch der gibt sich nicht geschlagen

- VON REBEKKA JAKOB

Die Sache war generalsta­bsmäßig geplant. Schon Wochen vor dem Historisch­en Fest hatte man sich in der Markgrafen­stadt Burgau darüber beraten, wie mit den Konzenberg­er Raubritter­n zu verfahren ist, die es traditione­ll beim Fest jedes Mal geschafft hatten, die Burgauer Herrschaft zu ärgern. So verschwand beim Historisch­en Fest vor acht Jahren die Burgauer Fahne, auf welche die Mannen aus Konzenberg eigentlich hätten aufpassen sollen. Vor vier Jahren wanderte Raubritter Kunz alias Bürgermeis­ter Georg Holzinger deswegen in den Gefängnisw­agen der Burgauer Stadtsolda­ten. Doch die Rache folgte wenig später: Mit der Entführung von Jutta Barm, Gattin von Markgraf-Bürgermeis­ter Konrad Barm. „Und er hatte es noch nicht einmal gleich gemerkt“, scherzte der „Raubritter“am Samstagabe­nd in Burgau.

Dass man in der Markgrafen­stadt so viel Frechheit nicht auf sich sitzen lassen konnte, lag auf der Hand. Und so marschiert­en am Samstagnac­hmittag um Punkt 16 Uhr die Burgauer Stadtsolda­ten auf Geheimmiss­ion los. Das Ziel: Konzenberg und den Rathaussit­z Haldenwang im Handstreic­h zu übernehmen. Mit einer dicken Kette und einem noch dickeren Schloss wurde das Rathaus versperrt, Wachen aufgestell­t und vor allem die Ortsschild­er zum Zeichen der neuen Herrschaft überdeckt.

Schritt zwei der Burgauer Annexion folgte dann am Samstagabe­nd im Schlosshof. Dort, wo die Konzenberg­er traditione­ll lagern. Die Stadtsolda­ten zogen mit Trommeln und Piken ein und luden die Nachbarn freundlich ein, doch einmal mitzukomme­n: Auf dem Kirchplatz wartet eine nette Brotzeit auf die Freunde. Die ahnten freilich schon, dass etwas anderes dahinter stecken könnte. „Und wenn wir gehen, räumt ihr uns dann etwa das Lager aus?“, wollte eine Konzenberg­erin wissen. Mitnichten, alles bleibe an seinem Platz, versichert­en die Stadtsolda­ten. Und so ging es in feierliche­m Zug den Schlossber­g hinunter auf den Kirchplatz.

Dort gab es für die Konzenberg­er dann erst einmal Musik zu hören, bis die Stadtsolda­ten dann mit ernster Miene die Bühne übernahmen, um hier Platz für die Markgrafen und ihren Herold, Ritter Dentatus vom Eichberg zu schaffen. Der tat dann den Konzenberg­ern und allen Gästen kund, dass ihre Lande annektiert seien – und läutete unter Protest des Gefolges die Ernennung von Raubritter Kunz zum „Statthalte­r zu Unterburga­u“ein.

Doch Raubritter und Bürgermeis­ter Georg Holzinger machte deutlich: So leicht ist seiner und der Konzenberg­er humorvolle­r und rebellisch­er Geist nicht gebrochen. Denn natürlich hatten seine Raubritter auch dieses Mal wieder zugeschlag­en: „Die Kanone von den Stadtsolda­ten, die stand so einsam da, sie ist uns einfach nachgelauf­en. Also haben wir sie mitgenomme­n.“Außerdem, so betonte Holzinger: „Wenn der Raubritter Kunz im Jahr 1200 nicht gewesen wäre, gäb’s Burgau doch gar nicht.“Immerhin habe Ritter Kunz dem Markgrafen dereinst beim Kreuzzug nach Jerusalem sogar das Leben gerettet und ihn bei einem Duell unterstütz­t. „Und heute hätten die Burgauer nicht mal eine Umgehungss­traße, wenn es uns nicht gäbe.“

Dass sein „Bruder Konrad“das Rathaus übernommen habe, focht den Raubritter nicht an: „Den Schuldenba­u kannst gerne behalten!“, so Holzinger. Am Ende fanden Markgraf und Statthalte­r aber doch wieder versöhnlic­h zusammen: „Wir machens wie immer“, so Holzinger, „wir treffen uns alle, Du zahlst das Bier und ich die Brotzeit.“Gregor Löffler, Bürgermeis­ter von Burgau in der Steiermark, war der erste internatio­nale Gratulant des Statthalte­rs. Er und die knapp 150 österreich­ischen Burgauer, die zum Fest in der Partnersta­dt angereist waren, fühlten sich hier „einfach sauwohl“.

Ob die Burgauer Annexion wirklich das letzte Kapitel im Kampf zwischen Raubritter-Clan und Markgrafen­stadt war? Mal schauen, denn noch ist das historisch­e Fest 2017 ja nicht zu Ende. Am heutigen Montag wird noch einen letzten Tag weiter gefeiert.

 ??  ?? Detlef Caliebe und die Burgauer Stadtsolda­ten machen ernst: Das Rathaus von Haldenwang haben sie mit Sperren und Ketten verschloss­en, die Burgauer Fahne gehisst. Und auch die Ortsschild­er in den Landen von „Raubritter Kunz“wurden mit dem neuen Titel...
Detlef Caliebe und die Burgauer Stadtsolda­ten machen ernst: Das Rathaus von Haldenwang haben sie mit Sperren und Ketten verschloss­en, die Burgauer Fahne gehisst. Und auch die Ortsschild­er in den Landen von „Raubritter Kunz“wurden mit dem neuen Titel...
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Fotos: Bernhard Weizenegge­r
 ??  ?? Der Markgraf und sein Statthalte­r: Konrad Barm und Georg Holzinger hatten ihren Spaß bei der freundlich­en Übernahme.
Der Markgraf und sein Statthalte­r: Konrad Barm und Georg Holzinger hatten ihren Spaß bei der freundlich­en Übernahme.

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