Steht die Gesundheitskarte vor dem Aus?
Medizin Alle relevanten Patienteninformationen sollen auf dem Chip gespeichert werden. Doch das Projekt kommt nur schleppend voran
beteiligten, „erfolgreich abgeschlossen“.
Den Optimismus des Gesundheitsministers teilen allerdings nicht alle. Bislang, sagen Praktiker, habe die elektronische Gesundheitskarte nicht die großen Erwartungen erfüllt, die man in sie gesetzt habe. Das Projekt sollte ursprünglich sowohl den Patienten wie dem Gesundheitssystem zugutekommen, den Menschen helfen und Milliarden einsparen.
Auf dem Chip, der bislang ausschließlich den Namen, das Geburtsdatum, die Anschrift und die Krankenversicherungsnummer des Versicherten enthält, sollte praktisch ten und den Gefahren eines Hackerangriffs. Die Kassen fürchteten, auf den Kosten für die Entwicklung sitzen zu bleiben. Die Träger des Gesundheitssystems, Kassen, Ärzte, Kliniken und Apotheker, warfen der Betreibergesellschaft Gematik vor, eine Technik entwickelt zu haben, die schon wieder überholt ist. Die Firma ihrerseits wies die Vorwürfe entschieden zurück und konterte, die technischen Anforderungen seien im Laufe des Verfahrens bis zu 150 Mal geändert worden, da seien Verzögerungen nicht zu verhindern.
Für Gesundheitsminister Gröhe kommen die Spekulationen um die Zukunft der elektronischen Karte zur Unzeit, sechseinhalb Wochen vor der Wahl will er keine Debatte über etwaige Versäumnisse führen oder gar das gesamte Projekt als gescheitert erklären. Er setzt darauf, dass ab dem Herbst planmäßig die notwendigen Geräte zum Auslesen der Daten in den Arzt- und Zahnarztpraxen installiert werden. „Für Ausstiegsszenarien gibt es überhaupt keinen Anlass.“
Auch die Kassen, die bislang viel Geld investiert haben, stellen sich demonstrativ hinter das Vorhaben. „Öffentliche Spekulationen über das mögliche Aus für die elektronische Gesundheitskarte sind kontraproduktiv und gehen an der Realität vorbei“, sagt Ulrike Elsner, die Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen. Die Ersatzkassen stünden zu dem Projekt. „Die bisherigen Verzögerungen sollten nicht dazu verleiten, dieses wichtige Projekt jetzt komplett infrage zu stellen.“
Sie ist der BER des Gesundheitswesens. So wie der Berliner Großflughafen als ewige Baustelle niemals fertig wird und eine Milliarde nach der anderen verschlingt, präsentiert sich auch die elektronische Gesundheitskarte als eine unendliche Geschichte, die zwar viel Geld kostet, aber ihrem Ziel nicht näher kommt.