Guenzburger Zeitung

Klassenzim­mer auf dem Reiterhof

Projekt Gundremmin­ger Schüler erleben das Thema Pferde hautnah

- VON ANDREAS RAU

Auf dem Reiterhof von Britta Stütz in Schnuttenb­ach herrschte eine besondere Atmosphäre. Die zweite Klasse der Grundschul­e Gundremmin­gen nahm dort für eine Woche an einem Projekt teil, bei dem die Kinder das Thema Pferd sowohl theoretisc­h als auch ganz praktisch kennenlern­ten.

Die Idee kam Stütz selbst. Neben ihrer Arbeit am Pferdehof, den sie seit 2006 betreibt, absolviert­e sie vor einigen Jahren eine Ausbildung zur Hippolini-Reitlehrer­in. Hinter dem Begriff verbirgt sich ein spezieller pädagogisc­her Ansatz: Kinder im Grundschul­alter sollen das Thema Pferd möglichst ganzheitli­ch erfahren. Außer Grundwisse­n werden deshalb auch Kompetenze­n wie Motorik und Einfühlung­svermögen vermittelt, erklärte Stütz.

Das Projekt der Grundschul­e ist das erste auf dem Reiterhof, das die Prinzipien des Ansatzes aufgreift. Es bot sich an, weil auch Stütz’ Tochter die zweite Klasse in Gundremmin­gen besucht. Die Mädchen und Buben erledigten verschiede­ne Stationen auf dem Gelände weitgehend selbststän­dig. Vorher schlossen die etwa 20 Schüler mit Stütz eine Art Vertrag, bei dem etwa festgelegt wurde, wo sich die Zweitkläss­ler bewegen dürfen. „Ich bin begeistert, dass das so gut klappt“, sagte Andrea Brenner, eine der betreuende­n Lehrerinne­n. Viele Stationen bearbeitet­en die Kinder in einem Stadel, der mit Bänken und Pult für eine Woche zum Klassenzim­mer wurde. Manche Aufgaben unterschie­den sich kaum von klassische­n Schulübung­en. Eine Schülerin etwa malte verschiede­ne Futterarte­n eines Pferdes anhand einer Beschreibu­ng.

Das Fach Deutsch fand auf überrasche­nd sportliche Weise seinen Platz: Drei Buben warfen mit Wörtern beschrifte­te Bälle in Eimer, welche für verschiede­ne Wortarten standen.

Mit Verweis auf den fächerüber­greifenden Charakter der Woche, erklärte Brenner: „Neben den Tieren und der Umwelt sind auch die Wortarten im Lehrplan der zweiten Klasse verankert. Unser Ziel war es, einen außerschul­ischen Lernort zu schaffen.“Nebenan auf dem Reitplatz erlebten die Acht- bis Neunjährig­en Pferde hautnah.

Ein Mädchen führte im Schritttem­po eines der Tiere am Zügel, während eine Mitschüler­in auf dessen Rücken saß. Die Technik soll nicht nur die Koordinati­on verbessern, ebenso wird die Beziehung zu den Tieren gestärkt. „Die Kinder müssen deshalb die Pferde auch sauber machen und herrichten“, sagte Elternbeir­atsvorsitz­ende Corina Bobinger.

Zur Sicherheit ging eine Aufsicht des Reiterhofe­s stets neben den Schülern. Grund zur Sorge bestand laut Stütz aber nicht: „Meine Islandpfer­de sind relativ klein. Außerdem sind sie für solche Projekte geschult.“Nicht nur die Mädchen schienen sich auf dem Reiterhof wohl zu fühlen: „Ich finde den Pferdehof toll“, sagte einer der Buben. Auch Brenner und nicht zuletzt Stütz zogen eine positive Bilanz. Einer Wiederholu­ng des Projekts im kommenden Jahr scheint also nichts im Wege zu stehen.

 ?? Foto: Corina Bobinger/Elternbeir­at ?? Auf einem Reiterhof in Schnuttenb­ach hatte die zweite Klasse aus Gundrem mingen keine Scheu im Umgang mit den Pferden.
Foto: Corina Bobinger/Elternbeir­at Auf einem Reiterhof in Schnuttenb­ach hatte die zweite Klasse aus Gundrem mingen keine Scheu im Umgang mit den Pferden.

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