Wie viel Jugend steckt in der EU?
Politik Unser K!ar.Texter wollte wissen, warum junge Leute noch an die europäische Idee glauben sollen. In Straßburg traf er sich für ein Interview mit dem schwäbischen CSU-Europaabgeordneten Markus Ferber
Warum ist Europa für Jugendliche wichtig?
Europa funktioniert heute an vielen Stellen ohne Grenzen. Jugendliche haben die Möglichkeit, im Rahmen der beruflichen Qualifikation im Ausland zu studieren. Außerdem haben wir heute eine EU, die den jungen Leuten als Arbeitsmarkt dient.
Wo setzt sich das EU-Parlament sonst noch für Jugendliche ein?
Wir versuchen, einen Rahmen zu schaffen, der das, was wir von zu Hause als selbstverständlich gewohnt sind, in ganz Europa selbstverständlich macht, zum Beispiel Rechtsansprüche oder eine gesetzliche Krankenversicherung.
Die Jugendarbeitslosigkeit ist ein großes Problem. Was für Lösungsansätze haben Sie?
Wir versuchen, Modelle, die sich zum Beispiel bei uns in Deutschland bewährt haben, auch auf andere Länder zu übertragen. Da sind wir auf einem ganz guten Weg. Es bedarf aber viel Überzeugungsarbeit, weil gerade Spanien, Italien, Griechenland, Frankreich oder Portugal sehr verschulte Berufsausbildungssysteme haben. Da sagen sich junge Menschen irgendwann, ich gehe lieber jobben und verdiene ein bisschen Geld. Und dann stehen sie ohne Ausbildung da.
Gibt es Möglichkeiten für Jugendliche, sich für die EU zu engagieren?
Da gibt es viele. Was mich nach dem Brexit-Referendum fasziniert hat, war die Bewegung Pulse of Europe, die auch in Deutschland sehr viele junge Menschen angesprochen hat. Bei den französischen Wahlen ist die junge Generation aufgestanden, um einen proeuropäischen Kandidaten zu unterstützen. Viele haben sich gesagt: Das Europa, wie ich es vorfinde, will ich behalten und weitergestalten. Das ist die schönste Form von Engagement. Man kann aber auch beim europäischen Freiwilligendienst sein Freiwilliges Soziales Jahr ableisten und sich so für die EU engagieren. Sie haben gerade den Brexit angesprochen. Glauben sie noch an die EU?
Ja. Wenn man 23 Jahre hier arbeitet und seinen Glauben verloren hat, dann sollte man zurücktreten. Jugendliche sollten trotz aller Schwierigkeiten also noch auf die EU vertrauen?
Die Europäische Union ist manchmal sehr schwerfällig, gerade wenn man das Thema Bewältigung der Flüchtlingskrise ansieht. Aber warum ist sie eigentlich so schwerfällig? Weil die Mitgliedsstaaten bremsen. Man muss nicht wahnsinnig euphorisch sein und sagen, es sollte alles auf europäischer Ebene gelöst werden. Es gibt eine Reihe von Dingen, die man in Bayern schon anders macht als in BadenWürttemberg. Und das ist auch gut so. Aber es gibt eben auch eine Reihe von Dingen, die wir alleine gar nicht mehr stemmen können. Sich auf diese Aspekte zu konzentrieren, hat keiner so gut verstanden wie die junge Generation. Wir brauchen das dringend, um nationale Egoismen zu überwinden.
Interview: Maximilian von Linden